Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 87
Fortuna", gewährleistet ist.
Wir von der Geriatriekommission fordern nicht die
Pflegekette, sondern ein Netzwerk, das in Zukunft für die Versorgung der
älteren Menschen vorhanden sein soll. Dieses Pflegenetzwerk von Ambulanzen und
teilstationären Angeboten soll, individuell abgestimmt, die mobile Pflege und
Betreuung sicherstellen. Schon heuer werden für das Jahr 2004
3,5 Millionen Heimhilfestunden und
550 000 Hauskrankenpflegestunden um insgesamt 120 Millionen EUR
zur Verfügung gestellt.
Die Zusammenarbeit der Stadt mit den sozialen
Vereinen und privaten Trägern funktioniert sehr gut und soll in dieser Hinsicht
auch in der Zukunft ausgebaut werden. Erst vorgestern erweiterte das Hospiz am
Rennweg mit Unterstützung der Stadt sein Angebot durch ein mobiles Team, einer
Ärztin und einem Pfleger, damit unheilbar kranke und hoch pflegebedürftige
Menschen so lange wie möglich zu Hause betreut werden können und auch dem
Wunsch, daheim zu sterben, Rechnung getragen werden kann, indem sie weitgehend
schmerzfrei die letzten Tage verbringen können.
Für die Behandlung und medizinische Versorgung muss
die medizinische Hauskrankenpflege auch im ASVG ausgeweitet werden. Es kann
diese Ungerechtigkeit wirklich nicht bestehen bleiben, dass einerseits die
Leistungen zum Beispiel in der Akutgeriatrie von der ASVG übernommen werden,
diese aber nicht länger als 28 Tage erbracht werden darf. Auf der anderen
Seite wissen wir aber, dass Rehabilitation im Alter nach
Oberschenkelhalsbrüchen auch nicht unbedingt in 21 oder 27 Tagen
bewerkstelligt werden kann. Im Rahmen der Prävention ist aber auch vermehrt auf
auftretende gerontopsychiatrische Erkrankungen und deren Behandlung Bedacht zu
nehmen.
Tageszentren sollen in Zukunft mehr den Schwerpunkt
der Remobilisation zum Inhalt haben und die Erhaltung von Fähigkeiten erhöhen,
sodass ein erfolgreiches Altern daheim in der gewohnten Wohnumgebung möglich
ist, und auch zur Rehabilitation, zur Wiederherstellung der Selbstständigkeit,
zur Wiederherstellung von Körperfunktionen und zum Erlangen der Schmerzfreiheit
beitragen.
Die Stadt muss in Zukunft aber auch all jenen
Menschen ein Zuhause bieten, die zum Beispiel von privaten Dienstträgern aus
den verschiedensten Gründen bei der Unterbringung abgelehnt werden. Das sind
vor allem Alkoholkranke, Obdachlose, desorientierte Menschen, die bei den
privaten Trägern nicht beliebt sind und wo auch vielfach die Aufnahme in den
Häusern abgelehnt wird oder es dann Anträge gibt, dass die Stadt, das heißt der
Krankenanstaltenverbund, sie wieder zurücknehmen soll, wie es jetzt in
Purkersdorf passiert ist, und in einem eigenen Haus unterbringen soll.
Wir werden in Zukunft aber auch die
hochspezialisierten Abteilungen brauchen, die den intensiven Pflegebedarf und
Therapiebedarf der hochbetagten Menschen durchführen können und die
medizinische Versorgung rund um die Uhr sichern. Diese Einrichtungen könnten
Sonderkrankenanstalten für chronisch Kranke sein und so, wie es jetzt schon im
Geriatriezentrum Am Wienerwald ist, besonders die Palliativmedizin abdecken
oder aber auch jene Bereiche der Dauerbeatmung, wo erst vor kurzem die
Abteilung eröffnet werden konnte.
Diese hohen medizinischen und pflegerischen
Leistungen entsprechen den Leistungen in einem Akutspital und müssen daher auch
als Sozialversicherungsleistungen anerkannt werden. Auch das ist eine unserer
Forderungen, so wie die Frau StRin Landauer auch angeführt hat. Es kann nicht
sein, dass im Haus der Barmherzigkeit diese Bedingung erfüllt wird, aber in
einem Haus des Krankenanstaltenverbundes die Kosten durch Eigenmittel, durch
Pflegegeld und Sozialleistungen der Stadt Wien aufgebracht werden müssen.
Durch den Umbau von Betten im KAV muss die
Kooperation mit den privaten Trägern massiv verstärkt werden, denn es muss auch
in Zukunft gewährleistet sein, dass alle pflegebedürftigen Menschen, die in
einem Heim betreut werden wollen, und da setzen wir sehr wohl auf die
Wahlfreiheit, einen Platz bekommen und sich diesen Platz auch leisten können.
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im KAV leisten
tatsächlich schwere Arbeit. Dessen sind wir uns alle, glaube ich, bewusst, und es
ist auch unumstritten, und es gibt zahlreiche Beispiele, wo die Mitarbeiter
auch in den neuen Heimen individuelle Wünsche erfüllen, wo halt dann um 11.00
Uhr in der Nacht mit dem Nachtdienst gemeinsam auch noch einmal ein Paar
Würstel gekocht wird, weil jemand gerade einen Gusto darauf hat.
Und gerade auch im Haus in Favoriten habe ich
gesehen, dass Pflegepersonen mit den unterschiedlichsten Naschsachen durch die
Zimmer gehen, weil eben, wie gesagt, der Gusto verschieden ist und der eine
halt gern ein Lutschbonbon hätte und der andere lieber gern ein
Konfektstückchen. Und ich denke, dass man so sehr wohl auch mehr Lebensqualität
in die Häuser bringen kann.
Es ist aber wichtig, dass wir den Beruf des
diplomierten Krankenpflegepersonals bewerben, und, wie schon gesagt, an allen
Krankenpflegeschulen werden Tage der offenen Tür durchgeführt und eine
intensive Woche der Bewerbung, die Berufsinformationswoche für dieses
Pflegepersonal vom 19. bis 23. April im Festsaal des Rathauses.
Auf Grund der steigenden Nachfrage
nach diplomiertem Pflegepersonal hat die Stadt Wien schon im Vorjahr, im April
2003, ein Aus- und Weiterbildungsprogramm für HeimhelferInnen und
PflegehelferInnen auf die Beine gestellt. Sicherlich ist Ihnen das von der
damaligen Diskussion her noch bekannt. Diese Implacement-Stiftung soll vor
allem für Arbeitslose und WiedereinsteigerInnen einen Ausbildungsplatz im
privaten Gesundheits- und Pflegebereich anbieten. Mittlerweile haben das Modul
2003 50 Personen positiv absolviert. 2004 werden es 370 Personen
sein, und bis 2006, das ist nicht mehr allzu lange, werden es rund
840 Absolventen sein. Und ich denke, dass auch das ein Pool ist, der
wieder den KAV-Häusern, aber auch den privaten Häusern und vor allem
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