Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 76
Denn dort, wo ein Mangel ist und ein großes Angebot an Arbeitsplätzen besteht, kann man natürlich wählen.
Sie wissen, dass erschwerend hinzukommt, dass wir
nicht mehr die Möglichkeit haben wie früher, aus dem Ausland Pflegepersonen zu
gewinnen, indem Schlüsselarbeitskräfte so hereinkommen können, und dass es
jetzt mit der EU-Erweiterung vielleicht ein bisschen zu einer Entlastung kommt,
aber nicht zu einer massiven Entlastung. Sie wissen aber auch, dass wir
verstärkt Kampagnen für die Pflege machen, damit wir Menschen für die Pflege
gewinnen. Sie wissen, wir hatten jetzt diese Fachmesse, und wir haben
Schulklassen hingebracht, um junge Menschen dafür zu begeistern.
Trotzdem dauert es immer eine Weile, bis man genügend
Menschen ausgebildet hat. Vor allem kommt auch hinzu, dass sich überwiegend
junge Frauen für den Pflegeberuf melden, die dann nach einiger Zeit ausfallen,
weil sie schwanger werden oder Familien gründen und andere Dienstzeiten suchen.
Es wurde aber von Seiten des
Krankenanstaltenverbundes vermehrt Wert darauf gelegt, dass man Pflegepersonen,
die sich für die Dialyse melden, sehr rasch vom alten Arbeitsplatz frei spielt
und für die Dialyse einsetzt. Es muss dann jedoch innerhalb von fünf Jahren
noch eine Zusatzausbildung erfolgen. Derzeit laufen Ausschreibungen im
Amtsblatt, auf der Jobbörse, und es gibt, wie gesagt, die Meldung an alle
Pflegedirektoren, vermehrt in den Bereich der Dialyse einzusetzen. Es muss uns
nur klar sein, dass dann auch wieder Pflegepersonen auf der anderen Seite fehlen,
weil wir in Österreich generell zu wenige Pflegepersonen haben.
Sie kennen meine Intention, gemeinsam mit dem Herrn
Staatssekretär - und der Jurist Mazal hat gesagt, das müsste in seinen Augen
möglich sein -, dass man zur Bedienung der Maschinen dort, wo keine besondere
Pflege an den Patienten nötig ist, Jungärzte einsetzt. Denn wir wissen, dass
alle Apparate primär von Ärzten bedient wurden, und als dann die Bedienung
schon sehr etabliert war, wurde das abgegeben: Im Bereich der
Herz-Lungen-Maschine an Kardiotechniker, im Bereich der Dialyse oder der
Zellseparatoren an die Mitglieder des Pflegeberufes.
Insofern startet der Aufruf, und wir hoffen, mit
diesen Bemühungen bis Ende des Jahres die gröbsten Personalmängel in den Griff
zu bekommen.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön. - Erste Zusatzfrage: Frau GRin Korosec.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau
Stadträtin!
Im "Standard" hat Herr Primar Dr Wolner
einen interessanten Beitrag gebracht, worin er unter anderem meint, man könnte
sehr viele Patienten ambulant in Dialysezentren versorgen. Wie stehen Sie zu
diesem Vorschlag?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann:
Frau Gemeinderätin!
Die ambulante Versorgung ist sicher möglich für
Patienten, die noch nicht sehr schwer erkrankt sind. Das beruht jedoch auf
Verträgen von Seiten der Sozialversicherung mit diesen Instituten
beziehungsweise kann man einmal, wenn es in Wien eine entsprechende Einrichtung
gibt, ein Projekt von Seiten des WIKRAF laufen lassen. Eine Bezahlung des
Spitals in ausgelagerten Bereichen oder die Finanzierung durch den WIKRAF in
ausgelagerten Bereichen auf Dauer ist aufgrund der gesetzlichen Vorgaben nicht
möglich.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zweite Zusatzfrage: Herr Mag Kowarik.
GR Mag Helmut Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin!
Sie haben davon gesprochen, dass es ein großes
Problem ist, entsprechendes Pflegepersonal zu rekrutieren. Das ist an sich nicht
neu, und da möchte ich schon festhalten, dass hier die jahrelangen Versäumnisse
der sozialdemokratischen Stadtregierung jetzt zum Tragen kommen.
Aber unabhängig davon haben
wir hier das Problem der Dialyse schon mehrfach behandelt, auch in Form von
Anfragen beziehungsweise im Rahmen des Gesundheitsausschusses. Sie hatten
einmal davon gesprochen, dass es auch Möglichkeiten gibt, dass Jungärzte oder
Ärzte, die noch nicht angestellt sind und auf einen Turnusplatz warten, im
Rahmen der Dialyse tätig sind. Sie haben damals davon gesprochen, dass Sie ein
Rechtsgutachten brauchen, um hier entsprechende Maßnahmen durchführen zu
können.
Gibt es nun ein entsprechendes Rechtsgutachten? Haben
Sie die entsprechenden Rechtsgrundlagen schon klären können, dass die Ärzte
dort arbeiten können, oder dauert das noch einige Zeit?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann:
Herr Gemeinderat!
Der führende Gesundheitsjurist des
Gesundheitsministeriums sagt, es ist derzeit nicht möglich; Professor Mazal
sagt, es ist möglich. Wanek berichtet aus Schweden, dass derartige Dinge
absolut möglich sind.
Es muss
natürlich eine bundesgesetzliche Regelung sein, und die Frage ist, wie weit man
das ins Ärztegesetz aufnehmen muss. Sobald ich die genauen Vorgaben der
Juristen habe - und wir versuchen, sie zu bekommen, Serban hat sowohl mit
Aigner gesprochen, wie er jetzt auch noch einmal ein Gespräch mit Mazal hat -
und wenn wir dann wirklich wissen, was absolut nötig ist - Mazal hat gemeint,
es sei eigentlich ohne Änderung des Ärztegesetzes möglich, maßgeblich jedoch
für das, was man tun darf, ist die bundesgesetzliche Vorgabe oder die
Möglichkeit -, dann werden wir offiziell an den Bund herantreten mit der Bitte,
diese Dinge zu berücksichtigen, damit wir den drückenden Mangel an
Dialysepersonal beheben können.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Dritte Zusatzfrage: Frau GRin Dr Pilz.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Stadträtin!
Jungärzte
im Schnellsiedekurs als Dialysefachkräfte anzulernen, wird von den
Pflegepersonen als Hohn
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