Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 105
Niveau sind die beste Armutsbekämpfung. Das sei auch ganz deutlich der Bundesregierung ins Stammbuch geschrieben.
Jetzt komme ich noch einmal zu Ihnen, Frau
Cortolezis-Schlager. Wenn Sie hier von Bildung und Versäumnissen reden, dann
möchte ich Ihren Blick nur ein paar hundert Meter weiter, von hier aus gesehen
links, an die Wiener Uni richten, weil was wir dort erleben, ist höchst
skandalös! Wenn Sie von Mittelmäßigkeit reden, dann kann man nur sagen, beim
Zustand an den Unis ist nicht einmal mehr von Mittelmäßigkeit die Rede. Denn
was ist in diesem Land passiert? Es wurden Studiengebühren eingeführt und die
Studierenden mussten plötzlich für eine Leistung zahlen, für die sie vorher
nicht zu zahlen hatten. Tatsache ist aber, die Leistung wurde schlechter, die
Qualität wurde schlechter. Mittlerweile müssen junge Menschen in diesem Land
für das Studieren zahlen, nur können sie nicht mehr so studieren, wie sie es
vorher konnten, weil mit diesem Geld nicht Investitionen in die Bildung getan
werden, sondern an den Wiener Unis und an den österreichischen Unis herrscht
das Chaos. (StR Dr Johannes Hahn:
Erklären Sie mir, was den Unterschied zwischen Graz und Wien ausmacht? Wo ist
darin die Logik?) Ich weiß nicht, ob Sie mit Studentinnen und Studenten
sprechen, ob Sie vor den Unis waren. (GR
Dr Matthias Tschirf: Haben Sie schon einmal eine Uni von innen gesehen?) -
Ob ich eine Uni schon von innen gesehen habe? Natürlich habe ich eine Uni schon
von innen gesehen. Wir haben Gott sei Dank auch viele Kolleginnen und Kollegen,
die neben ihrer Gemeinderatstätigkeit studieren, weil sie so jung sind, worüber
ich mich sehr freue, und die uns konkret erzählen, was an den Unis los ist. Ich
glaube, die wissen es auch. Wir können es auch tagtäglich nachlesen, was für
ein Chaos an den Unis in dieser Stadt, in der Uni-Stadt Wien herrscht! Deshalb
wird es höchst an der Zeit, dass wir endlich in der Bundesregierung sind und die
Studiengebühren wieder abschaffen können! (Beifall bei der SPÖ.)
Ganz kurz noch zur Erwachsenenbildung: Tatsache ist,
die Erwachsenenbildung Wien investiert in die Erwachsenenbildung doppelt so
viel wie der Bund für ganz Österreich. Das ist Tatsache. Da braucht man nicht
herumzureden. (StR Dr Johannes Hahn: Das
ist die Kompetenzverteilung der Bundesverfassung!) Deshalb bitte ich auch
die Forderungen, jetzt von hier aus gesehen rechts, im Parlament zu deponieren.
Im Übrigen schuldet der Bund der Wiener Volksbildung noch Projektgelder für die
vergangenen Jahre. Da wäre es auch nicht schlecht, wenn die endlich einmal
eintreffen würden! (Beifall bei der SPÖ.)
Investition in Bildung ist Investition in die Jugend
dieser Stadt, in die Zukunft dieser Stadt. Deshalb ist es mir persönlich ein
Anliegen zum Thema Jugend, nachdem wir einen Wahlkampf und eine Wahl hinter uns
haben, ganz kurz auf das Thema der Beteiligung der Jungen bei den Wiener Wahlen
einzugehen. Es gab hier viele Diskussionen, auch unterschiedliche Meinungen.
Tatsache ist, und das hat mich sehr gefreut, nachdem wir uns hier jahrelang
anhören mussten, die Jungen interessiert das gar nicht, die sind ja an Politik
überhaupt nicht interessiert: Eine ganz neue Umfrage, die jetzt nach den Wiener
Wahlen präsentiert wurde, sagt aus, 59 Prozent der 16- bis 18-Jährigen
waren bei der Wiener Wahl. Das liegt nur ganz knapp unter der
Gesamtbeteiligung. Mich hat das sehr gefreut, weil man daran sieht, dass die
Jungen genauso an Politik interessiert sind wie alle anderen. Mich hat das sehr
gefreut. Ich muss Ihnen noch sagen, ich war auch mit den Kolleginnen und
Kollegen jeweils an Schulen, um zu diskutieren, so wie wir das alle gemacht
haben. Das Gegenteil als das, was Sie immer gesagt haben, war auch spürbar. Die
Jungen sind sehr an Politik interessiert. Die Jungen sind auch sehr darüber
informiert, was wir in dieser Stadt machen. Das hat letztendlich auch das
Wahlergebnis gezeigt.
Ich habe es aber auch deshalb erwähnt, weil ich
glaube, es ist Zeit für den nächsten Schritt. Wenn wir von mehr Demokratie
reden, dann mache ich es jetzt konkret und sage, wir können es gleich
fortsetzen. Ich fordere auf Grund des positiven Beispiels von Wien ausgehend,
dass nun endlich auch das Wahlalter im Bund gesenkt wird und bei der nächsten
Nationalratswahl die Jungen mitwählen können. (Beifall bei der SPÖ.)
Lassen Sie mich abschließend auf einen Themenbereich
eingehen, weil ich denke, er ist so wichtig, dass er hier auch Platz haben
muss. Das ist der Themenbereich Gewalt.
Erstens bin ich stolz darauf und ich erwähne es jedes
Mal, dass das Budget der Stadt Wien als Selbstverständlichkeit drinnen hat, die
Opferschutzeinrichtungen für Frauen zu subventionieren und dementsprechend für
die gute Qualität das Geld zur Verfügung zu stellen. Das ist in anderen
Bundesländern überhaupt keine Selbstverständlichkeit. In Wien ist das eine
Selbstverständlichkeit. Darüber bin ich sehr froh und glücklich, weil es für
die Wienerinnen ganz wichtig ist.
Wir haben in der letzten Legislaturperiode gemeinsam,
und darauf waren wir alle sehr stolz, eine Resolution beschlossen, mit der wir
den Bund aufgefordert haben, rasch eine Anti-Stalking-Gesetz zu beschließen.
Wir haben uns dann hier gefreut und auch ich habe mich in einer meiner letzten
Reden sehr darüber gefreut, dass tatsächlich ein derartiges Gesetz
ausgearbeitet wurde und mittlerweile in Begutachtung war und bis heute, glaube
ich, auch noch ist. Das Anti-Stalking-Gesetz entspricht zwar in der Ausformulierung
nicht ganz den Wünschen, wie wir es uns vorgestellt hätten, trotzdem haben wir
gesagt, wir finden es toll, und einer Initiative, dass es ein
Anti-Stalking-Gesetz geben soll, wurde hier Rechnung getragen. Wir sind auch
davon ausgegangen, dass es ein solches geben wird.
Nun musste ich mit großer
Verwunderung, noch dazu am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen,
feststellen, dass der Herr Finanzminister Grasser meint, das Gesetz ist nicht
finanzierbar. Mehrkosten im Justizbereich wären es, die nicht finanzierbar
sind. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, ich habe es zuerst gar nicht glauben
können. Ich habe es einer Zeitung entnommen und habe geglaubt, da ist etwas
falsch verstanden worden und
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