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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 133

 

Wasser hinunterrutschen lassen?, oder was auch immer, dann sage ich: Ob es dringend ist, wissen wir nicht, ein Notfall ist es auch nicht, aber es ist eine technische Hilfsleistung. Aber eine technische Hilfsleistung, vor der ÖVP-Zentrale aufzuspritzen, ist, glaube ich, nicht mit dem Gesetz zu vereinbaren. Das ist der einzige Grund, warum ich mich der Argumentation anschließen kann, dass hier ein Missstand vorliegt, für den es eine politische Verantwortung gibt.

 

Kollegin Vassilakou! Frau Stadträtin, du hast mir ein Stichwort gegeben: "wegen des Gesangs". Ich weiß nicht, welches Lied sie gesungen haben, aber ich sage dir in einem Satz ein Wiener Lied, das ordinär ist. Ich darf es nicht singen, weil Herr Vorsitzender Hundstorfer vorhin gesagt hat, dass wir nicht singen sollen. Ich bringe dir nur den Refrain als Zitat. Es ist das Lied "Wiener Glasscherbentanz", darin heißt es: "Auf der Gass'n Madl'n paschen, schönen Frauen 's Geld verhauen, wenn man's eana wega nimmt, bisserl an die Gurg'l spring, haun's die Fiaß in d'Höh' und schrei'n juchhe!" Also ein klassisch sexistisches Lied - abzulehnen, das würde heute nicht mehr komponiert werden! Es wird vielleicht beim Wiener Heurigen gesungen, aber nicht mehr komponiert. Ich verwende das nur als Überleitung, um auf den nächsten Tagesordnungspunkt einzugehen, in dem ich über das Prostitutionsgesetz sprechen möchte. Denn man soll über die Frau Stadtrat nicht nur negative Dinge, sondern auch etwas Nettes sagen.

 

Frau Stadträtin! Wir führen zur Zeit noch eine interessante Debatte über die Frage der Novelle zum Wiener Prostitutionsgesetz. Sie haben früher Standpunkte vertreten, die in Richtung schwedisches Modell gegangen sind, die sich mit der Frage beschäftigen: Freierbestrafung, Bestrafung der Aufpasser, weil es nicht ausreicht, gegen die illegale Prostitution sonst vorzugehen. Sie haben diesen Standpunkt revidiert, wie Sie mir schriftlich und auch in einer interessanten Debatte begründet haben, und haben gesagt, dass wir über dieses Gesetz noch diskutieren werden. Dank Ihrer Bereitschaft und auch der Unterstützung von Ausschussvorsitzendem Kollegen Schuster werden wir dieses Prostitutionsgesetz noch in rascher Zeit angehen, wofür ich Ihnen dankbar bin. Vielleicht gibt es da Standpunkte, in denen wir uns annähern können, weil es einfach ein geschlechterspezifisches Thema ist, ein Thema über Geschlechterpolitik, letztendlich auch über Frauenpolitik und über Sicherheitspolitik, wobei es darum geht, Missstände abzustellen, auch wenn der Landesgesetzgeber nicht der Einzige ist, der es kann. Einstweilen sind wir noch säumig, daher im Rechenschaftsbericht zwar danke für die Bereitschaft, es zu diskutieren, aber beginnen wir es auch bald!

 

Ich möchte mit einem dritten Punkt fortsetzen, zu dem mich nicht nur mein Klub, sondern auch Kollege Chorherr motiviert hat. Er hat in der letzten Frauendebatte gesagt, wir Männer sollten auch zu Frauenthemen sprechen und uns dazu etwas überlegen. Ich bewege mich nicht nur auf so dünnem Eis wie er - ihm fällt es leichter, dass, wenn er einen Blödsinn sagt, dieser nicht schlecht aufgenommen wird. Ich bin einfach auf einem schmalen Grat, ich gebe es zu, und vielleicht werde ich heute im Zuge der Frauendiskussion diesen Grat das eine oder andere Mal links oder rechts mit mehreren Füßen überschreiten. Ihr Verständnis voraussetzend, werde ich es dennoch tun.

 

Ich habe mir überlegt: Was kann ein Mann zur Frauenpolitik sagen? - Ich habe etwas Richtiges und etwas Falsches getan: Ich habe meine Frau gefragt. (GRin Josefa Tomsik: Oje!) Wie immer, wenn Männer nicht weiter wissen, fragen sie ihre Frau. Das Falsche war zu glauben, dass meine Frau typisch für alle Frauen ist, womit auch gleich das Argument klar war: Nicht alle Frauen wollen dasselbe. Richtig war es trotzdem, weil ich ihr zugehört habe und versucht habe, ihren Standpunkt zu verstehen.

 

Das Problem der Kulturgeschichte im Geschlechterkampf zwischen Männern und Frauen ist vermutlich, dass die Standpunkte sich nie verstehen werden. Daher ist es zwar nicht sinnlos zu versuchen, sie anzugleichen und anzunähern, aber es ist mühsam, und es muss nicht unbedingt zu einem Ergebnis führen. Aber der Versuch mag im Sinne griechischer Philosophie berechtigt sein. (Zwischenruf der GRin Sonja Kato.) Bitte, Frau Kato, Sie sprechen nach mir. Ich danke Ihnen herzlich dafür, gehen Sie darauf ein. (GRin Sonja Kato: Es liegt mir schon so viel auf der Zunge!) Das fasse ich jetzt als Kompliment auf. Danke, das ist wirklich nett, ich nehme das gerne auf.

 

Die Frage ist: Was kann überhaupt frauenspezifisch erfasst werden, um es auch frauenspezifisch erfassen zu müssen, auch am Beispiel von Gesetzen? Kollege Chorherr - ohne ihn wirklich zu verkürzen - hat letztes Mal davon gesprochen, dass man sich in die Lage von Frauen versetzen soll. Er hat andere Argumente auch gehabt, aber: Man soll sich in die Lage von Frauen versetzen, indem man sich in typisch frauenspezifische Arbeiten - die ihnen einfach historisch zugekommen sind, zugeordnet wurden, unangenehmerweise oder sonst etwas - versetzt.

 

Da habe ich meine Frau gefragt, und sie sagt: Nein, über das Bügeln definiert sie sich nicht! Ich habe auch früher immer selber gebügelt, weil ich lange Junggeselle war und weil ich eine sozialdemokratische Mutter habe, die mich als emanzipierte Frau ordentlich erzogen hat. Da habe ich das alles immer selbst gemacht. Seit ich verheiratet bin, mache ich das nicht mehr. (GRin Josefa Tomsik: Das ist aber ein Fehler!) Das ist vermutlich ein Fehler, aber meine Frau sagt trotzdem: Um sie zu verstehen, muss ich mich nicht über das Hemdenbügeln definieren, weil sie sich auch nicht über das Hemdenbügeln definiert. Ihr wäre im Sinne der gemeinsamen Hausarbeit lieber, ich würde das machen, was Männer besser können, nämlich schwere Sachen tragen. (GR Dr Wilfried Serles: ... Bandscheiben!) Da ich grundsätzlich ein fauler Mensch bin, motiviert sie mich immer dazu, die schweren Flaschen und die anderen Sachen zu tragen. Das ist im Sinne der Hausarbeit vielleicht angenehmer, als Staub zu saugen oder zu glauben, durch dreimaliges Ausräumen des Geschirrspülers hat man schon

 

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