Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 123
das wollen
oder ob wir es nicht wollen. Und daher ist alles zu tun, um die Chancen der
Globalisierung zu nützen und die Schäden zu bekämpfen.
Und diese
Bundesregierung tut alles, ist mutig. Das Wort "Mut" ist heute schon
einige Male gefallen, der in Wien nicht vorhanden ist. Diese Bundesregierung
ist mutig. Sie denkt nicht in Legislaturperioden, Herr Kollege Schuster,
sondern in Generationen. Diese Bundesregierung ist innovativ und setzt die
richtigen notwendigen strukturpolitischen Maßnahmen.
Und das
sollte sich die Wiener Alleinregierung auch ins Stammbuch schreiben, meine
Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Und wenn
Sie als Mehrheitsfraktion in diesem Haus ganz bewusst ein Bild von Österreich
zeichnen, das der Realität absolut nicht entspricht, kann ich Ihnen sagen: Ich
bin stolz auf dieses Österreich. (Beifall bei der ÖVP. – GR Godwin Schuster:
Die Regierung ist nicht unsere, Gott sei Dank! Aber auf Österreich sind wir
sehr stolz, auf die Regierung nicht!)
Auf Österreich
sind Sie auch stolz. Aber wenn man Ihnen zuhört, wenn man die heutige Debatte
am Vormittag gehört hat, hat man den Eindruck gehabt: Auf dieses Land kann man
nicht stolz sein. Mit so einer Bundesregierung, was da an Maßnahmen gesetzt
wird. Ich bin auch stolz auf diese Bundesregierung! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Der
Budgetentwurf über Gesundheit und Soziales, der vorliegt, ist nicht mutig, ist
einfallslos und reagiert nicht auf die aktuellen Entwicklungen im Gesundheits-
und Sozialbereich. Jahrelang mussten wir das bei der Frau StRin Pittermann und
auch bei der Frau StRin Laska zur Kenntnis nehmen. Und ab Sommer sind Sie, Frau
StRin Brauner, für diese Bereiche verantwortlich. Und ich habe Ihnen das schon
im Ausschuss gesagt. In allen Diskussionen, Verhandlungen, Gesprächen habe ich
den Eindruck gewonnen, Frau Stadträtin, hier ist jemand, der engagiert ist,
hier ist jemand, der auch mit dem notwendigen Pragmatismus ausgestattet ist.
Sie, Frau Stadträtin, wissen, was Sie wollen, Sie wissen, worum es geht. Sie
wissen, dass im Gesundheitsbereich vieles zu optimieren ist. Aber Sie wissen
auch, dass man dementsprechend viel Geld in die Hand nehmen muss.
Und, Frau Stadträtin, der
Budgetentwurf ist leider entlarvend. Ich habe Sie offensichtlich überschätzt.
Die Pflegesituation in Wien
ist dramatisch, und man kann bei der Budgetdebatte nicht daran vorbeigehen,
obwohl wir die Debatte über das Pflegeheimgesetz ja am Donnerstag hier führen.
Nach 10°Jahren kommt endlich dieses Gesetz, und der Anstoß waren ja
letztendlich die verheerenden Missstände in Lainz. Und es ist in Wien offenbar
so: In Wien muss immer etwas passieren, damit was passiert. Frau StRin
Pittermann musste dann zurücktreten, und Sie haben das Kommando übernommen.
Und da muss man sich halt
doch einige Fragen auch beim Budget vorstellen: Wo spiegelt sich das
Pflegeheimgesetz in Ihrem Budget wider? Wo sind die Investitionen im
Geriatriebereich? Sie sind nicht vorhanden oder Sie haben sie so gut versteckt.
Wo sind die Sonderinvestitionen der Pflegemilliarde? Der Bgm Häupl hat ja die
Pflegemilliarde zugesagt. Er hat sogar gemeint, er glaubt gar nicht, dass man
damit auskommen wird. Also die Zusage eines Bürgermeisters, gerade vom Herrn Dr
Häupl, nehme ich, Herr Kollege Schuster, sehr ernst. (GR Godwin Schuster:
Sie haben dem Herrn Bürgermeister überhaupt nicht zugehört!) Ja, ich komme
schon dazu. Also das war ja eher peinlich. Weil zu sagen, dass durch die
Pflegemilliarde 100°diplomierte Krankenschwestern ausgebildet worden sind über
den WAFF und dass Darlehenszusagen für das Haus der Barmherzigkeit gemacht
wurden: Also wenn das das ist, was die Pflegemilliarde betrifft, na bitte. Aber
wissen Sie: Da sieht man den Unterschied, überhaupt in der ganzen Philosophie.
Sie sind noch stolz darauf, dass Selbstverständlichkeiten, und das sind
Mini-Selbstverständlichkeiten, von der Pflegemilliarde kommen. Wir erwarten von
der Pflegemilliarde wirklich Investitionen, um die Situation in Wien gerade für
Menschen, die in der Pflegesituation sind, zu ändern. Aber Sie finden das schon
großartig! (Beifall bei der ÖVP.)
Also wieder
einmal Absichtserklärungen. Absichtserklärungen haben wir schon viele gehört,
das ist uns zu wenig.
Meine Damen
und Herren! Es gibt eine Studie vom IHS über die Leistungs- und Finanzierungsstrukturen
der Ordenskrankenhäuser. Diese Studie ist äußerst interessant und kommt zu
unglaublichen Ergebnissen. Nämlich, wenn städtische Krankenhäuser so effektiv
arbeiten würden wie Ordenskrankenhäuser, könnten Sie sich, Frau StRin Brauner, 190 Millionen EUR
jährlich ersparen. 190 Millionen EUR! Nicht im wörtlichen Sinn. Ich
will nicht, dass Sie sich das ersparen, sondern diese Mittel könnten Sie
einsetzen in zukunftsträchtige notwendige Projekte. (Zwischenruf von GR Mag
Thomas Reindl.) Kennen Sie die Studie, Herr Kollege? Eigentlich hätten Sie
sie lesen müssen, und dann hätten Sie schon Schlüsse daraus ziehen können,
anstatt polemisch zu sein.
Man könnte zum
Bespiel Projekte für eine Verlagerung vom stationären in den ambulanten Bereich
machen. Wir wissen, dass jeder Euro im stationären Bereich drei Euro im
niedergelassenen Bereich wert ist. Es fehlen die betreuten Wohnformen im
niedergelassenen Bereich, damit könnten Pflegeheime entlastet werden, aber auch
der Akutbereich. Die Frau Kollegin Pilz hat ja hier Beispiele gebracht, die
mehr als dramatisch sind. Hier könnten längst Menschen, die in ein Pflegeheim
kommen sollten, die einen Pflegeplatz benötigen, dorthin kommen. Diese Kette,
Frau Stadträtin, gehört aufgemacht, gehört forciert, gehört entsprechend
dotiert.
Und, Frau
Stadträtin, Sie haben bei Ihrer Antrittsrede ein Bekenntnis abgelegt, ein
Bekenntnis, dass die Menschen so lang wie nur irgendwie möglich zu Hause in
ihrer Umgebung leben können. Da haben Sie uns, die Wiener ÖVP, als Ihren
Partner. Unser Credo war immer: So viel Ambulanz wie möglich und so viel
stationär als notwendig. (Beifall bei der ÖVP.)
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