Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 121
ankurbeln und die das Baugewerbe ankurbeln. (GR Christian Oxonitsch: Darf ich Ihnen die
Zahlen von Wien sagen? 1,3 Milliarden EUR!) Kollege Oxonitsch,
wie sind denn die Zahlen? Rechnungsabschluss 2002: Investitionen
1,35 Milliarden EUR, Rechnungsabschluss 2003:
1,34 Milliarden EUR. Das ist die Realität. Das heißt, die
Investitionen gehen zurück, genau das, was geschehen sollte für Wirtschaft und
Arbeitsmarkt, geschieht nicht. Das ist die Verantwortung einer angeblich
demütigen Politik. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Und wenn Sie
sich die Ausgaben im Bereich Bau- und Baunebengewerbe ansehen. Auch hier:
Rechnungsabschluss 2002 1,45 Milliarden EUR, Rechnungsabschluss 2003
1,44 Milliarden EUR. Oder familienfördernde Maßnahmen: Über
2 Millionen EUR weniger. Sozialpädagogische Einrichtungen:
1,1 Millionen EUR weniger. Pflegekinderwesen: 2,9 Millionen EUR
weniger und und und.
Und das Traurigste ist sicherlich das, was die
Situation am Arbeitsmarkt betrifft. Die Arbeitslosenquote 2003 war
österreichweit im Schnitt 7 Prozent – und ich sage klipp und klar, jeder
Arbeitslose ist ein Arbeitsloser zu viel –, in Wien betrug sie
9,5 Prozent. Wenn Sie sich die anderen Länder ansehen: Oberösterreich
4,5 Prozent, Tirol 5,4 Prozent, Salzburg 5 Prozent; hoffentlich
wird das dort jetzt in Zukunft nicht verwirtschaftet. Das heißt, wir haben es
damit zu tun, dass die Zahl der Beschäftigten in Wien kontinuierlich sogar
leicht sinkt. Wien ist, was die Zahl der Beschäftigten betrifft, unter der Zahl
des Jahres 1965.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist ein
Zeichen dafür, dass die Wirtschaftspolitik – und aus dieser kommt ja die
Sozialpolitik in dieser Stadt – in diesen letzen drei Jahren einfach
danebengegangen ist, dass hier nichts von Demut zu sehen ist, sondern höchstens
von Übermut, von zu wenig Tun für diese Stadt. Und das müssen wir einfordern.
Und leider ist der Rechnungsabschluss wieder ein Moment, wo alle darauf
hingewiesen werden. Und Sie sollten als Sozialdemokratische Partei hier entsprechend
hinwirken.
Meine Damen und Herren! Fazit: Sie haben außer
Budgetressorts stabil halten stagnierende Investitionssummen, die Ankündigung
einer Pflegemilliarde, und dabei ist es so, dass man bei dieser
Pflegemilliarde, die da angekündigt wird, nie ganz genau weiß, ob es eigentlich
eine Milliarde Schilling ist oder eine Milliarde Euro, die hier angekündigt
wird. Das ist Budgetkosmetik, was hier betrieben wird. Was geschieht wirklich
für jene, für die Älteren in dieser Stadt, die der Pflege bedürfen?
Und das, was im Sozialbereich mit der Umschichtung,
mit dem Verstecken, mit dem Kompetenzwirrwarr im Zusammenhang mit dem Fonds
Soziales Wien geschieht, das haben wir hier schon öfter diskutiert und werden
wir wieder diskutieren. Vielleicht zeigt das die Verantwortungslosigkeit in
diesen Fragen, die diese Stadtregierung an den Tag legt. (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Herr Vizebürgermeister! Sie
haben einige Maßnahmen der Bundesregierung angesprochen, und ich glaube, gerade
die Steuerreform wäre etwas, an dem Sie sich ein Beispiel nehmen können, weil
durch sie wird für den Standort einiges getan. Der Standort Wien wird auch
profitieren von dieser Steuerreform.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nehmen Sie sich
bei der Steuerreform, was Standortpolitik betrifft, ein Vorbild. Nehmen Sie
sich ein Vorbild, und handeln Sie auch danach. (Beifall bei der ÖVP. – GR
Christian Oxonitsch: Die Wiener ÖVP will Wien etwas wegnehmen! Hervorragend!)
Meine Damen und Herren! Vorbild wäre, dass der Standort
Wien besser wird. Und da sollte mehr geschehen, und da sollte heute begonnen
werden, morgen das fortgesetzt werden und nicht die Situation dieses Übermuts
der letzten drei Jahre fortgesetzt werden.
Und auch die Regierungsumbildung, mit der wir uns ja
diese Woche noch beschäftigen werden, zeugt nicht gerade von einer besonderen
Innovation, was hier tatsächlich für die Wirtschaftspolitik, für die
Sozialpolitik in dieser Stadt an neuen Akzenten kommt. Wir sehen es nicht,
meine sehr geehrten Damen und Herren, das, was notwendig ist, dass in dieser
Stadt weit mehr geschehen sollte für die Wirtschaftspolitik, für den
Forschungsstandort, dass Arbeitsplätze nicht aus dieser Stadt verschwinden,
sondern dass Arbeitsplätze in dieser Stadt zusätzlich dazukommen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Vorwort,
wenn man sich das anschaut, wird eigentlich immer dürftiger, wenn wir es mit
den letzten Jahren vergleichen. Das Vorwort im Rechnungsabschluss 2003 ist nur
noch eineinhalb Seiten, in großen Lettern, um vieles zu plakatieren und wenig
zu sagen. Im Rechnungsabschluss 1999 hat es immerhin vier engbeschriebene
Seiten gegeben, die weit detaillierter aufgezeigt haben, was alles in dieser
Stadt geschieht, geschehen muss. Und es ist einfach zu wenig, immer nur davon
zu reden, an allem ist der Bund schuld (GR
Godwin Schuster: Was sagen Sie dazu?), und nicht selber zu handeln.
Und womit wir es zu tun haben in diesen letzten Tagen
ist auch ein Drüberfahren, ein Drüberfahren, das wir etwa bei der
Untersuchungskommission erlebt haben. Ja, Herr Kollege Schuster, was sagen Sie
zu dieser Vorgangsweise, dass einfach eine Untersuchungskommission abgedreht
wird? (GR Godwin Schuster: Es gab eine
Tagesordnungsvereinbarung!) Herr Schuster, Sie haben ja selbst
mitverhandelt damals an der neuen Verfassung, und das war unsere Leistung, das
war die Leistung insbesondere unseres VBgm Bernhard Görg und unseres
Klubobmannes Johannes Prochaska, dass wir die Untersuchungskommissionen in
dieser Stadt durchgesetzt haben. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Eine
Untersuchungskommission sollte ja dazu beitragen, dass man sich genau,
detailliert, intensiv all das ansieht, was an Problemen vorliegt. Und da gehört
es auch dazu, dass man nicht über die Opposition drüberfährt. (GR Godwin Schuster: Wer fährt denn drüber?)
Und dazu gehört es auch, dass dann rechtliche Begründungen vom
Verfassungsdienst kommen, die nicht halten, dass wir dann ein
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