Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 95
Zukunftsfragen beschäftigt, noch gar nicht gesprochen
haben.
Da diskutieren wir lieber die Interpretation des
Beispiels, das der Herr Finanzstadtrat und Vizebürgermeister gestern gegeben
hat und ob das richtig ist im "Format". Wenn ich die Diskussion von
gestern richtig im Gedächtnis habe, so hat der Herr Vizebürgermeister gemeint -
und das zu Recht -, würde man Wien der Aufgaben entkleiden, die sie für die
angrenzenden Bundesländer übernimmt, und da will ich gar nicht reden von
anderen Bereichen wie Kultur, wie Spitalswesen und vieles andere mehr, und er
hat das am Beispiel der Arbeitsplatzsituation und der Zuteilung der
Arbeitsplätze gemeint, wer sie nun tatsächlich innehat, Wiener und Nichtwiener
differenziert, dann hat er gemeint, und das vollkommen zu Recht, dann hätten
wir ein Arbeitsplatzplus von rund 250 000 in dieser Stadt und dann würden
wir über Arbeitslosigkeit in Wien gar nicht reden.
Das heißt nicht, dass wir uns in einer fiktiven
Diskussion von den Aufgaben einer Metropole gegenüber dem Umland absentieren
wollen, wir sagen lediglich, meine Damen und Herren, dass man das sehen muss.
Und wenn Wien nicht die Aufgaben für das Umland wahrnehmen würde, wenn Wien
nicht jene Arbeitsplätze für Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher zur
Verfügung stellte, dann würde es in Niederösterreich ganz anders aussehen und
da sagen wir, das ist die herausragende Leistung der Stadt, und das muss man
einmal mehr sagen. (Beifall bei der SPÖ.)
Und wir diskutieren hier beispielsweise über die
Frage des § 69 und dessen Anwendung. Kollege Neuhuber hat gemeint, dass
die unterschiedlichen Arten des § 69, der ihm in seiner Tätigkeit als
Gemeinderat immer wieder untergekommen sei und den er immer wieder vor sich zur
Entscheidung liegen gehabt hätte. Dann muss man schon eines festhalten, und er
hat das durchaus, denke ich, nur sehr am Rande erwähnt, dass ich mir bei der
Anwendung des § 69 auch ansehen muss, wo er angewendet wird. Er hat das
mit seinem Beispiel des Hochhauses und des zweigeschoßigen Hauses in anderer
Lage zum Ausdruck gebracht.
Ich sage, es ist um einen Bereich zu erweitern. Wir
diskutieren bei neuer Architektur, bei Architektur, die etwas höher ist, auch
über die städtebauliche Akzeptanz. Und wenn ich beispielsweise über das
Hochhausprojekt, das in meinem Bezirk steht, alleine festhalte, dass
27 Meter in Wirklichkeit auch architektonisch bedingt sind, die
eingefordert worden sind im Zuge des Projekts, dann ist es auch etwas, was man
bedenken muss. Das heißt, man sollte sehr wohl diskutieren, wie auch die
Weisung des Magistratsdirektors anzuwenden und zu interpretieren ist, dass es
um verwertbare Kubatur geht, dass es nicht um eine Kubatur geht, die auf Grund
von architektonischen Notwendigkeiten vorgeschlagen oder sogar eingefordert
wird.
Denn ich sage dazu, wenn wir uns nicht auch den
Freiraum leisten werden, architektonische Lösungen zu wählen, die attraktiv,
die ansprechend sind, dann werden wir ganz besonders für Häuser, die etwas
höher sind, sicherlich nicht jene richtungsweisende Architektur in Wien haben.
Und wenn wir schon über den Tellerrand der Wiener
Grenzen sehen, dann denke ich an den Begriff, den Kollege Chorherr gemeint hat,
als er das Beispiel London gewählt hat. Er meinte, Mut sollte sich, oder Mut
lohne sich in der Politik. (GR Mag Christoph Chorherr: Jawohl!) Ich
würde das dahin gehend ändern, dass sich Mut, das Sich-Umsehen, das Mitdenken
und das konzeptive Denken in der Politik lohnen. (GR Harry Kopietz: Jawohl!) Denn nur deshalb, weil in London ein
Labour-Bürgermeister die City-Maut ins Leben gerufen hat und die Entscheidungen
präsentiert und vorgeschlagen hat, heißt es noch lange nicht ... (GR Mag
Christoph Chorherr: Das war London!) Ich komme schon zu Stockholm. Das
heißt aber noch lange nicht, dass das ein Beispiel ist, das eins zu eins
übertragbar ist. (GR Mag Christoph Chorherr: Von eins zu eins habe ich
nichts gesagt!) Ich gebe Ihnen Recht, Kollege Chorherr, dass die Frage des
Verkehrsaufkommens nicht nur, was die Organisation des Verkehrs, auch des
Individualverkehrs, sondern auch, was unsere Zielsetzungen im KliP betrifft,
eine wesentliche Entscheidung der Stadt sein wird.
Ich gebe Ihnen Recht, dass es auch jene Entscheidung
sein wird, wo wir wahrscheinlich intellektuell politisch am meisten diskutieren
werden. Ich gebe Ihnen auch Recht, wenn Sie unterstellten, dass es die
Entscheidung sein wird, wo wir mannigfaltig, sehr konzeptiv, sehr innovativ
alle Möglichkeiten werden ausnützen müssen, damit der modus split weiter, und
noch weiter zu Gunsten des Umweltverkehrsverbundes geht.
Aber ich denke mir, dass man auf der anderen Seite
auch Dinge, wenn sie diskutiert werden, wenn sie auftauchen, auch frei von
jeder Emotionalität darauf abklopfen sollte, wieweit Konzepte auf Wien
übertragbar sind, man diskutieren sollte, woher in einer weltanschaulichen
Konzeption eine City-Maut oder eine Stau-Maut kommt, welche Auswirkungen sie
hat, wen sie sozial trifft, was das Korrektiv sein soll, wer fahren darf und
wer nicht fahren darf, ist es die Brieftasche allein, dass man fahren darf oder
nicht, oder sind es andere, etwa regionale Gesichtspunkte, die man
berücksichtigen sollte.
Und da muss man zu den Beispielen noch einiges sagen.
Und ich denke mir, wir haben auch in der Vergangenheit bewiesen, dass wir einer
Diskussion sicherlich nicht negativ gegenüberstehen, aber man muss sie durchaus
bewerten können. Wenn wir uns London hernehmen, müssen wir einmal festhalten,
dass dort eine weitaus stärkere Monostruktur herrscht als in vergleichbaren
Stadtteilen in Wien. Man muss davon ausgehen, dass wesentlich weniger Menschen
dort wohnen und man muss auch davon ausgehen, dass es in dem Sinne wie wir sie
kennen, eine Parkraumbewirtschaftung dort nicht gegeben hat.
Zu Stockholm muss man einfach
sagen - und Ihr Kollege der grünen Fraktion wird Ihnen das sicherlich gerne
eins zu eins bestätigen, weil er in der gleichen Diskussion in Stockholm dabei
war -, es ist ein Gebiet, in dem wesentlich weniger Menschen leben als in dem
Gebiet,
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