Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 87
überhaupt nicht ein. Auch nicht, wenn man bemüht war, das Stichwort aufzunehmen, nachdem wir dagegen remonstriert haben.
"Strategie" - Kollege Chorherr hat sich
schon bemüht, dies darzustellen: Was erwartet man von einem Strategieplan? Was
heißt eigentlich Strategie? - Strategie heißt nicht nur, dass man Phantasie und
Ziele haben muss, sondern das heißt auch, dass man sich überlegt, wie eine
Schlacht geschlagen werden kann. Ich habe das aus dem militärischen Vokabular,
weil "Strategie" dort auch vorkommt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! In Ihrem so
genannten Strategieplan zu den Einkaufszentren lese ich aber sinngemäß nur -
und im übertragenen Sinn -, dass eine Schlacht geschlagen werden müsste. Denn
im Strategieplan wurde das von uns hineinreklamierte Stichwort
"Einkaufszentrum" im Kapitel "Weiterentwicklung der Kooperation
in der Region" aufgegriffen, und da steht ganz richtig: „Einkaufszentren
entsprechen einem Trend und müssten nach den siedlungspolitischen
Zielvorstellungen sinnvoll kanalisiert werden." So in etwa; ich möchte das
Ganze nicht vorlesen, das können Sie ja selbst nachlesen.
Das heißt, es steht zwar da, dass es ein Problem
gibt, aber der Strategieplan weiß eigentlich nicht, was er mit diesem Problem
anfangen soll; mit der einen Einschränkung - und das lese ich jetzt wörtlich vor:
„Eine Gesamtstrategie zum Thema Einkaufszentrum am Stadtrand, die zwar
grundsätzlich restriktiv, aber nicht dogmatisch ausschließend angelegt sein
muss, kann angesichts der regionalen Standortkonkurrenz und der regionalen
Folgewirkungen nur gemeindeübergreifend entwickelt werden."
Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren! Solange ich
hier in diesem Hause tätig bin - und das ist jetzt schon sehr lange, seit 1989
-, reden wir über so etwas, und ich habe noch keinen Widerspruch gefunden, von
keiner Fraktion. Nur sollte eben im Strategieplan stehen: Wie? Und wie kommen
wir jetzt endlich dazu?
Noch dazu - und das hätte das Ganze ja wesentlich
erleichtert - wird dieses Feindbild, diese ständige Rute im Fenster, dass
Einkaufszentren, die in Wien nicht genehmigt werden, dann eben bewusst ins
Umland abwandern - abgesehen von denen, die sowieso schon vorweg im Umland
geplant waren - und dass man sich mit einigen Gemeinden nicht einigen könne,
und das Feindbild Niederösterreich-Umland, wo eigentlich das ganze Unheil
passiert, ohne dass man wirkungsvoll etwas dagegen machen kann, ja demnächst
verloren gehen.
StR Schicker hat ja, nachdem
das Thema auch schon am Montag in der Budgetdebatte zur Geschäftsgruppe
Stadtplanung und Stadtentwicklung behandelt wurde, auf den Redebeitrag des
Kollegen Neuhuber sehr gekränkt reagiert und darauf hingewiesen, dass es in
seiner Zeit ganz wenige Einkaufszentren gegeben hat, die gewidmet wurden. Ihm
jetzt vorzuwerfen, er würde die Einkaufszentren massenweise widmen, das wirke
so, wie wenn der Blinde von der Farbe reden würde.
Nein, Herr Stadtrat - du bist wieder anwesend (Amtsf
StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Bin ich die ganze Zeit!) -, bei aller
Wertschätzung, aber das geht am Thema vorbei. Niemand wirft dir vor, dass du
serienweise Einkaufszentren widmest, sondern der Vorwurf lautet: Es schwirren
derart viele Projekte im Raum herum, die sowieso eines Tages von der
Stadtentwicklung oder von der Stadtplanung erfasst werden müssen, dass man
darauf jetzt zu reagieren hat. Ich werde ganz zum Schluss sagen, was wir uns
darunter vorstellen.
Aber es wurde in dieser Debatte auch darauf
hingewiesen, dass das Regulativ sehr häufig daran scheitert, dass man sich mit
den Nachbargemeinden - zum Beispiel Gerasdorf ist extra angeführt - über die
Flächenwidmung nicht habe einigen können. Auch da ist schon der Hinweis
aufgetaucht, auf den ich jetzt noch kurz eingehen möchte, dass Niederösterreich
nun einen wesentlichen Schritt setzt. Und zwar novelliert Niederösterreich sein
Raumordnungsgesetz - es soll sogar demnächst beschlossen werden - mit einer
sehr, sehr restriktiven Regelung, was Einkaufszentren betrifft, nämlich dass
außerhalb der Zentrumszonen von Orten, noch innerhalb des geschlossenen
Ortsgebietes, Bruttogeschoßflächen von Handelsbetrieben nicht mehr als
1 000 Quadratmeter betragen dürfen - Bruttogeschoßflächen! -; und
außerhalb dieser Ortsgebiete, also auf der freien Fläche, dürfen
Verkaufsflächen für zentrumsrelevante Waren überhaupt nur noch
80 Quadratmeter groß errichtet werden. Dabei ist dort auch die Regelung,
was eine Handelsfläche ist, noch viel restriktiver, weil von funktionalen
Einheiten gesprochen wird, aber darauf möchte ich jetzt gar nicht eingehen.
Die Niederösterreicher nehmen auch gleich noch eine
zusätzliche Verordnung heran, die niederösterreichische Warengruppenverordnung,
die genau determiniert, was nicht zentrumsrelevante Waren sind. Das ist sehr,
sehr eingeschränkt. Das sind praktisch jene Waren, die man sich in einem dicht
bebauten Ortsgebiet wirklich nicht vorstellen kann, es betrifft nämlich
Baustoffhändler, Brennstoffhändler, Stein- und Betonwaren, Holzrohstoffe,
Bodenbeläge. Ich glaube, das ist ziemlich klar, dazu braucht man nicht viele
Worte zu verlieren.
Das ist die Gelegenheit, meine sehr geehrten Damen
und Herren! Nicht nur, dass der Strategieplan davon noch nichts wusste,
bezeichnet das der Herr StR Schicker in seinem Debattenbeitrag als "recht
nett". Das halte ich für ein bisschen untertrieben in Anbetracht dessen,
dass diese Problematik jetzt endlich wirkungsvoll geregelt werden könnte.
Aber wie ich den Zeitungen
oder überhaupt der öffentlichen Berichterstattung in Niederösterreich entnehme,
ist die SPÖ-Fraktion in Niederösterreich voll auf dem Trip dagegen. Meine sehr
geehrten Damen und Herren von der Mehrheitsfraktion dieses Hauses, setzen Sie
sich vielleicht ein wenig dafür ein, dass Ihre Kollegen in Niederösterreich
diese Vernunft walten lassen, die Sie zu Recht reklamieren und die auch für
Wien dringend notwendig wäre! Denn sonst haben wir wirklich das Endlos-Problem,
dass wir mit der Umlandproblematik nicht weiterkommen.
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