Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 63
auch wieder Ideen entwickelt, um ihnen das Leben in
ihrem neuen Zuhause zu verschönern.
Obwohl das Geriatriezentrum in Liesing ein sehr alter
Bau ist und wir es hoffentlich in den nächsten Jahren auch umbauen oder neu
erbauen können, wurde dort trotz großer Mehrbettzimmer ein sehr intensives Remobilisationsprogramm
immer wieder angeboten. Ich selbst habe mich oft bereit erklärt, beim
Abendkaffee dabei zu sein und habe dort mit den zu Pflegenden Musik gemacht
oder Ihnen vorgelesen.
Die Öffentlichkeit wird in diese Häuser hereingeholt
und ich denke, dass so auch ein halbwegs normaler Tagesablauf für die Menschen
gewährleistet wird, denn Zuwendung und optimale Pflege und Betreuung sind nicht
nur vom baulichen Zustand abhängig. (Beifall bei der SPÖ.)
Dass sich Menschen im Geriatriezentrum Am Wienerwald
wohl fühlen zeigt auch, dass eine Dame heuer dort bereits zum 20. Mal die
Urlaubsbetreuung in Anspruch genommen hat. Sie ist mittlerweile 95 Jahre,
kommt seit 20 Jahren in dieses Haus und wird normalerweise von ihrem Sohn
und den mobilen Diensten zu Hause gepflegt. Sie fühlt sich aber im GZW so wohl,
dass sie diese Einrichtung auch mehrmals im Jahr benützt.
Im Geriatriezentrum in Klosterneuburg durfte ich
heuer zu einem 100. Geburtstag gratulieren und die Dame, das
Geburtstagskind, war erst seit einem dreiviertel Jahr dort, das heißt, sie hat
bis zu ihrem 99. Lebensjahr zu Hause gewohnt, unterstützt von ihren beiden
Töchtern. Die beiden Töchter kommen sie nun oft besuchen und fühlen sich dort
so wohl, dass sie eigentlich ganz gerne auch in Zufriedenheit dort den
Nachmittag verbringen und Abwechslung haben.
Das Geriatriezentrum angeschlossen an das
Kaiser-Franz-Josef-Spital wurde erst vor kurzem eröffnet und ist bei den
Bewohnern und auch den Angehörigen sehr beliebt. Wir würden uns alle wünschen, von
heute auf morgen zaubern zu können und diesen baulichen Zustand in allen
Häusern herstellen zu können.
Ich bin der Meinung, dass dieses Thema alle Menschen
sehr bewegt. Alle Menschen waren einmal ein Kind, haben Kinder, alle Menschen
haben Eltern und werden selbst älter und betreuungsbedürftig. Der Anteil der
älteren Menschen wächst und zwangsläufig nimmt damit die Notwendigkeit von
Betreuung und Pflege der Hochbetagten zu. In den letzten Jahren hat sich
vermehrt gezeigt, dass die Bewohner erst mit 98, 99 Jahren wirklich in die
Heime einziehen und dort die Betreuung suchen.
Wenn wir aber über ältere und hilfsbedürftige
Menschen und Kinder sprechen so muss uns klar sein, dass diese auf
Unterstützung angewiesen sind und dass diese Gruppen, aber auch jene
Berufsgruppen, die bei und mit diesen Menschen arbeiten, nur eine geringe Lobby
haben. Das muss uns auch bewusst sein. Sie genießen noch lange nicht den
Stellenwert, der ihnen zusteht.
Es ist daher die Aufgabe der Politik, aber auch die
Aufgabe der Medien, nicht Mitleid zu heischen und aus kurzfristigen
Schlagzeilen politisches Kleingeld zu beziehen, sondern eine
Bewusstseinsbildung auch in der Bevölkerung herbei zu führen, damit die
BewohnerInnen in Qualität und mit Anerkennung und Wertschätzung leben können
und die MitarbeiterInnen mit Qualität und unter Wertschätzung ihrer Arbeit
nachkommen können. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner hat sich Herr GR Blind gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Kurth-Bodo Blind (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir alle hier im Saal sind sicher der Meinung, dass
gute, menschliche und vor allem fachgerechte Pflege Leben erhält und sogar
verlängert. Im Umkehrschluss ist uns allen aber auch klar, dass unmenschliche,
schlechte und unfachliche Pflege Leben verkürzt.
In den Wiener Geriatriezentren, in den Pflegeheimen
Lainz, Baumgartner Höhe und Baumgarten ist es unleugbar zu katastrophalen
Zuständen gekommen. Es ist dort durch unsachliche, menschenunwürdige Behandlung
nicht zu einer Bewahrung und Verlängerung des Lebens der Patienten gekommen,
sondern zu dessen Verkürzung.
Frau Stadtrat, Sie wurden von vielen Missständen
informiert und hätten durch Kontrollen diese überprüfen und abstellen müssen.
Sie haben Ihre Aufsichtspflicht nicht entsprechend wahrgenommen! Und wenn der
oben zitierte Umkehrschluss stimmt, dann sind Sie politisch, nicht medizinisch,
aber wohl politisch für den vorzeitigen Tod von Hunderten Schutzbefohlenen, sprich
Pfleglingen, wegen Vernachlässigung der Kontroll- und Aufsichtspflicht
letztendlich verantwortlich! (GR Rudolf
Hundstorfer: Herr Blind, bitte!)
Es nimmt Ihnen... Nicht „Herr Blind, bitte“, Sie sind
nicht der Gemeinderatsvorsitzende Herr Hundstorfer! (GR Rudolf Hundstorfer:
Haben Sie das schon bei der Staatsanwaltschaft angezeigt?) Sie können
erzählen was Sie wollen da in der Bank. Die politische Verantwortung trägt
schlussendlich die Frau Stadtrat und da kann Sie sich nicht einfach aus dieser
politischen Verantwortung davonstehlen. Die einzige Konsequenz aus diesem
Verhalten ist: Sie hat ihre Aufgabe nicht ordentlich erfüllt, sie muss
unverzüglich zurücktreten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt keinen Pflegeskandal
Lainz, den gibt es nicht. Es gibt einen Pflegeskandal Wien und hier die
Beweise:
Unwahr und realitätsverweigernd sind die Aussagen von
StRin Pittermann, die nur in einem Pflegeheim, in einem Heim, in einer
Abteilung und nur bei einzelnen Mitarbeitern Fehler zugibt. Lainz, Baumgartner
Höhe und Baumgarten sind aber schon drei Pflegeheime und dort gibt es viele
Fälle. (GRin Dr Elisabeth
Neck-Schaukowitsch: Wahrscheinlich waren Sie noch nie drinnen!) Bitte? (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Sie
waren sicher noch nie drinnen!) Warten Sie zwei Minuten und Sie werden
erkennen, wo ich drinnen war.
Es wäre für einen Pflegling
schöner, wenn er im Gefängnis wäre, denn dort geht’s im besser als in
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