Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 128 von 133
Kontrolltätigkeit und gerade die Arbeit des Kontrollamtes
der Stadt Wien eine derart wichtige und wesentliche ist, dass man durchaus bei
der Präsentation dieses Tätigkeitsberichtes und bei der Diskussion darüber
nicht das Tageslicht scheuen sollte. Ich glaube, es wäre ein guter Vorschlag,
dass sich einmal die vier Fraktionsobmänner zusammensetzen und eine Möglichkeit
suchen sollten, diesen Tätigkeitsbericht des Wiener Kontrollamtes so zu präsentieren,
dass auch die Öffentlichkeit zumindest von der Information her und von der
Diskussion her etwas mitbekommt, wenn nicht sogar an dieser Diskussion
teilhaben kann.
Das Kontrollamt hat eine wichtige Aufgabe, und das
Kontrollamt selbst und der Bericht selbst hat einfach ein Recht auf
Öffentlichkeit. Ich glaube, das sind wir uns allen schuldig, und ich glaube,
wir sollten auch die Arbeit des Kontrollamtes dementsprechend würdigen.
Von dieser Stelle auch mein Dank an alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kontrollamtes und an den
Kontrollamtsdirektor. Es wurde, wie in den Jahren zuvor schon immer,
hervorragende Arbeit geleistet. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle. (Allgemeiner Beifall.)
Ich möchte
einen Punkt herausgreifen. Ich werde mich nicht allzu lange dabei aufhalten.
Was immer wieder aufgefallen ist: Bei Kontrollamtsberichten, egal, in welcher
Deutlichkeit sie ausgefallen sind, mangelt es oftmals und immer öfter an den
notwendigen Konsequenzen in den geprüften Abteilungen. Es wird zwar immer
wieder darauf hingewiesen, was alles geändert, verändert und verbessert werden
sollte, welche Missstände in den einzelnen Dienststellen gefunden wurden, sei
es menschliches Versagen, sei es einfach ein Fehler im System, der durch das
Kontrollamt aufgezeigt wurde. Dann werden die Konsequenzen besprochen, werden
auch oftmals schriftlich festgehalten, dann gibt es die Diskussion im
Kontrollausschuss, dann gibt es einen meist sehr einsichtig und sehr
verständnisvoll wirkenden Ressortverantwortlichen oder eine
Ressortverantwortliche, dann gibt es meist einen sehr verständnisvoll wirkenden
Abteilungsleiter. Und wenn man sich dann nach einem halben, dreiviertel Jahr
nochmals genauer mit der Sachlage beschäftigt, kommt man drauf, dass das alles
im Kontrollausschuss oder sehr oft im Kontrollausschuss nicht viel mehr als
Lippenbekenntnisse gewesen sind, um einerseits vielleicht Ruhe zu bewahren bei
den Mitgliedern des Kontrollausschusses, um auf der anderen Seite dem
Kontrollamt zu signalisieren, ja selbstverständlich werden wir dem nachkommen,
was da vorgeschlagen wurde, um schlussendlich, und jetzt sage es ein bisschen
wienerisch, so weiterzuwurschteln, wie man es eigentlich gewohnt ist, und nicht
das zu tun, was eigentlich das Kontrollamt von einem verlangt hat oder als
guten Rat mit auf die Reise gegeben hat .
Dieses Ignorieren der Kritik hat sich in letzter Zeit
leider als Standard fast schon eingeschlichen. Ich glaube, dass einfach die Arbeit
des Kontrollamtes und die berechtigte Kritik viel ernster genommen werden muss
als bislang, ernster genommen von den politisch Verantwortlichen, die allesamt
immer in den Kontrollausschüssen beteuern, dass alles viel besser wird und
alles ganz anders wird, und ernster genommen von den
Abteilungsverantwortlichen, die meist dann sehr betroffen dort sitzen und Stein
und Bein schwören, dass jetzt alles anders wird.
Wenn wir uns alle hier herinnen ernst nehmen wollen
in Zukunft und auch politische Verantwortung vorleben wollen, dann müssen wir
und sollen wir diese Hinweise des Kontrollamtes, diese Kritik des Kontrollamtes
auch tatsächlich ernst nehmen und alles daransetzen, diese Kritikpunkte in
Zukunft hintan zu halten und die Verbesserungsvorschläge tatsächlich
umzusetzen. Denn ansonsten ist es nicht mehr als eine Beschäftigungstherapie
und verliert an Ernsthaftigkeit, und ich glaube, das ist das Schlimmste und das
Schlechteste, was uns allen passieren kann, wenn eine Kontrollinstanz im Haus
von den Kontrollierten und von den politisch Verantwortlichen nicht mehr ernst
genommen wird.
In diesem Sinne bitte ich alle Verantwortlichen in
den Abteilungen, aber auch alle amtsführenden Stadträtinnen und Stadträte, die
Kritik des Kontrollamtes ernst zu nehmen, daran zu arbeiten, dass die
Kritikpunkte und die Vorschläge auch tatsächlich in den politischen Alltag
Eingang finden, denn nur so kann gewährleistet werden, dass auch in Zukunft mit
Stolz auf das Kontrollamt geblickt werden kann und dass hier ein Bericht vorgelegt
wird, den alle wohlwollend und mit großer Ernsthaftigkeit zur Kenntnis nehmen.
– Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist der Herr GR
Prochaska. Ich erteile es ihm.
GR Johannes Prochaska
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Vorsitzende! Herr Vorsitzender des Kontrollausschusses! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Bevor ich versuche, dem Plenum mit all den – und wir
haben es gezählt – 1 800 Seiten des Kontrollamtsberichtes bekannt zu
machen beziehungsweise mit Hilfe der anderen Oppositionsrednern diesen
Kontrollamtsbericht der Mehrheit nahe zu bringen, möchte ich denn doch auf ein
Detail der heutigen Debatte am Tag zurückkommen mit ein paar persönlichen
Sätzen, weil ich auch angesprochen wurde.
Vielleicht kennen Sie alle die Erzählung von einem
Geisterfahrer, der auf der nächtlichen Autobahn dahindüst und im Radio hört:
"Achtung! Achtung! In der Richtung der Autobahn ist ein Geisterfahrer
unterwegs!" Und er beugt sich zu seiner Mitfahrerin und sagt: "Wos
haßt ana? Dutzende sind unterwegs!"
Und wissen Sie, daran hat mich die Frau StRin Brauner
erinnert, die Frau StRin Brauner, die sich von den Männern und insbesondere von
ganz bestimmten in einer ganz bestimmten Weise verfolgt fühlt, weil sie eine
Frau sei. Statt sich zu überlegen, wie sie auf der Autobahn unterwegs ist, ob
in der richtigen Richtung, statt sich zu überlegen, hat sie sich jämmerlich,
kläglich auf ein sexistisches Argument zurückgezogen, weil sie gar nicht daran
denkt oder nicht begreift, dass ihre
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