Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 87
doch geändert werden. Ich kann das doch nicht hinnehmen, dass Jahr für Jahr so viel Geld ausgegeben wird für Filme, um die die Österreicher einen ganz weiten Bogen herum machen.
Das heißt, ich sage, der österreichische Film ist
leider weiterhin erfolglos. Der findet keinen Zugang beim Publikum, und der
Gradmesser ist nun mal das Publikum.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sind der
Meinung, dass es wichtig wäre, den österreichischen Film zu fördern. (Zwischenruf
von GRin Waltraud Cécile Cordon.) Liebe Frau Kollegin Cordon, ich achte und
schätze Sie sehr, Sie sind auch oft bei uns im Kulturausschuss; und wir
diskutieren viel. Wissen Sie, diese Zahlen, die ich hier aufgezählt habe, das
ist Jahr für Jahr dasselbe, und seit ich hier Gemeinderätin bin, das sind jetzt
schon 12°Jahre, geht das so dahin. Es sind so viele Gelder in den letzten
Jahren, ich sage einmal, verbraten worden, dass es schade ist, dass sie nicht
besser eingesetzt werden. Wir haben nicht so viel Geld, und ich bin der Meinung,
dass es möglich wäre, weil natürlich gibt es in Österreich sehr viele begabte
Menschen, natürlich gibt es Leute, die gute Filme machen könnten, natürlich
gibt es junge Leute, die gute Ideen haben, aber ich muss diese Vorgaben für
eine Förderung ändern, damit sich endlich Erfolge einstellen, und Erfolg ist
unserer Meinung nach Zuseher. Ich kann das nicht wegdiskutieren bei so
beschämend wenig Zusehern, bei so wenigen Zusehern. Da kommen Sie nicht drum
herum, Herr Kollege Maresch, überlegen Sie sich das einmal.
Wissen Sie, dass zum Beispiel in Deutschland, dieselbe
Sprache, ein Film erst als Erfolg gewertet wird, wenn er 4, 5 Millionen
Zuschauer hat? Bei uns kriegen Filme mit 200 Zuschauern Mittel. Das geht
doch nicht. Da müssen auch Sie einmal darüber nachdenken, ob man das nicht
ändern könnte.
Das heißt, wir haben immer wieder eine Reform der
Filmkulturwirtschaft gefordert. Ziel wäre es, dass man einfach
erfolgsorientiert die Mittel vergibt. Das heißt, ich kann nur Gelder vergeben,
wenn der Film wirklich – Punkt 1 – einmal in die Kinos kommt, das ist ja wohl
das Mindeste, aber auch seine Zuschauer findet. Das heißt, ich muss
künstlerisch wertvolle, aber auch populäre Filme machen. Film ist nun mal auch
ein Massenmedium, Film wird gemacht, damit Menschen sich das anschauen. Und die
großen erfolgreichen Filme der Filmgeschichte waren ja nicht nur künstlerisch
wertvolle Filme, sie waren auch ausgesprochene Kassenschlager. Das ist ja nicht
so, dass ein künstlerisch wertvoller Film deswegen keine Zuschauer findet. (Zwischenruf
von GR Mag Rüdiger Maresch.) Entschuldigen Sie, Herr Maresch, ich finde das
irgendwie lustig. Wieso tun Sie denn das ab, wenn viele Leute ins Kino gehen,
dass das ein Klumpert ist? Das stimmt ja nicht! Das kann auch ein guter Film
sein! Auf jeden Fall: Gelder sollen dafür ausgegeben werden, dass Menschen
gerne in die Kinos hineingehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Nächstes Kapitel: Der Eigenmittelanteil muss
mindestens 30 Prozent sein, denn der Produzent muss von seinem Produkt
überzeugt sein. Es darf sich nicht lohnen, Filme zu machen, die nie ins Kino
kommen. (Zwischenruf von GRin Waltraud Cécile Cordon.) Sie können nicht
Filme machen, die nie ins Kino kommen, das ist doch nicht so schwierig zu
begreifen. (GR Mag Hilmar Kabas: O ja!) Das heißt, ich muss dem
Produzenten abverlangen, dass er auch sein Geld hineinsteckt, weil dann wählt
er ein Drehbuch, und da wählt er einen Stoff, der auch Erfolg bringt. (Zwischenruf
von GRin Waltraud Cécile Cordon.) Ein Verleihvertrag muss vorliegen. Frau Kollegin
Cordon, das ist ja wohl das Wenigste, dass ein Verleihvertrag vorliegt. Ich
kann doch nicht Filme machen, die nie ins Kino kommen. Ich wiederhole die Zahl,
weil man muss es anscheinend wiederholen: Von 39 Projekten sind nur 19 in
die Kinos gekommen.
Weiters: Rückflüsse müssen gesichert sein, der
Nachwuchs muss gefördert werden; und noch einmal, das Gesamtprojekt muss
gefördert werden. Ich bitte Sie, Herr StR Mailath-Pokorny, vielleicht doch ganz
kurz herzuhören, damit Sie merken, wie wichtig uns das Anliegen ist. Es geht um
ein Gesamtprojekt. Also man muss mit der Drehbuchentwicklung beginnen, es geht
um eine Projektentwicklung, es geht natürlich um die ganze Produktion und um
den Verleih, es geht um den ganzen Film und nicht nur um irgendwelche kleinen
Teile davon. Es muss der gesamte Film gefördert werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das ist der
Grund, warum wir bis jetzt nach wie vor die Filmförderung ablehnen, weil diese
Filmförderung den erfolglosen Film fördert.
Ich komme jetzt zu einem Thema, das die
Nachwuchsausbildung angeht. Ich habe heute, als ich mittags hinunterging in
meinen Klub, eine Nachricht vorgefunden, die wurde an mich geschickt und in
meiner Fraktion auch an Herbert RUDOLPH, aber ich habe gesehen auch an Ringler,
Salcher, Woller, Jerusalem, Strobl, Andreas Mailath-Pokorny und Grete Laska,
also die Kultur- und Bildungssprecher, und hier hat sich ein junger Mann
gemeldet bei Ihnen allen, der auf die Vorgänge eingeht, was die Filmschule Wien
angeht. Die Filmschule Wien ist ja in Konkurs gegangen, wie Sie alle wissen,
und er geht darauf ein und hat genau in diesem Brief geschildert, dass schon
seit längerer Zeit auf Grund von unzusammenhängenden Vorlesungen, keinem richtigen
Niveau, fehlendem und kaputtem Material, fehlender Praktika und öffentlicher
Lehrpläne und wegen der wirklich sehr hohen Unzufriedenheit der Studenten der
komplette zweite und dritte Jahrgang den Ausbildungsvertrag gekündigt hat. Er
sei mit dieser Auskunft in die MA 13 gegangen, weil das bei der MA 13
angesiedelt ist, und hätte das dort vorgetragen. Dort habe man aber gesagt,
dass man daran denke, dass man in Wirklichkeit danach trachte, einen
Zwangsausgleich herbeizuführen und dass man weiterhin diese Filmschule
finanzieren will.
Jetzt ist es aber so, dass man von
diesen Studenten weiterhin die monatlichen Gelder einkassiert hat, auch über
den Sommer hinweg, auch über die Semesterferien hinweg, das sind immerhin
508 EUR pro Monat. Es hat aber nur die letzte Klasse, also die, die jetzt
im Jänner das Diplom machen, nicht gekündigt, alle anderen sind
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