Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 87
die Klein- und Mittelbetriebe, die ja der Garant für die Arbeitsplätze in der Wiener Wirtschaft sind, kaum erwähnt, und es ist deren Bedeutung mit keinem Wort erwähnt.
Meine Damen und Herren! Es findet sich auch über die
Unternehmensgründungsförderung überhaupt kein Wort. Es gibt ja in dieser Stadt
seit zwei Jahren, seit dieser Kürzung der Wiener Wirtschaftsförderung, keine
eigenständige Unternehmensförderung mehr in Wien, es gibt nur auf Bundesebene
eine Förderung von Jungunternehmen durch das Austria Wirtschaftsservice, aber
wir haben in Wien nichts Eigenständiges mehr. Es wird hier im vorliegenden
Strategieplan nur ganz lapidar formuliert – ich zitiere das wörtlich –, dass
Neugründungen und Neuansiedlungen zu forcieren sind. Aber das ist, wie vieles
in dem Plan, viel zu unkonkret. Wir brauchen eine eigenständige
Unternehmensgründungsförderung, und ich hätte mir erwartet, dass in den neuen
Richtlinien des Wirtschaftsförderungsfonds mit 1. Jänner 2005 auch das
vorgesehen ist. Ich hätte mir erwartet, dass in diesen neuen Richtlinien eben
auch eine neue Förderung für Unternehmensgründungen in Wien verankert wird.
Meine Damen und Herren! Wir müssen solche
Wettbewerbsvorteile für die kleinen, für die mittleren Betriebe in Wien
schaffen, Wettbewerbsvorteile etwa auch durch neue Ladenöffnungszeiten. Auch
das ist ein alter freiheitlicher Vorschlag, doch dazu finden sich hier in
diesem Plan überhaupt keine neuen Ideen. Wir müssen neue Ladenöffnungszeiten
für unsere Klein- und Mittelbetriebe so gestalten, dass die kleinen Betriebe
Privilegien erhalten, länger offen halten dürfen als die großen, als die
Einkaufszentren, so wie das etwa in Frankreich längst üblich ist. Ich verweise
auf dieses berühmte französische Modell. Es fehlen hier alle neuen Ideen.
Meine Damen und Herren! Wo sollen denn in Wien
wirklich neue Arbeitsplätze entstehen, wenn nicht in neuen, in jungen
Unternehmen? Ich meine daher, wir sollten uns neue Regelungen überlegen, mit
denen die kleinen Betriebe bestehen können, mit denen die kleinen eben
Wettbewerbsvorteile haben, um in ihrem Überlebenskampf gegen die großen
Betriebe bestehen zu können.
Meine Damen und Herren! Es fehlen auch in der
Technologiepolitik neue Strategien völlig, um die Abwanderung der Industrie aus
dieser Stadt zu stoppen. Es fehlen neue Ideen. In der Technologiepolitik gibt
es ja einen Wildwuchs an Zuständigkeiten, eine Zersplitterung der Kompetenzen.
Und dieser Wildwuchs an Zuständigkeiten in der Technologiefrage, meine Damen
und Herren, behindert natürlich die Lukrierung von Synergieeffekten. E gibt
keinerlei Ideen, um hier Abhilfe zu schaffen. Das wäre aber genau die Aufgabe
eines solches Plans, einer neuen Strategie, hier eben neue Ideen, neue
Strategien vorzulegen – auch in der Technologiepolitik. Es ist das nur eine
Zusammenfassung – das ist ja auch schon von vielen Vorrednern festgestellt
worden – einzelner vorhandener Projekte in der Stadt. Auf Seite 54 können
wir etwa in diesem Strategieplan lesen, dass für das Vienna Biocenter der
Wirtschaftsförderungsfonds zuständig ist. Es ist ebenfalls dort zu lesen, dass
für das neue Biotech-Zentrum in der Muthgasse die Wiener
Stadtentwicklungsholding verantwortlich ist, die ihrerseits wieder zur Wiener
Holding gehört. Und es ist dann weiter zu lesen, dass das Technologiezentrum,
das TechGate, eigentlich von der Wiener Städtischen errichtet wird, dass die
Wiener Städtische Versicherung dort der Hauptgesellschafter ist.
Es wird also diese Kompetenzzersplitterung –
Wirtschaftsförderungsfonds, Stadtentwicklungsholding, Wiener Städtische
Versicherung – aufgezählt, ohne auch nur ansatzweise überhaupt den Versuch zu
unternehmen, hier eine Veränderung durchzuführen, etwa ein neues Instrument für
eine gemeinsame Zuständigkeit zu schaffen. Es wäre eben genau die Aufgabe eines
Strategieplanes, hier einen politischen Gestaltungswillen zu formulieren und
auch neue Instrumente vorzuschlagen und dann zu schaffen, die diesen
politischen Gestaltungswillen dann eben auch umsetzen.
Wir haben ja, meine Damen und Herren, gerade auch
hier erst unlängst wieder ganz große Chancen vergeben, etwa bei diesem Projekt
Bahnhof Wien, Bahnhof Wien-Europa Mitte, wie er auch genannt wird. Die
freiheitliche Fraktion hat diesbezüglich schon vor zwei Jahren ganz konkrete
Vorschläge auf den Tisch gelegt. Wir wollten etwa dieses Areal rund um diesen
neu zu errichtenden Bahnhof in einem Ausmaß von 60 Hektar, 60 Hektar
in einem hochwertigen innerstädtischen Areal, für ein Technologiezentrum
widmen, für ein Technologiezentrum Wien-Zentral eben auf einem hochwertigen
Areal. Unser Ziel war es, dort 6 000 bis 7 000 Arbeitsplätze neu zu
schaffen, sichere Arbeitsplätze in innovativen, in technologieorientierten
Unternehmen. Doch wir haben in Wien auch diese Chance verschlafen. Wir haben
die Chance verschlafen, hier auf diesem Areal hochwertige, zukunftsweisende
Arbeitsplätze zu schaffen.
Meine Damen und Herren! Es fehlt in diesem
Strategieplan insgesamt der Gestaltungswille, und es fehlt sogar die
Fortführung alter Ideen, die ja vorhanden sind. Ich meine hier etwa die
Durchführung einer Technologiekonferenz, und ich mahne das hier von diesem Pult
aus zum wiederholten Male ein. Der Vizebürgermeister dieser Stadt hat eine
Technologiekonferenz angekündigt, aber es ist bisher überhaupt noch nichts
geschehen. Der Vizebürgermeister dieser Stadt hat vor einem Jahr auch eine
Wiener Technologie- und Innovationsagentur angekündigt. Das könnte genau ein
solches neues Instrument sei, um die Zuständigkeiten in der Technologiepolitik
zu bündeln, um ein neues Instrument zu schaffen, um eben schlagkräftiger zu
werden in diesen für die Zukunft der Stadt so wichtigen Fragen. Ist dieses
Versprechen eingelöst worden? Auch dieses Versprechen ist überhaupt nicht eingelöst
worden.
Auch der Klubobmann der
sozialdemokratischen Fraktion hat hier sehr große Versprechungen gemacht, auch
der Herr Klubobmann Oxonitsch hat ganz große Ankündigungen gemacht, aber nicht
einmal diese Ideen finden sich in diesem Strategieplan. Ich habe hier einen
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