Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 121
Wirtschaftswachstum österreichweit gering war, also
zirka 1 Prozent, sind 40 Prozent dieses Wirtschaftswachstums unter
dem Titel "Ostöffnung" zu sehen. Das sind Fakten. Aber die Wiener
SPÖ-Alleinregierung hat auch diese große Chance verschlafen. Wien hat die
höchste Arbeitslosigkeit, obwohl heute sehr viel darüber diskutiert wurde, dass
das nicht stimmt. Bitte schön, es ist im WIFO-Bericht 4/2004 nachzulesen, dass
im österreichischen Vergleich ein extrem niedriges Wirtschaftswachstum in Wien
vorhanden ist. Meine Damen und Herren, das ist schlechte Wirtschaftspolitik und
damit auch schlechte Sozialpolitik und totale soziale Kälte! (Beifall bei
der ÖVP.)
Im Sozial- und Jugendressort hat es deutliche
Umschichtungen gegeben. Trotz Ausgabensteigerungen, die es gegeben hat, wurde
in besonders sensiblen Bereichen der Sparstift angesetzt. Ich habe immer
gehört, wie furchtbar das ist und dass alles so steigt, aber die allgemeine
Sozialhilfe ist um 5,5 Millionen EUR gegenüber 2002 gesunken. Nicht
gestiegen, sondern gesunken. Bei Essen auf Rädern wurden die Ausgaben um
20 Prozent gesenkt, von 5,6 Millionen EUR auf 4,5 Millionen EUR.
Familienfördernde Maßnahmen: Um 2 Millionen EUR weniger, besonders
bei Wiener Familienzuschuss, Notstandshilfe, Familienbeihilfe,
Pflegekinderwesen et cetera.
Nicht zu vergessen ist der Katalog der
Grauslichkeiten, den Frau VBgmin Laska im Vorjahr angekündigt hat. (GR Christian Oxonitsch: Was heißt
"angekündigt hat"?) Ich verweise auf die Sondersitzung im
September, "Sozialcrash in Wien", wo Bgm Häupl wieder einmal nichts
davon gewusst hat. Natürlich ist Herr Bgm Häupl auch heute wieder nicht da! (GR
Christian Oxonitsch: Angekündigt ist er nicht worden!) Moment, er hat
nichts gewusst! (GR Christian Oxonitsch: Bleiben wir seriös! Wo hat die Frau
Laska etwas angekündigt?) Sie hat ausarbeiten lassen. (GR Christian Oxonitsch: Sie
haben "angekündigt" gesagt!) Entschuldigung, hören Sie
wenigstens zu, Herr Kollege! (GR
Christian Oxonitsch: Ich höre zu!) Ich habe gesagt, dass die Frau VBgmin
Laska einen Katalog von Grauslichkeiten ausarbeiten hat lassen. (GR Christian Oxonitsch: Das haben Sie nicht
gesagt! Gesagt haben Sie etwas anderes! Das stimmt zwar auch nicht, aber gesagt
haben Sie das nicht!) – Der Herr Bgm Häupl hat wieder einmal nichts
gewusst. Erst unter dem Druck der Öffentlichkeit, unter dem Druck der
Opposition, hat er letztendlich Reißleine gezogen. Meine sehr geehrten Damen
und Herren, auch das ist schlechte Sozialpolitik und totale soziale Kälte! (Beifall
bei der ÖVP.)
Wenn wir vom Finanziellen absehen, ist die Behandlung
der betroffenen Menschen in den Sozialzentren oft menschenverachtend und menschenunwürdig.
Das haben wir nicht erst heute, sondern das zeigen wir laufend auf. Wartezeiten
von sechs bis acht Wochen für einen Termin sind unglaublich. Übrigens hat Wien
hat auch die niedrigste Sozialhilfe im Bundesländervergleich. Da sind wir ganz vorn.
