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Gemeinderat, 37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 98

 

Heranwachsenden sein.

 

Erstens, um das Bewusstsein zu erweitern, aber auch als Beitrag zur Wertschätzung von alten, tradierten Werten, und auch zur Weiterentwicklung und Neuschaffung von anderen, aus der Zeit geprägter Werte. So sollte Kulturerziehung möglichst früh einsetzen.

 

Die Kindertheaterszene, die ja ursprünglich recht mager entwickelt war und unter Marboe mit der Errichtung eines Kinderzentrums im Museumsquartier erweitert wurde, erfährt nun 2004 mit dem Theaterhaus für junges Publikum unter dem Intendanten Stefan Rabl eine weitere Bereicherung. Und damit dieses Theater seine geplant hohe Qualität erreichen kann, also um ein hohes Potential und Profil zu entwickeln, muss eine ausreichende Budgetierung Voraussetzung sein.

 

Die Kinder von Heute sind immerhin die Abonnenten von Morgen und es ist schon traurig genug, dass im Theater der Jugend die Abonnementzahlen rückgängig sind. Ich appelliere daher an die Sozialdemokraten, diesen Bereich ausreichend zu budgetieren.

 

Insbesondere liegt mir die Situation der Musikschulen in Wien am Herzen. In Österreich gibt es 416 Musikschulen, in Wien 27, und das sind schon Hauptanstalten und weitere Unterrichtsorte gemeinsam. In Niederösterreich und Oberösterreich werden über die Hälfte aller Musikschüler unterrichtet und von 150 000 in Gesamtösterreich nur 5 000 in Wien.

 

Und das ist nicht nur deshalb so bedauernswert, weil ziemlich wenig Nachwuchs an Spitzenmusikern aus Österreich kommt, und besonders wenig aus Wien, sondern weil es in Wien auf Grund der Erreichbarkeit so leicht und einfach wäre, auch die Zahl der Musikschüler zu erhöhen. Und wie ja allgemein bekannt ist, trägt Musikfrüherziehung im Wesentlichen zur Konzentrationsförderung und Lernfähigkeit bei, ist bildungspolitisch und pädagogisch wichtig, (Beifall bei der ÖVP.) fördert das soziale Verhalten und ist eine gute Form für Kreativität und Selbstausdruck.

 

Ich halte das für besonders begrüßenswert, wenn ausreichende, flächendeckende Musikerziehungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden und gegebenenfalls auch private Einrichtungen motiviert und finanziert werden.

 

Gestern übrigens, durfte ich einem Klavierkonzert und einer Chorvorführung meiner Töchter beiwohnen und - unabhängig von meinem Mutterstolz, der ja nichts zur Sache beiträgt - es war so schön anzusehen, wie diese Kinder einzeln und gemeinsam vorgetragen und ihre Kreativität bewiesen haben, sich im Vergleich zum Vorjahr entwickelt haben und vor dem Publikum aufgetreten sind. Ich finde, diese Möglichkeit sollte eigentlich jedes Kind haben. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Und es wäre angebracht, auch im Musikschulbereich eine gemeinsame Reform zu starten, denn auf diesem Gebiet haben ja die Sozialdemokraten ein bisschen wenig unternommen. Jeder Bürgerin und jedem Bürger dieser Stadt muss die aktive und passive Teilnahme am Kulturgeschehen erleichtert werden mit dem Slogan "Mut zum Mitmachen". So muss Kulturpolitik eine freie kulturelle Entwicklung garantieren, um den bestehenden Kulturpluralismus zu sichern und es darf niemand beim Ausleben seines Kulturbildes behindert werden.

 

Aber das widerspricht in gar keiner Weise der Forderung der ÖVP, Spitzenleistungen und Spitzenbegabungen besonders zu fördern. Beides ist notwendig und muss nebeneinander möglich sein. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Und weil ich so gerne Zitate habe, erfreue ich Sie jetzt noch mit einem Zitat des Dichters Lessing: "Der wahre Geschmack ist der allgemeine, der sich über Schönheiten von jeder Art verbreitet, aber von keinem mehr Vergnügen und Entzücken erwartet, als sie nach ihrer Art gewähren können."

 

Frei interpretiert: Schönheit und Kunst sind relative Werte, die jeder für sich selbst bewerten muss und können müsste, um auch etwas mit Vergnügen davon anzunehmen. Ich danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag STEFAN. Ich erteile es ihm.

 

GR Mag Harald STEFAN (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ein Kulturthema und gute Stimmung, Einvernehmen überall. Das ist einmal etwas Neues, ist aber auch ein sehr gutes Zeichen für die Arbeit, muss ich sagen, in diesem Fall des Herrn Stadtrates, und das muss man ihm zugute halten.

 

Er hat nicht nur Mut bewiesen, wie auch schon meine Vorrednerin gesagt hat, denn es wird bestimmt zu einigen Umwälzungen in der Theaterlandschaft führen, was geplant ist und durchgeführt wird. Es hat, wenn ich das persönlich sagen darf, auch bei mir Sympathiewerte gebracht und das soll auch heute einmal gesagt werden.

 

Bisher haben wir die Subvention der freien Gruppen über 15 Jahre hindurch regelmäßig abgelehnt. Für uns war die undurchsichtige Vergabe von doch recht viel Geld, das für die einzelnen Gruppen meistens zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel war, nicht der Zustimmung würdig. Im Jahre 2002 hat es dann auch einen Kontrollamtsbericht gegeben, der diese Vorwürfe oder dieses Misstrauen, das wir ja stets gehegt haben, genau bestätigt hat. Es hat sich gezeigt, dass Abrechnungen nicht oder mit unglaublicher Verspätung getätigt wurden, dass die Abrechnungen sehr unklar waren, dass aber trotzdem weiter gefördert und subventioniert wurde. Es war daher für uns vollkommen klar, dass hier eine grundlegende Reform einsetzen muss, und daher begrüßen wir eben diesen Schritt.

 

Wir haben es auch sehr positiv empfunden, dass wir hier eingebunden wurden und es hat sich auch tatsächlich gezeigt, dass es nicht nur eine Hülse war, eine Worthülse, dass hier alle Fraktionen und vor allem die Sprecher, die Kultursprecher, eingebunden sind, sondern es wurde tatsächlich auf das was eingebracht wurde, eingegangen.

 

Es ist auch schon hier von dieser Stelle belächelt worden, aber es ist uns zum Beispiel gelungen, den Begriff "Off-Theater" wegzubringen. Es war mir das sehr wichtig, ich halte diesen Begriff für missverständlich, für

 

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