Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 95
großem Bedauern zur Kenntnis genommen, dass die SPÖ Wien nicht gewillt ist, unseren Antrag auf Einrichtung einer Wiener Arbeitslosenanwaltschaft zu unterstützen. Ich finde das sehr schade. Auch für Frauen hätte eine Wiener Arbeitslosenanwaltschaft und das Geben von Rechten an Arbeitssuchende einen großen Fortschritt in dieser Stadt bedeutet. Ich finde es auch schade, dass die SPÖ und StRin Brauner der Ausweitung der Ladenöffnungszeiten zugestimmt haben, die gerade für die zwei Drittel aller Handelsangestellten, die Frauen sind, massive Rückschritte, massive weitere Verschlechterungen in ihren Arbeitsbedingungen, in ihrer Arbeitszeit, in ihren existenziellen Möglichkeiten gebracht hat.
Aber ich bin trotzdem gewillt, an das Gute zu
glauben. Ich glaube daran, dass auch Sie, meine Damen und Herren von der
Sozialdemokratie, gewillt sind, dem drängenden Problem der
Frauenarbeitslosigkeit Abhilfe zu verschaffen; Sie sagen das ja auch immer
wieder, verbal ist da schon einiges zu hören. Das heißt, ich beantrage heute
neuerlich - ich habe das ja schon einmal getan, da wurde es abgelehnt, aber ich
beantrage es heute neuerlich - ein arbeitsmarktpolitisches Aktionsprogramm für
Frauen. Ich denke, das ist angesichts der arbeitsmarktpolitischen Probleme von
Frauen in Wien dringend nötig.
Der Antrag lautet:
"Die Stadt Wien möge
ein Sofortmaßnahmenprogramm zur Bekämpfung der Frauenarbeitslosigkeit
erarbeiten. Insbesondere sind Maßnahmen zur Förderung des beruflichen
Wiedereinstiegs und zur Vereinbarkeit von Beruf und Betreuungstätigkeiten sowie
Beratungsmaßnahmen auszuweiten. Des Weiteren möge die Stadt Wien jene
arbeitsmarktpolitischen Programme verstärken, die auf Weiter- und
Höherqualifizierung von Beschäftigen abzielen, insbesondere im
Niedriglohnbereich und für so genannte atypisch Beschäftigte.
In formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung dieses
Antrags an den Gemeinderatsausschuss für Integration, Frauenfragen,
Konsumentenschutz und Personal sowie an den Gemeinderatsausschuss für Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke."
Ich stehe auch nicht an, an dieser Stelle zu
erwähnen, dass auch insbesondere im Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds im
vergangenen Jahr neue Förderungsmaßnahmen für Frauen beschlossen wurden, zum
Beispiel die Maßnahme “NOVA“, die den beruflichen Wiedereinstieg für Frauen
fördert, und hier auch zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Aber
es ist zu wenig.
Ich möchte jetzt kurz ein Thema streifen - zu dem die
GRÜNEN einen Antrag einbringen -, das in diesem Haus relativ selten diskutiert
wurde. Das betrifft die Umsetzung der EU-Förderungen in Wien. Wie Sie wissen,
vergibt Wien eine Reihe von EU-Förderungen, sei das Sequel, dazu gibt es
20 Millionen EUR, oder fürs Ziel 2 gibt es
47 Millionen EUR seitens der EU in dieser Programmplanungsperiode,
davon 4 Millionen EUR für aktive Arbeitsmarktpolitik.
Die GRÜNEN haben vor zwei Wochen zu einem
StadtexpertInnengespräch zum Thema "EU-Förderungen - und wie Frauen sie
bekommen" eingeladen. Es war eine sehr interessante Debatte. Auch eine
Expertin der MA 27, die in Wien für die Umsetzung der EU-Förderungen zuständig
ist, war eingeladen. Die anwesenden Frauen sind zu dem Schluss gekommen, dass
sie zum Teil nicht nur schlecht informiert sind darüber, wie man EU-Förderungen
bekommt, sondern dass gerade Frauen und Frauenprojekte eigentlich durch die
Konzeption strukturell benachteiligt werden. Das liegt nicht im Bereich der
Gemeinde Wien - da stehe ich nicht an, das zu sagen -, sondern das liegt auch
sehr stark an der Konzeption, die seitens der Europäischen Union für diese
Programme vorgesehen ist, dass diese Programme Frauen und vor allem kleinere
und mittlere Strukturen benachteiligen, sei das durch die Schwerpunktsetzung,
sei das durch den hohen Eigenmittelanteil, den Förderungen brauchen, sei das
durch die schwierigen Bedingungen, zu Co-Finanzierungen zu kommen, und auch vom
Gender Mainstreaming, das umzusetzen in allen Förderprogrammen eigentlich
vorgesehen ist, wird nur unzureichend bemerkt, dass und wie es umgesetzt wird.
Ich denke, da könnte man mehr tun.
Deshalb stelle ich den Antrag, der auch quasi aus diesem
StadtexpertInnengespräch resultiert:
"Die Stadt Wien möge überprüfen, inwiefern
Verbesserungen hinsichtlich des Zugangs zu EU-Förderungen für Frauen erreicht
werden können. Des Weiteren soll die Stadt Wien Initiativen setzen, um die
Strategie des Gender Mainstreaming in der Programmperiode 2007 bis 2013 besser
in die Förderprogramme zu integrieren."
Ich möchte hiermit den frauenpolitischen Teil meiner
Ausführungen abschließen.
Am Rande nur, weil ich denke, dass die Redezeit
drängt und wir morgen noch eine integrationspolitische Debatte haben werden,
möchte ich die Integrationspolitik streifen. Dazu möchte ich nur so viel sagen,
dass wir es einerseits begrüßen, dass morgen das Wiener
Antidiskriminierungsgesetz im Landtag verabschiedet wird, und dass wir es auch
begrüßen werden - das haben wir ja im Ausschuss schon debattiert -, dass der
Wiener Integrationsfonds aufgelöst und in die MA 17 übergeführt wird.
Wir möchten nur unsere Besorgnis darüber ausdrücken,
dass wir gehört haben, dass nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Wiener Integrationsfonds in die MA 17 oder andere Dienststellen der
Gemeinde übernommen werden. Ich möchte an dieser Stelle meinem Befremden darüber
Ausdruck verleihen, weil StRin Brauner im letzten Gemeinderatsausschuss
versichert hat, dass selbstverständlich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
die wollen, übernommen werden. Ich denke, da kann es sich also nur um ein
Missverständnis handeln, und wir harren hier der Dinge, die auf uns zukommen.
Wie gesagt, wir haben Informationen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die
nicht übernommen werden, und ich hoffe eben, dass das ein Missverständnis ist.
Ein zweiter Punkt, den ich kurz
ansprechen möchte, den auch Maria Vassilakou gestern schon angesprochen
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