Das alles leistet sich eine sozialdemokratische Alleinregierung. Meine Damen
und Herren, das ist schlechte Sozialpolitik und totale soziale Kälte! (Beifall
bei der ÖVP.)
Bei der Gesundheitspolitik möchte ich nur eines ganz
kurz erwähnen, wir haben noch eine Debatte darüber: Bei den Ordensspitälern
fehlt die Finanzierungszusage. Die Ordensspitäler, die für uns in Wien so
wichtig sind, behandeln mit 3 Prozent Defizit 15 Prozent der Wiener
Patienten. Auch das ist eine schlechte Sozialpolitik, eine schlechte
Gesundheitspolitik und totale soziale Kälte! (Beifall bei der ÖVP.)
Bei der Gesundheitspolitik kann man auch um die
Untersuchungskommission nicht herumkommen, denn die Untersuchungskommission ist
wirklich ein Beispiel dafür, dass die sozialdemokratische Alleinregierung ein
demokratiepolitischer Pflegefall ist. Wie sind die Fakten? Es gibt eine klare
Verantwortung der SPÖ. Wir haben die Untersuchungskommission eingesetzt und
neun Monate lang intensiv gearbeitet. Das traurige aktuelle Erlebnis, der Tote
am Dachboden in Lainz, ist natürlich auf falsche Strukturen zurückzuführen.
Daher ist das Beweisverfahren nicht abgeschlossen. Wesentliche Bereiche im
Antrag wären noch zu untersuchen. Der Antrag ist viel weitergehend, wo nicht
nur das GZW zu untersuchen ist, sondern auch Baumgarten, Liesing und manches
andere. Das hat die SPÖ in ihrer Allmacht. Sie haben vorzeitig den Bericht
beschlossen und beenden die Untersuchungskommission. Diese Vorgangsweise ist
ein demokratiepolitischer Skandal! (Beifall bei ÖVP und GRin Dr Sigrid
Pilz.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren der
sozialistischen Alleinregierung, Sie nennen sich Sozialdemokratische Partei.
Das ist ein Etikettenschwindel! Sie sind weder sozial noch demokratisch! (Beifall
bei der ÖVP. – GR Johann Driemer: Das ist eine Frechheit! – GR Kurt Wagner:
Frau Kollegin Korosec, lernen Sie aus der Geschichte, wenn Sie sagen, dass wir
nicht sozial und nicht demokratisch sind!)
Bgm Häupl wünscht sich, dass vor der geplanten
Regierungsumbildung alle Altlasten weg sind. Das ist ein frommer Wunsch. Bgm
Häupl hat in der Untersuchungskommission zugegeben, dass in den letzten 10
Jahren nur 20 Prozent der Gemeinderatsbeschlüsse im Zusammenhang mit
Pflege umgesetzt wurden. Stellen Sie sich vor, der Gemeinderat würde beschließen,
dass irgendein sozialistischer Großbau, ich sage zum Beispiel der
Karl-Marx-Hof, saniert wird und der Bürgermeister lässt zu, dass nur
20 Prozent erledigt werden. Das Geschrei, die Proteste, die die Mieter mit
Recht anstimmen würden, kann ich mir lebhaft vorstellen. Bei Pflegebedürftigen,
vor allem alten Menschen in Heimen der Gemeinde Wien, kann man das offenbar
tun. Kommen Sie mir daher nicht mit sozialer Wärme! Kommen Sie mir auch nicht
mit Ihren sozialen Wurzeln! Kommen Sie mir auch nicht mit dem angeblichen
demokratischen Vorinstinkt! Seit 1989, seit den Morden in Lainz, haben
Kommissionen getagt und Vorschläge wurden erarbeitet, geschehen ist aber wenig.
Das ist - ich meine es genau so - kontinuierliche Verantwortungslosigkeit
gegenüber Hilflosen, Pflegebedürftigen und vor allem alten Menschen. Das ist -
ich meine es genau so - fortgesetzte
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular