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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 32 von 78

 

einen Seite. (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Was war vorbereitet?) Auf der anderen Seite geben wir 10 Millionen in eine Multikulti-Schiene, von der letztendlich nichts übrig bleiben wird, und dann ist kein Geld da, um einen der Höhepunkte zu finanzieren. Sie stecken Geld in die Unterhaltungsbranche, wo andere Länder Gewinne erzielen.

 

Ich komme hier auf die Fragestunde zurück, da haben Sie mir geantwortet: Darüber muss man diskutieren. Das stimmt, wir sollten darüber diskutieren. Aber Sie diskutieren eben nicht darüber, ob der Musicalbereich ein Konzern sein könnte oder nicht, sondern es wird ganz einfach weitersubventioniert wie in alten Zeiten - Fehlentscheidungen, Zaudern, Verzögern, viel zu spätes und falsches Handeln! Wir haben im Musicalbereich, was die Intendanz angeht, jetzt jemanden, der ein buntes Nachmittagsprogramm gestalten könnte, aber da braucht man einen fähigen Mann oder eine fähige Frau, die diese Unterhaltungsbranche als Managerin anführt. Die Entscheidung Kathrin Zechner war falsch.

 

Ab 2007 sollen den Vereinigten Bühnen 40 Millionen EUR zur Verfügung gestellt werden - eine Verdoppelung des Budgets. Dieser Verdoppelung - oder dieser politischen Entscheidung - haben wir Freiheitliche zum einen Teil zugestimmt, und zwar insofern, als es das Theater an der Wien angeht. Hingegen war das nicht Ihre Idee, Herr Stadtrat, wie Sie in einem Ihrer Interviews behauptet haben, sondern die Idee wurde von StR Gintersdorfer schon vor 15 Jahren geboren, und sie wurde dann von der ÖVP mitgetragen. Ich möchte Sie nur daran erinnern.

 

Das heißt, die Neustrukturierung der Vereinigten Bühnen beschränkt sich eigentlich nur auf die Wiederbestimmung des Theaters an der Wien als Opernbühne. Aber der gesamte Musicalbereich wird nicht neu strukturiert, und hier ist überhaupt kein Reformwille zu spüren. Wir möchten deshalb noch einmal einen Antrag stellen. Wir haben schon vor zwei Jahren darauf hingewiesen, dass es jetzt Zeit wäre, sich einmal dieser Thematik zu stellen, und haben schon damals darauf hingewiesen, dass es wichtig wäre, hier privatwirtschaftliche Überlegungen einzubeziehen.

 

Ich werde den Antrag, der damals schon abgelehnt wurde - aber es hat sich inzwischen herausgestellt, dass es goldrichtig gewesen wäre, damals schon Überlegungen anzustellen -, trotzdem noch einmal einbringen:

 

"Der Kulturstadtrat möge sich dafür einsetzen, dass bei den zukünftigen Planungen für die beiden Häuser Ronacher und Raimund Theater, die als Musicalbühnen gedacht sind, in Zukunft vermehrt marktwirtschaftliche Überlegungen Eingang finden." (Beifall bei der FPÖ.)

 

Das heißt, es gilt die Ansage, dass ab Herbst 2006 das Ronacher als urbanes Unterhaltungstheater bespielt wird. Das ist die eine Seite: Urbanes Unterhaltungstheater. Sie sagen aber ständig, es wird eine zweite Musicalbühne errichtet. Niemand kennt jedoch die Musicals, die dann gespielt werden sollen. Niemand weiß, wie die Programmatik eigentlich ausschauen soll. Auch Ihre Antwort in der Fragestunde war unlogisch. Sie haben gesagt, es werden dort Musicals produziert. Welche? Wir wissen es noch nicht. Wir haben noch dazu ein Musicalhaus, es ist das Raimund Theater. Warum wollen Sie jetzt derart viel Geld ins Ronacher stecken, ohne genau zu wissen, ob dort überhaupt Musicals gespielt werden? Es wird hier eine enorme Summe von Geldern ohne Zukunftsplanung unserer Meinung nach verschleudert. Herr Stadtrat, was das Ronacher angeht, ist diese Idee, dort umzubauen - jetzt einmal abgesehen von den Geldern, die in den Musicalbereich hineinfließen -, unverantwortlich!

 

Es gibt viele Bereiche in der Stadt Wien, in denen es wirklich wichtig wäre zu investieren. Ich habe immer wieder hervorgehoben, dass es eine Tragödie ist, dass kein Geld für die Musikerziehung da ist. Die Musikschulen in Wien liegen im Argen, kein einziger Cent wird für diesen Bereich ausgegeben. Auf der einen Seite werden 30 bis 40 Millionen EUR in den weiteren Umbau eines Ronacher gesteckt, ohne zu wissen, ob wir diese sündteuren Umbauten überhaupt brauchen, auf der anderen Seite haben wir keinen Platz, um die Kinder an den Wiener Schulen in Musik zu unterrichten.

 

Deswegen erneut ein Antrag von uns:

 

Sie werden aufgefordert, den Plan, das Ronacher umzubauen, fallen zu lassen und sich dafür einzusetzen - ich weiß, Sie beziehen sich immer darauf, dass dies nicht Ihr Ressort ist, aber Musikerziehung gehört in den Kulturbereich -, dass die von StR Rieder für den Umbau des Ronacher vorgesehenen Gelder für den Ausbau der Wiener Musikschulen bereitgestellt werden. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Für das Mozartjahr wurde unserer Meinung nach keine seriöse finanzielle Grundlage geschaffen. Es gab vage Zusagen und viel zu späte Entscheidungen, der abgesagte Gluck-Zyklus zeigt das ganz genau. Weil Sie "vorbereitet" gesagt haben: Hans Landesmann hat das sehr wohl genau vorbereitet, er hat das auch durchgehend budgetiert, und es wäre durchaus möglich gewesen - auch von Ihrer Seite, in der Hinsicht kulturpolitisch -, diese Entscheidung zu fällen. Sie haben sich aber bei den 30 Millionen für das Mozartjahr festgelegt, ein Drittel ... (Zwischenruf von amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny.) Nein, daran kann ich mich genau erinnern: Wir haben das im Ausschuss diskutiert, wir haben auch hier diskutiert, ein Drittel für die so genannte Peter-Sellars-Schiene auszugeben. Wie Sie wissen, haben wir das immer abgelehnt, denn es wurde niemals genau erklärt, wofür das Geld überhaupt zur Verfügung gestellt werden sollte. Es waren einfach nur vage Vorstellungen, es war wie eine Geschichte, die erzählt wird. Aber 10 Millionen ATS im Mozartjahr für eine Sache auszugeben, von der man nicht im Detail weiß, was eigentlich geschehen soll, ist unverantwortlich.

 

Genau diese Gelder zum Beispiel waren es, die gefehlt haben, als es darum ging, die Entscheidung darüber, was im Theater an der Wien geschehen soll, wirklich möglich zu machen. Dazu gehört dieser Gluck-Zyklus. Ich finde, es ist eine Schande für Wien, dass ein so wichtiges Vorhaben nicht umgesetzt werden kann,

 

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