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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 26 von 133

 

5 Prozent der Ausstellungen sind frauenrelevant, 95 Prozent sind für Frauen offenbar unwichtig. Was sind diese 5 Prozent frauenrelevante Ausstellungen? Die Ausstellung Dualismen in der Otto-Wagner-Halle am Karlsplatz, sehr klein, wer sie kennt, über das Künstlerehepaar Friedrich. Und dann, man höre und staune, Way to Walk, Schuhgeschichten und Wiener Couture. Also, das sind die frauenrelevanten Ausstellungen der Wiener Museen. Wer da nicht wirklich ein bisserl aufschreit und sagt, das ist doch eine Missachtung der Frau zu behaupten, das sind die für Frauen wichtigen Ausstellungen, alle anderen nicht, dann ist nämlich das diskriminierend und da sollte man einmal selbst bei den eigenen Berichten anfangen und nicht Gesellschaftspolitik auf Kosten der Steuerzahler machen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Und damit bin ich schon am Ende der Behandlung des Rechnungsabschlusses. Der Wildwuchs der Subventionen, der mittlerweile auch schon dem Stadtrat offensichtlich geworden ist und er daher Änderungen ankündigt, Gesellschaftspolitik wo man hinschaut, das Publikum, das, um das Wort wieder zu verwenden, offenbar nicht relevant ist für die Wiener Kulturpolitik, all das ist wirklich Grund genug, den Rechnungsabschluss abzulehnen.

 

Nun komme ich aber zu dem bereits angekündigten Antrag, den wir hier zu einem anderen Thema einbringen, das jedoch auch für den Umgang mit der Geschichte und damit auch mit der Frage, wie man gesellschaftspolitisch an Dinge herangeht, wesentlich ist.

 

Es geht um die fragwürdige und umstrittene Aberkennung der Ehrengrabwidmung für den gefallenen Luftwaffenmajor Walter Nowotny, die eine heftige Diskussion über eine solche Vorgangsweise ausgelöst hat. Die Diskreditierung von Angehörigen früherer Generationen, die in den Geist und die Umstände ihrer Zeit hineingeboren waren, wird stets problematisch sein, so nicht persönlich schuldhaftes Verhalten erkennbar ist. Und um das geht es. Konkretes verbrecherisches Handeln dagegen ist natürlich zu verurteilen.

 

Es gibt wohl nur wenige mit einem Ehrengrab Gewürdigte, wo sich aus Sicht unserer Gegenwart nicht auch Einstellungen finden, die viele heutige Zeitgenossen als unannehmbar beurteilen.

 

Gehen Sie in sich und denken Sie an die Ehrengräber, an die Denkmale in Wien und dann denken Sie daran, was wir an diesen Menschen aus heutiger Sicht auszusetzen hätten. Ein Blick auf herausragende Persönlichkeiten in Österreichs Geschichte von der Monarchie bis in die Zweite Republik wird das bestätigen.

 

Die Äußerungen des heutigen Zeitgeists als Maßstab für die Beurteilung lange Verstorbener zu nehmen, zeugt nicht zuletzt von Selbstüberschätzung der eigenen Meinung. Aus dieser Einstellung heraus aber die Aberkennung von Ehrengrabwidmungen vorzunehmen, ist ein Akt der Intoleranz.

 

Die gefertigten Gemeinderäte stellen daher gemeinsam mit den Mitunterzeichnern, nämlich Mag Heidemarie Unterreiner, Mag Gerald Ebinger, Barbara Schöfnagel und mir, den nachfolgenden Beschlussantrag:

 

“Hinsichtlich des Bestandes von Ehrengräbern in Wien soll eine Rücknahme von Ehrengrabwidmungen nur bei gesichertem Vorliegen von persönlicher Verstrickung des Verstorbenen in verbrecherische Taten und Handlungen möglich sein.

 

Die Aberkennung einer einmal erfolgten Widmung als Ehrengrab kann nicht auf Grund bloßer Meinungsäußerungen des Verstorbenen erfolgen, die sich aus dem damaligen Zeitgeist und den zeitbedingten politischen Überzeugungen der Vergangenheit ergeben. Eine Wertung aus der heutigen gesellschaftlichen Situation und dem Wissen und den Erfahrungen unserer Zeit heraus, stellt keinen tauglichen Maßstab einer Beurteilung dar.“

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrages beantragt. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Zankl.

 

GRin Inge Zankl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Herr Vorsitzender des Kulturausschusses! Meine Damen und Herren!

 

Ich habe mich jetzt über Kollegen STEFAN amüsiert. Der Frauenkulturbericht war schon notwendig, weil Sie sich dadurch einmal intensiv mit dem Thema Frauen beschäftigt haben. Es ist vielleicht nur für Männer unerfreulich, dass es einen Frauenbericht gibt, für Frauen ist es sehr erfreulich. Der Frauenkulturbericht ist Statistik, es ist ganz wichtig und macht die Frauen, die in der Kultur tätig sind, sichtbar. Und wenn Sie jetzt sagen, es sind zu wenig Dirigentinnen aufgetreten, dann werte ich das als positives Beispiel, dass wir das nächste Mal mehr Dirigentinnen engagieren können.

 

Das ist aber nur ein kleiner Schritt, weil die Kultur ist zu einem großen Teil weiblich und wir bemühen uns sehr, dass noch viel mehr Frauen kulturell tätig sein können. Ich werde dann in meinen Ausführungen noch bei jedem Kapitel darauf eingehen.

 

Eine Frage habe ich jetzt. Wie kann die Stadt Wien kreativen Menschen helfen, kreativ tätig zu sein und damit auch langfristig ihre Existenz zu sichern. Die Antwort weiß ich auch. Mit der Creative Industries Offensive. Diese Creative Industries Offensive ist keine direkte Kulturförderung, sondern eine strukturelle Förderung im Wirtschaftsbereich, damit kreative Unternehmerinnen und Unternehmer leichter eine wirtschaftliche Basis finden, um kreativ bleiben zu können.

 

Erstmals in Österreich wird schon im Vorfeld dieser neuen Fördermaßnahme Kontakt zu den Förderungsnehmern gesucht und Ende Mai haben erstmals in Wien Open Space Konferenzen für Unternehmen in den Bereichen Musik, Multimedia, Mode und Design stattgefunden.

 

Dabei wurden von den Teilnehmern über 40 Projektvorschläge für diese neue Wirtschaftsförderung ausgearbeitet.

 

Derzeit läuft ein Call „Multimedia Vienna 2003“, inhaltlicher Schwerpunkt sind Projekte, die sich mit dem Mozartjahr 2006 auseinandersetzen. Eine Antwort auf die Frage der Opposition, was tut die Stadt zum

 

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