Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 63
(Beginn um 11.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf Sie alle recht herzlich zur heutigen Sitzung
des Wiener Gemeinderats begrüßen.
Ich darf diese für eröffnet erklären und mitteilen,
dass Herr GR Barnet, Herr GR Hufnagl und Herr GR Walter Strobl entschuldigt
sind.
Gemäß § 21 Abs. 4 der Stadtverfassung wurde
ein Verlangen des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien auf Einberufung einer
Sitzung des Gemeinderats zum Thema "skandalöse und menschenverachtende
Missstände im Geriatriezentrum Wienerwald durch Versäumnisse der
Gesundheitspolitik der SPÖ-Stadtregierung" eingebracht.
Der Herr Bürgermeister hat in Entsprechung des
§ 21 Abs. 4 der Stadtverfassung im Zusammenhalt mit § 8 der
Geschäftsordnung zu dieser heutigen Sitzung eingeladen.
Gemäß § 59b Abs. 2 der Wiener
Stadtverfassung gebe ich bekannt, dass von den GRen Dr Matthias Tschirf, Dr
Johannes Hahn, Dr Sigrid Pilz, Mag Christoph Chorherr, Dr Wilfried Serles und
Mag Hilmar Kabas ein Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission
betreffend gravierender Missstände bei der Pflege von alten Personen und
Personen mit Behinderung im Verantwortungsbereich der Gemeinde Wien eingebracht
wurde.
In Entsprechung der Bestimmungen der Wiener
Stadtverfassung wurde Ihnen dieser Antrag in vollem Wortlaut bekannt gegeben.
Die Debatte über diesen Antrag wird
geschäftsordnungsgemäß durchgeführt werden.
Von den GRen Dr Johannes Hahn, Ingrid Lakatha und
Ingrid Korosec wurde eine Anfrage an die Frau amtsführende Stadträtin der
Geschäftsgruppe Gesundheits- und Spitalswesen betreffend "skandalöse und
menschenverachtende Missstände im Geriatriezentrum Wienerwald durch
Versäumnisse der SPÖ-Gesundheitspolitik" gerichtet. Das Verlangen auf
dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von
Gemeinderäten und Gemeinderätinnen unterzeichnet.
Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird
die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung
erfolgen.
Die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe
Gesundheits- und Spitalswesen hat sich gemäß § 16 der Geschäftsordnung zu
einer Mitteilung betreffend "Pflege in Wien" zum Wort gemeldet.
Bevor ich der Frau Stadträtin das Wort erteile,
möchte ich von dieser Stelle aus die vier Klubobleute zu einer Sitzung um
13.00 Uhr einladen, damit wir über die Behandlung eines in der heutigen
Sitzung voraussichtlich eingebrachten Antrags noch ordnungsgemäß reden und eine
stadtverfassungsgemäße Behandlung vornehmen können.
Nun, Frau Stadträtin, darf ich um die Mitteilung
ersuchen. Ich darf bemerken, die Redezeit ist mit 40 Minuten begrenzt.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Sehr
geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen
und Herren!
Ich werde jetzt ausführlich zu den Fehlern und
Unterlassungen, die uns entsetzen und betroffen machen, Stellung nehmen. Ich
will und werde auch nicht leugnen, dass es sich um Fehler und Unterlassungen
gehandelt hat. Ich werde aber ebenso ausführlich über die Maßnahmen berichten,
die wir sofort einleiten, um die Lage der pflegebedürftigen Menschen zu
verbessern. Ich will Ihnen auch in Erinnerung rufen, dass wir in den letzten
zehn Jahren enorm in das Pflegesystem investiert haben. Und ich werde darüber
sprechen, dass es Probleme gibt, die wir in der Stadt Wien allein nicht lösen
können.
Wenn die Regierung das rote Wien aushungert, geht es
zu Lasten der alten Menschen in dieser Stadt. Wenn die Regierung kein
Pflegepersonal aus dem Ausland nach Österreich lässt, geht das auf den Rücken
der alten Menschen. Darum sollten sich die Wiener Abgeordneten der
Bundesregierungsparteien endlich mit unseren älteren Angehörigen solidarisch
zeigen, etwas für sie zu tun. Gehen Sie zu Ihren Parteifreunden in der
Bundesregierung und sagen Sie ihnen das! Opfern Sie die alten Menschen in Wien
nicht der Parteipolitik! Sagen Sie das dem Kanzler, dem Finanzminister und den
anderen Regierungsmitgliedern! (Beifall bei der SPÖ. – GR Kurth-Bodo Blind:
Das ist eine Schande für die Stadt!)
Wir brauchen diesen Wiener Schulterschluss, meine
Damen und Herren, weil wenn uns das Geld und die Menschen für die Betreuung
fehlen, dann greifen die besten Maßnahmen zu kurz. Es gibt keine Erhöhung des
Pflegegelds durch diese Bundesregierung. Seit 1999 wurde das vom Sozialminister
Hesoun eingeführte Pflegegeld nicht mehr erhöht. Die Bundesregierung hat es
versprochen, aber bis jetzt noch nicht durchgeführt. Es gibt keine Erhöhung der
Mittel für die Spitäler durch die Krankenanstaltenfinanzierung des Bundes. Mehr
Mittel des KAV, des Krankenanstaltenverbunds, müssten für Akutspitäler
eingesetzt werden, um dieses Minus aufzufangen.
Trotz dieser finanziellen Aushungerung hat die Stadt
Wien die fehlenden Mittel nicht auf die SeniorInnen abgewälzt. (GR
Kurth-Bodo Blind: Aber Wien feiert jeden Tag ein Fest!) Es erfolgte keine
Erhöhung der Tarife für Pflegeheime und keine Erhöhung der Tarife für die
Pflegedienste in Wien seit sehr vielen Jahren. Auch das muss betont werden. Wir
haben diese Kosten, die sich dadurch ergeben haben, dass das Pflegegeld nicht
valorisiert wird, dadurch aufgefangen, dass wir die Gelder von der öffentlichen
Hand hineingegeben haben. (GR Kurth-Bodo Blind: In die Feste im
Rathauspark!) Noch einmal: Das ändert nichts daran, dass Fehler und
Unterlassungen passiert sind, die ich nicht leugnen kann und leugnen will.
Unmittelbar nachdem ich den Prüfbericht erhielt,
veranlasste ich sofort die entsprechenden Maßnahmen, um die Situation der
Betroffenen zu verbessern und die Kontrolle zu verstärken, um Ähnliches für die
Zukunft zu
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