Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 117 von 123
Die Stadt Wien als
Großgrundbesitzer ist auch nicht bereit, etwas von ihren 2,5 Millionen
Quadratmetern Grundstücken abzustoßen, um mit diesen Geldern neue Ideen am Bau
umzusetzen, wie etwa als Investition für die Sicherheit am Bau. Denn Budget
bedeutet auch die Möglichkeit für Visionen. Die fehlen leider zur Gänze. Also muss
das Schlagwort "Sicherheit am Bau", wofür ich jetzt noch einige
Zeilen verwenden möchte, wieder einmal von der Opposition kommen.
Die Schlagzeile heute im
"Kurier", "Immer mehr Einbrüche, Boom bei Alarmanlagen",
ist für mich schon ein Signal, vor allem auch deshalb, weil ich glaube, dass am
Wohnbausektor hier noch vieles vernachlässigt wurde. Was in Deutschland bereits
gelebt wird, ist bei uns – zumindest hat es für die Opposition den Anschein –
noch nicht einmal diskutiert worden. Dabei dauert es doch, wie wir gehört
haben, 6°Jahre, bis etwas in die Realität umgesetzt wird, und in 6°Jahren kann
sehr viel passieren. Und viele Leute sind durch die steigende Kriminalität
verunsichert.
Es könnten in den
Wohnanlagen, in den Wohnhäusern und in den Wohnungen selbst Alarmanlagen
installiert werden, die im Zuge eines Neubaues nur unwesentlich mehr Kosten
verursachen würden.
Es könnten spezielle
Beleuchtungskonzepte ausgearbeitet werden, und es ist auch nicht für die
Sicherheit förderlich, wenn neuerdings, und ich nenne sie jetzt einmal so,
Stelzenbauten errichtet werden, also Wohnhäuser auf Pfeilern. Diese sind
schlecht beleuchtet, schlecht einsehbare Punkte, die jedem Sicherheitsgedanken
zuwiderlaufen.
Und wussten Sie, dass
bereits kürzere Wohnblöcke mehr Sicherheit bringen, weil die Übersichtlichkeit
besser gewährleistet ist? „Ein Einbruch führt" – und jetzt zitiere ich aus
einer deutschen Zeitung – „neben den materiellen Schäden durch die unmittelbare
Beeinträchtigung der Privatsphäre bei den Opfern nicht selten zu lang
andauernden, zum Teil erheblichen psychischen Beeinträchtigungen. Damit
tangiert die Einbruchskriminalität im besonderen Maß das Sicherheitsgefühl der
Bevölkerung. Neben der konsequenten qualifizierten Strafverfolgung beabsichtigt
die Polizei, dieses Sicherheitsgefühl durch eine Intensivierung der
Präventionsarbeit positiv zu beeinflussen und zu stärken." Oder es heißt
hier: „Daher werden in Deutschland unter Beteiligung der Polizei Maßnahmen zur
Einbindung präventiv wirkender Maßnahmen durchgeführt. Eine Basishilfe bietet
die Erstellung einer Situationsanalyse. Unter kriminalpräventiven
Gesichtspunkten wird an den Standorten ein kleinräumiges polizeiliches Lagebild
erstellt, auf dessen Basis eine Gefährdungsprognose für den von der
städtebaulichen Maßnahme betroffenen Raum abgegeben wird. Und auf Grund dieser
Stellungnahme werden dann gemeinsam mit der Stadtentwicklung künftige
Wohnhausanlagen geplant und errichtet."
Und als Drittes möchte ich
Ihnen noch ein Zitat bringen, und zwar auf der Suche nach dem richtigen Weg
stößt man zwangsläufig auf Erfahrungen des Auslandes und insbesondere auf die
Entwicklung in den USA. Hier gab es bereits 1963 ein Buch von der Jane Jacobs,
die ausführlich darüber berichtet, wie man gerade im Wohnbau und vor allem auch
im sozialen Wohnbau der Kriminalität entgegenwirken kann. Aber wie lautet die
Formel? "Stadtentwicklung und Kriminalprävention ist sicheres
Wohnen", und dazu darf ich jetzt einen Antrag einbringen, bei dem in
formeller Hinsicht die Weiterleitung an den Gemeinderatsausschuss für Wohnen,
Wohnbau und Stadterneuerung beantragt wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir haben kürzlich eine
Novelle der Bauordnung beschlossen, wo behindertengerechtes Wohnen einen wesentlichen
Bestandteil bildet. Ich meine aber, dass gerade für Menschen, denen oft ein
freies Bewegen nicht ganz selbstverständlich ist, Sicherheit ein wesentlicher
Faktor ist.
Zum Schluss möchte ich noch
einen Punkt nicht unerwähnt lassen, und er steht auch im Zusammenhang mit
Kosten und Sicherheit. Es betrifft das Mitspracherecht der Bürger. Es wird
immer wieder betont, dass die Mitbürger ein Mitspracherecht hätten, aber es
wird nie umgesetzt oder selten, wenn es um Wohnhausanlagen geht.
Und da darf ich dazu noch
ein Beispiel aus Favoriten zitieren, wo sich die Frau Bezirksvorsteherin schon
immer als besonders volksnah gab, indem sie die eine Bürgerversammlung oder
mehrere abgehalten hat, initiiert von den Freiheitlichen, von denen sie
gewissermaßen gezwungen worden ist. Also sie lud die Bürger ein, ihre Meinung
abzugeben. Aber der Tenor war immer der gleiche. Denken Sie an den Humboldt-,
Wiener-, Kepler- und Erlachpark. Das würde hohe Mehrkosten in der Planung
bedeuten, denn das Projekt ist ohnehin schon fertig. Die Bürger wurden vor den
Kopf gestoßen, einbezogen wurden sie nicht.
Und auch jetzt gibt es im
Bereich von Wohnen so einen Paradefall in der Siccardsburggasse, der Ihnen ja
sicher nicht unbekannt sein wird, Herr Stadtrat. Es geht da um eine Überbauung
über die Straße zwischen zwei Wohnblockanlagen. Und obwohl die Bürger eine
Initiative gebildet haben, die sich mit dem neuen Projekt, das dort entstehen
soll, auseinander setzt, ja, sie lehnen es schlichtweg ab, ist die Frau
Bezirksvorsteherin nicht einmal mehr bereit, sich die Meinung der Bürger
anzuhören. Sie fühlt sich regelrecht belästigt.
So sieht die Bürgernähe der
SPÖ in Wien aus. Die Leute werden aufgefordert mitzumachen, aber nur und
ausschließlich dann, wenn es sowieso dem Konzept einer Frau Bezirksvorsteherin
oder den entsprechende Wohnungsgenossenschaften inklusive Wiener Wohnen
entspricht. Pech für die Bürger, denn sie dürfen es ja bezahlen. Aber lassen
Sie die Bürger mitbestimmen, sie haben ein gutes Gespür für Kosten und für Sicherheit.
Wir Freiheitliche haben das
Gefühl, dass Sie, meine Damen und Herren der SPÖ, Demut mit zwei Begriffen in
Verbindung bringen: Mit Kürzungen im Sozialbereich und Erhöhungen im
Abgabenbereich. Das ist uns für das Budget 2005 zu wenig. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer:
Zu Wort gemeldet ist Herr GR Stürzenbecher.
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