Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 95
Fehlern überrascht. Oft als Einzelfälle dargestellt, wird mit großem Bedauern der Bericht zur Kenntnis genommen und, wenn notwendig, Stein und Bein geschworen, dass so etwas nicht vorkommen wird.
Als gelernter Pessimist:
Aufgrund solcher Aussagen weiß man, dass das gesprochene Wort in dem Moment, wo
es ausgesprochen ist, bei den meisten schon wieder in Vergessenheit geraten
ist.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend):
Herr GR Kenesei, entschuldigen Sie.
Meine Damen und Herren von der FPÖ! Ich verstehe,
dass Sie innere Diskussionen im Vorfeld des Samstags haben. (GR Günther
Barnet: Über das Fußballspiel zum Beispiel!) Ich darf Sie aber bitten, auch
wenn Sie nur übers Fußballspiel reden wollen, vielleicht kann man das hinten
machen. Ich würde Sie darum bitten. (GR Mag Hilmar Kabas: Wir wollen ihm ja
zuhören!) Diesen Eindruck habe ich nicht. (GR Mag Hilmar Kabas: Wie man
sich irren kann!)
Bitte, Herr GR Kenesei.
GR Günter Kenesei (fortsetzend):
Danke. - Meist wird von den geprüften Stellen über Konsequenzen gesprochen.
Meist werden diese vollmundig in die Berichte als Stellungnahme
hineingeschrieben. Wie schaut es dann in der Realität tatsächlich aus? - Nicht
nur, dass immer wieder, oft sogar wenn dieselbe Dienststelle geprüft wird,
dieselben Mängel auftreten, wiederholen sich auch die Fälle von
Ausschreibungsmängeln, von Überprüfungsschwächen, von falschen Berechnungen,
von falschen Voraussetzungen, von denen ausgegangen wird. In der Realität ist
es dann meistens so, dass nach dem Kontrollamtsbericht so gut wie nichts
passiert.
Da hakt jetzt die Kritik ein beziehungsweise der
Vorschlag oder Diskussionspunkt, was man und wie man eine Handhabe dem
Kontrollamt, aber auch den Gemeinderäten in diesem Haus in die Hand geben kann,
und die geschaffen werden muss, um die angekündigten Konsequenzen bei den
einzelnen Dienststellen tatsächlich auch zu überprüfen.
Jetzt weiß ich schon, dass das mit dem derzeitigen
Personalstand im Kontrollamt nicht möglich ist. Denn auf der einen Seite gehen
die Kolleginnen und Kollegen des Kontrollamtes ihrer gewissenhaften Tätigkeit
nach und prüfen, verfassen die Berichte und versuchen, mit Vorschlägen eine
Verbesserung der Situation herbeizuführen. Ihnen jetzt noch zusätzlich
aufzutragen, dass sie in einem Halbjahres- oder Jahresrhythmus noch einmal die
geprüften Dienststellen überprüfen sollen, ob die Konsequenzen, die von der
Dienststelle angekündigt wurden, auch tatsächlich umgesetzt werden und die
Missstände abgestellt sind, dazu ist einfach die Personalressource nicht da.
Man sollte sich rasch überlegen, ob eigentlich das
Überprüfen der angekündigten Konsequenzen und der Verbesserung der Situation
nicht dem ressortverantwortlichen Stadtrat oder der Stadträtin zufällt und
unter das Kapitel politische Verantwortung fällt. Denn politische Verantwortung
heißt, auf der einen Seite Missstände abzustellen durch das Aufzeigen des
Kontrollamtes und durch den Verbesserungsvorschlag, aber auf der anderen Seite
heißt politische Verantwortung auch, konsequent diesen Verbesserungen und
diesen Veränderungen nachzugehen, ob sie auch tatsächlich umgesetzt sind. Das
wäre ein wesentlicher Ansatz, um hier eine Handhabe zu haben, dass auch die
geprüften Dienststellen tatsächlich das Gefühl vermittelt bekommen: Es reicht
nicht aus, in den Kontrollamtsbericht hineinzuschreiben, dass ich Besserung
gelobe, sondern es gibt auch eine konsequente Überprüfung, ob diese Besserung
tatsächlich stattgefunden hat.
Ein zweiter wesentlicher Punkt wird in Zukunft sein,
wie Kontrollmöglichkeiten vor allem bei den ausgegliederten Bereichen
ausschauen. Durch die Gründung von Tochter- und Enkelgesellschaften wird dem
Kontrollamt oftmals die Tür vor der Nase zugeschlagen. Es werden Tochter- und
Enkelgesellschaften gegründet, wo der Anteil der Stadt Wien unter 50
beziehungsweise unter 25 Prozent absinkt und daher das Kontrollamt der Stadt
Wien keinerlei Möglichkeiten hat, in diesen Gesellschaften eine ordnungsgemäße
Prüfung vorzunehmen.
Bestes Beispiel: Die MML Beteiligungs-GesmbH im
Bereich St Marx, T-Mobile-Grundstück. Dort wäre es wichtig und richtig
gewesen, dem Kontrollamt die Möglichkeit zu geben, wesentlich intensiver zu
prüfen, als es dies getan hat, und dort wesentlich effizienter an die Sache
heranzugehen. Denn wenn man sich die ganze Gestion in diesem Bereich anschaut,
dann merkt man sehr schnell - wir haben noch die Berichte mit StR Rieder zu
debattieren, die haben wir ja zurückgestellt, weil er damals wegmusste - und
wird man sehr schnell draufkommen, dass hier erstens einmal in Personalunion
eine Person tätig ist, deren Job einfach unvereinbar ist. Denn Diener mehrerer
Herren, das ist bei so einer heiklen Sache einfach nicht möglich. Es gibt
dutzende solcher Beispiele, dass eine effiziente Kontrolle durch das
Kontrollamt notwendig wäre, aber aufgrund der Gestion der Gesellschaften, der
Zusammensetzung und des Herunterdrückens des Anteils der Stadt Wien unter die
50 beziehungsweise 25 Prozent eine Kontrolle verunmöglicht wird.
Das nächste Beispiel dafür sind die Gesellschaften,
die sich mit der Verwertung des Flugfeldes Aspern beschäftigen werden. Auch
dort ist mit Tochter- und Enkelgesellschaften zu rechnen, um auch in diesem
Bereich eine effiziente Kontrolle hintanzuhalten.
Daher kann man nur zusammenfassen: Offensichtlich hat
vor allem die SPÖ ein eher gestörtes Verhältnis zum Thema Kontrolle, bei diesen
ganzen ausgegliederten Bereichen ... (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Na, na, das
ist aber ...!) Lassen Sie mich
den Satz wenigstens fertig sagen, bevor Sie sich aufregen, Kollege
Stürzenbecher. Sie können sich in 30 Sekunden auch noch aufregen.
Aber ich kann den Satz
wiederholen, er hat offensichtlich nur eine Wirkung, wenn man ihn als ganzen
hört: Offensichtlich hat die SPÖ ein ziemlich gestörtes Verhältnis zum Thema
Kontrolle. Denn sonst hätte sie gerade als Mehrheitsfraktion ein gesteigertes
Interesse, bei Tochter- und Enkelgesellschaften dem Kontrollamt
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