Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 121
130 Städten die Lebensbedingungen für ausländische Angestellte von global tätigen Unternehmen untersuchte. Darin sind wir am ersten Platz. Es gibt auch die Studie von Mercer, wo Wien hinter Vancouver und Zürich am dritten Platz liegt. Auch das ist eine Studie, die durchaus seriös ist. Ich bitte Sie wirklich, Herr Kollege Kabas, diese Studien nicht anzuzweifeln.
Wenn Sie die Zahlen genannt
haben, die Sie vorher in Ihren Ausführungen genannt haben, dann muss ich Ihnen
jetzt schon auch ein paar Zahlen entgegenhalten. Ich glaube, das ist dringend
notwendig, denn wenn Sie schon Wien und Bund vergleichen, dann sollte man
einiges ins rechte Licht rücken. Die Gesamtausgaben auf Bundesebene haben 1999
57,25 Milliarden EUR ausgemacht, die Gesamtausgaben in Wien
10,19 Milliarden EUR. Sie wissen, der Herr Finanzminister ist damals
gekommen und hat gesagt, wir müssen eine ausgabenseitige Budgetsanierung
vornehmen, wir müssen die Ausgaben reduzieren. Was ist tatsächlich passiert?
Die Ausgaben auf Bundesebene 2003 waren 61,46 Milliarden EUR, 2004
62,57 Milliarden EUR laut Voranschlag auf Bundesebene, das ist
jeweils ein Plus von 4,21 beziehungsweise 5,32 Milliarden EUR. Wie
schaut es in Wien aus? 9,26 Milliarden EUR und
9,62 Milliarden EUR, das ist ein Minus von
930 Millionen EUR beziehungsweise 570 Millionen EUR.
Es geht noch weiter, weil auch zu den Einnahmen ist
der Bundesregierung etwas eingefallen. Die Steuereinnahmen des Bundes waren im
Jahr 1999 48,7 Milliarden EUR. Wie schaut es jetzt aus?
53,7 Milliarden EUR 2003, 57,6 Milliarden EUR 2004, ein
Plus von 5 beziehungsweise 8,9 Milliarden EUR. Wie schaut es in Wien
aus? 1,43 Milliarden EUR 1999, 1,21 Milliarden EUR 2003,
ein Minus von 220 Millionen EUR.
Da können Sie sich noch so oft hier hinstellen und
sagen, in Wien gibt es unendlich viele Belastungen und auf Bundesebene ist
alles so positiv, das stimmt ganz einfach nicht. Die Zahlen sprechen allein für
sich. Sie haben auf der einen Seite ein Plus und auf der anderen Seite ein
Minus. Das wird hoffentlich nicht Ihren mathematischen Intellekt übersteigen. (GR Gerhard Pfeiffer: Kollege, das ist
lächerlich, was Sie hier sagen! Das ist wirklich lächerlich!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch der
Schuldenstand ist noch eine Erwähnung wert, vor allem die Investitionen. Bei
den Investitionen haben wir schon einiges gehört. Da haben Sie die Tätigkeit
der Bundesregierung so gelobt. Wie schaut es denn aus? Dort hat es 1999
1,59 Milliarden EUR auf Bundesebene gegeben, in Wien
1,09 Milliarden EUR, 2003 im Bund 740 Millionen EUR, 2004
580 Millionen EUR, ein Minus von 850 Millionen EUR
beziehungsweise rund 1 Milliarde EUR, in Wien 1,09 und
1,37 Milliarden EUR, ein Plus von 280 Millionen EUR.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, vor allem von
ÖVP und FPÖ, wenn Sie davon sprechen, Sie wollen die Wirtschaft unterstützen,
wenn Sie davon sprechen, Sie wollen die Klein- und Mittelbetriebe unterstützen,
warum setzen Sie sich dann nicht dafür ein? Warum höre ich diesbezüglich nichts
von Ihnen, von Ihren Kolleginnen und Kollegen in den diversen Gremien sowohl in
diesem Hause als auch in der Wirtschaftskammer? Warum gibt es hier keine
Stellungnahmen? (GRin Dipl Ing Dr
Herlinde Rothauer: Dann haben Sie vorher nicht zugehört!) Hier gibt es
immer nur Maßnahmen und Vorschläge, die in Wirklichkeit niemand anderen als die
großen Konzerne, die großen Handelsketten unterstützen. (GR Gerhard Pfeiffer: Das sagen Sie als Vizepräsident der Wiener
Handelskammer? Das ist unglaublich!) Es ist wunderbar, natürlich sind die
auch wichtig für den Wirtschaftsstandort, aber wir können doch nicht eine
Schwerpunktpolitik nur in eine Richtung machen, sondern müssen sehr wohl die
Klein- und Mittelbetriebe unterstützen, denn diese Klein- und Mittelbetriebe
schaffen die Arbeitsplätze, diese Klein- und Mittelbetriebe schaffen die
Ausbildungsplätze. Über 80 Prozent aller Lehrlinge sind in Klein- und
Mittelbetrieben beschäftigt. (GR Dr
Matthias Tschirf: Das wissen wir!) Warum unterstützen Sie die nicht? Warum
kürzen Sie die Investitionen in diesem Bereich? (GR Gerhard Pfeiffer: Wenn Sie wirklich so wenig wissen, sollten Sie
den Job des Handelskammer-Vizepräsidenten zurücklegen! Legen Sie Ihre Funktion
als Vizepräsident zurück, wenn Sie so wenig über die Tätigkeit der
Wirtschaftskammer wissen!)
Ein ganz konkretes Beispiel, meine sehr geehrten
Damen und Herren: Da gibt es Gott sei Dank schon einen positiven Ansatz. Nehmen
Sie die Bundesbeschaffungsgesellschaft auf Bundesebene bei den Vergaben her,
schauen sie sich einmal an, was dort passiert! Beispiel Buchhandel, Beschaffung
von Büchern, von Zeitschriften, Zeitungen und so weiter. Nehmen Sie sich dieses
konkrete Beispiel her! Dort gibt es eine Vergabe, die an einen Konzern geht und
alle lokalen Buchhändler, Trafikanten und so weiter schauen in Zukunft durch
die Finger. Das ist keine Unterstützung von Klein- und Mittelbetrieben, sondern
hier werden Klein- und Mittelbetriebe im Gegenteil in hohe Existenzgefahr
gebracht. Das werden wir ganz sicher nicht unterstützen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, es gibt noch sehr viel zu sagen, vor allem zu den Auswirkungen der
Politik auf Bundesebene. (GRin
Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Da fällt mir gar nichts ein!) Schauen
Sie sich nur ein paar Beispiele an. Beim realen Wirtschaftswachstum haben uns
unsere Nachbarländer Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien in den letzten
Jahren deutlich überholt. Österreich liegt heuer beim realen
Wirtschaftswachstum nur an 17.°Stelle aller 25 EU-Länder. Das Wachstum des
privaten Konsums gehört zu den schwächsten unter allen 25 EU-Ländern. Österreich
ist beim Wachstum des privaten Konsums heuer auf die 21. Stelle aller
25 EU-Staaten zurückgefallen. Das Wachstum der Investitionen in Österreich
ist in den letzten Jahren schwächer geworden. In den Nachbarstaaten wie Ungarn
und Slowenien wachsen die Investitionen deutlich stärker als in Österreich. (GR Gerhard Pfeiffer: Wir sind hier in
Wien!) – Ja, natürlich ist der Hinweis richtig, dass wir hier in Wien sind,
aber wir leben hier,
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