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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 49 von 57

 

gedrungen, und dann war natürlich Schadensbegrenzung angesagt. Und das ist etwas, mit dem eine absolut regierende SPÖ, nämlich mit Schadensmanagement, nicht wirklich etwas am Hut hat. Also da sind halt ein paar Fehler passiert. Da hat halt einer einmal „Hü“ und der andere „Hot“ gesagt, und der Dritte ist überhaupt auf Urlaub gewesen ist, und wie er zurückgekommen ist und eine ehrliche Antwort gegeben hat, in Person des Herrn StR Rieder, war plötzlich der Pallawatsch beisammen und keiner hat sich mehr ausgekannt, bis der Herr Bürgermeister im wahrsten Sinne des Wortes die Notbremse gezogen hat, einmal alle Signale auf Rot gestellt und gesagt hat: "Stop, wir müssen uns das nochmals ansehen."

 

Und da geht es um einen Satz oder eine Aussage vom Herrn Bürgermeister, wohlgemerkt zur MA 56. Ich will Ihnen das an Hand von ein paar Beispielen klarmachen. Vielleicht ist das dann für viele einfacher zu verstehen, um was es geht, um welche Belastungen es geht, die auf der einen Seite vom Bund kommen, auf der anderen Seite aber auch von der Stadt Wien nicht abgefedert werden, sondern vielmehr noch verstärkt werden.

 

Er hat gesagt: Bei der MA 56 ist alles unentgeltlich. Und da hat er alles aufgezählt, vom Lineal über die Hefte bis zu den Bleistiften und alles, was in den Schulen notwendig ist. Er hat ein paar Ausnahmen gesagt. Nur, ich musste in den letzten Wochen miterleben, durch Informationen von Eltern von Volksschulkindern, von Hauptschulkindern, dass halt nicht mehr alles so ganz unentgeltlich ist. Zwar, ein bissel unentgeltlich ist es eh noch, aber so ganz unentgeltlich ist es nicht mehr.

 

Da gibt es nämlich einen Stundenplan in der vierten Klasse Volksschule, da steht das Fach Englisch drauf. Es ist richtig und wichtig, dass auch in den Volksschulklassen bereits mit einer zweiten lebenden Fremdsprache begonnen wird. Für dieses Unterrichtsfach Englisch haben die Volksschullehrerinnen und Volksschullehrer eine Unterrichtsmappe zur Verfügung, die für die Schüler kopiert werden kann. Diese Lernblätter sollen für die Schüler kopiert werden. Das Problem ist aber, dass die Lehrer der einzelnen Klassen die Kopien verrechnen müssen, weil es nur mehr ein gewisses Kontingent an Kopien für die Schule gibt, und mit diesem Stecker, den man dort hineinstecken muss in den Kopierer, muss jede Lehrerin und jeder Lehrer genau belegen, für was er das braucht, und alles, was darüber hinausgeht, muss aus der Klassenkassa bezahlt werden.

 

Und jetzt gäbe es ein Englischbuch. Das würde auch einen Sinn machen. Ich gehe davon aus, dass mir der Herr Bürgermeister Recht gibt, dass, wenn man einen Gegenstand Englisch benennt in einer Volksschule, auch ein Buch sehr viel Sinn machen würde. Wie im Lesen ein Lesebuch und wie halt in Rechnen ein Rechenbuch sehr viel Sinn macht, würde auch in Englisch ein Englischbuch sehr viel Sinn machen. Nur, dieses Buch gibt es nicht als Schulbuch von der MA 56, sondern die Lehrerin hat sich hingestellt vor der versammelten Klasse, der war es auch peinlich, und hat den Eltern gesagt: Wir hätten ganz gern dieses Englischbuch, weil das ist toll, das brauchen wir für den Unterricht, das mit dem Kopieren, das ist alles so kompliziert, da müssen wir extra rechnen, Klassenkassa, ich muss wieder einkassieren und, und, und. 7 EUR kostet das Buch. Liebe Eltern, zahlt es selbst, wir bekommen es nicht.

 

Und das ist halt eine interessante Sache. Entweder ich zahle die Kopien von diesem Blattl, das kopiert wird, inklusive der Fehlkopien, das ist überhaupt eine ganz supertolle Regelung. Nein, es reicht ja, dass die Eltern zu uns kommen und zu mir kommen, mir das erzählen, und man erlebt es mit. (VBgmin Grete Laska: Die Lehrer haben einen Beschluss gefasst, welche Bücher gekauft werden!) Ja, und welche sie

 

auslassen können und für welche die Kosten auf die Eltern, auf den Elternverein oder auf wen immer überwälzt werden. (VBgmin Grete Laska: Sie sollten sich genauer informieren!) Ich brauche mich nicht genauer zu informieren. Ich habe es hautnah miterlebt, liebe Frau Stadträtin. Und Sie können noch lang und breit erklären, Beschluss hin oder Beschluss her. Entweder zahlen die Eltern die Kopien, weil nur ein gewisses Kontingent an Kopien im Jahr für die Klasse zur Verfügung steht, oder sie zahlen das Englischbuch. Beides in derselben Summe, in der Jahressumme. Jetzt weiß ich schon: 7 EUR, mein Gott na, was sind schon 7 EUR. Es gibt aber Familien, die haben vielleicht zwei oder drei Kinder. Das sind dort 7 EUR, das sind einmal 11,50 EUR und einmal 8,25 EUR. Und dann kommt das dazu und kommt das dazu. Und Sie wissen es ganz genau, wie es ist beim Schulbeginn, dass plötzlich Kosten entstehen, wo sehr, sehr viele Familien in dieser Stadt eigentlich nicht wissen, wo sie sich dieses Geld abzwicken sollen.

 

Aber, um jetzt nicht nur auf den Wiener Bereich loszugehen. Da ist der Bund keine rühmliche Ausnahme. Das sind genau solche Patscherln. (VBgmin Grete Laska: Wie ist es in der Theodor-Kramer-Schule?) Theodor-Kramer-Schule. Gutes Beispiel. Ich lade Sie ein, dort hinzugehen. Theodor-Kramer-Schule, Gymnasium, neu, Bund, neue Klassen, neu eingerichtet, neue Tische, neue Schulbänke. Komischerweise fehlen bei diesen ganzen Tischen die Fachbretter. Es sind keine Fachbretter drinnen. Nur die Tischplatten. Es gibt kein Fachbrett drunter. Eine von den Eltern fragt dort am ersten Elternabend: "Kommen die noch? Oder gibt es die nicht?" Sagt der Klassenvorstand: "Das war eine schwierige Entscheidung." Es ist nämlich darum gegangen, ob er einen Videorekorder für die Klasse nimmt oder die Fachbretter. Die Klassenlehrer haben sich für den Videorekorder entschieden, und die Eltern, deren Kinder gerne ein Fachbrett hätten, werden gebeten, 11,50 EUR zu bezahlen für das Fachbrett inklusive der Montage desselben.

 

Das ist die Bundesschulpolitik, die sich in keinster Weise von der Wiener Politik unterscheidet. Dort wird gespart, und da wird gespart. Dort wird genommen von den Eltern, und da wird genommen von den Eltern. Im Prinzip ist es den Eltern blunzwurscht, ob das jetzt ein Euro ist in einer Bundesschule oder in einer Pflichtschule, die er ausgeben muss. Er muss es ausgeben, er muss es für den Schulbesuch seiner Kinder, für den

 

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