Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 105
ich, ein bisschen herunterzuschrauben. Das kann aber wohl nicht im Interesse Wiens sein, sondern es muss meines Erachtens im Interesse Wiens sein, dass die freie Gestaltungsmöglichkeit selbstverständlich vorhanden bleibt.
Damit das der Fall ist, muss man sich aber meines
Erachtens überlegen - und jetzt kommen wir wieder zum gesamten Budgetvolumen -,
inwiefern man eine Politik der Bundesregierung mitträgt, indem man in jeder
Periode aufs Neue einen innerösterreichischen Stabilitätspakt unterschreibt.
Das stimmt, die Stadt Wien verfolgt keine Nulldefizit-Politik à la
Finanzminister Grasser, das macht sie nicht - die Stadt Wien macht eine eigenständige
Überschusspolitik! Sie kritisiert auf Bundesebene das Nulldefizit, nimmt es für
sich aber heraus, Überschüsse zu machen und in den unterschiedlichsten
Bereichen sehr wohl zu kürzen.
Einer dieser Bereiche ist - und das ist heute schon
ein paar Mal angesprochen worden - der Bereich der Wirtschaftsförderung,
insbesondere der Bereich der Nahversorgung. Wirklich innovative und neue Ideen
sind diesbezüglich vor allem von den GRÜNEN gekommen, vor den Wahlen und auch
jetzt nach den Wahlen. Wir sind diejenigen, die tatsächlich versuchen, jetzt
auch in Gesprächen mit der Mehrheitspartei ein Absenken der Hürden für
Erweiterungsinvestitionen zustande zu bringen, weil es oft genau bei den Klein-
und Kleinstbetrieben die große Hürde ist, dass die Erweiterungsinvestitionen im
Verhältnis zu den Beträgen, die gefördert werden, zu nieder sind und daher
keine Förderung möglich ist. Das wollen wir verhindern. Wir wollen, dass auch
Klein- und Kleinstbetriebe sozusagen im Sinne von Erweiterungsinvestitionen
Mittel bekommen.
Wir sind diejenigen, die sagen: Jetzt setzen wir doch
tatsächlich verstärkt auf Umwelttechnologie, sei es mit einem weiteren Ausbau
von thermischen Sanierungen, die ja zum Teil passieren, teils aber auch mit
solchen Vorschlägen, wie Christoph Chorherr sie beim Solarcooling in der
Öffentlichkeit dargestellt hat: Dass man versucht, die Sonnenenergie einmal
nicht nur zum Heizen, sondern auch zum Kühlen zu verwenden und hier wirklich
einen Technologiefortschritt zu erreichen. Das sind produktive Ideen, die wir
einzubringen versuchen und von denen wir hoffen, dass tatsächlich einige von
ihnen im Wirtschaftsbereich umgesetzt werden.
Es gibt - und dessen müssen wir uns bewusst sein,
wenn wir über die Nahversorgung reden - kein Patentrezept zur Belebung der
Nahversorgung! Wenn man sich mit Nahversorgung wirklich ernsthaft auseinander
setzen will, muss man sich ein Grätzel hernehmen und muss sich überlegen, was
in diesen Bereichen fehlt, was tatsächlich gemacht werden kann, wie die
Bevölkerung mit einbezogen werden kann, wie die umliegenden Geschäfte mit
einbezogen werden können oder wie in Wirklichkeit die Bevölkerungsstruktur ist.
Das alles sind Sachen, die man berücksichtigen muss.
Eine Idee - und ich hoffe, dass sie auch umgesetzt
wird - ist die Belebung der Lerchenfelder Straße, wodurch wir einmal in den
Bezirken 7 und 8 vorzeigen wollen, dass es möglich ist, eine
Geschäftsstraße neu zu beleben. Trotzdem ist eines klar: Man darf sich keine
Wunder erwarten, wenn man gleichzeitig nach wie vor darauf setzt, riesige
Einkaufszentren quer durch Wien zu pflanzen, an den Stadtrand zu pflanzen. Dann
wird in Wirklichkeit der kleine Nahversorger, die kleine Nahversorgerin
draufzahlen. Hier ist ein Umdenken in der Politik notwendig! (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vielleicht noch ein Punkt, sozusagen auch im Bereich
der Investitionen, weil sehr viel darüber gestritten wird, ob die
Investitionspolitik der Stadt Wien tatsächlich rückläufig ist oder ob mehr
Investitionen zur Verfügung gestellt werden. Schauen wir uns die Voranschläge
an, vergleichen wir die Rechnungsabschlüsse, dann ist es relativ einfach: Es
wird kontinuierlich weniger. Nichtsdestoweniger ist es notwendig, um dem
Wirtschaftsstandort Wien tatsächlich weiterhin prosperierende Sicherheit zu
geben, nicht nur die direkte Wirtschaftsförderung zu erhöhen, sondern auch die
so genannten weichen Standortfaktoren zu sichern. Soweit ich hier die
unterschiedlichen Fraktionen kenne, hat selbst bei der ÖVP, glaube ich, der
ehemalige Klubobmann Görg in seiner Abschiedsrede genau auf diesen Punkt
hingewiesen, dass es die weichen Standortfaktoren sind, die notwendig sind und
die das Lebenswerte einer Stadt ausmachen. In dem Sinn hoffe ich wirklich ganz
stark, dass der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, dass die Schaffung von
Grünflächen, dass die Reduzierung des Verkehrs, dass das alles Punkte sind, die
in der Wirtschaftspolitik ihren Niederschlag finden.
Weil StR Rieder Borealis angesprochen hat: Sie haben
es wahrscheinlich in der Zeitung gelesen, was letztendlich das ausschlaggebende
Argument war. Wie gesagt, in Wien ist ja nicht alles schlecht. Es war nicht die
Frage der Steuern - diese auch, aber vor allem die Frage der
Kapitalertragssteuer, und da halte ich es für sehr, sehr problematisch, dass
sich Österreich in Summe an diesem Steuerdumping-Wettbewerb, der sich quer
durch Europa zieht, beteiligt -, sondern es war im Endeffekt die Lebensqualität
in Wien, wie von Borealis gesagt wurde. Die Sicherheit nehme ich hier zur Frage
Lebensqualität dazu.
Das sind die Punkte, bei denen wir, glaube ich,
aufpassen müssen. Denn wenn die Armut weiter steigt und nichts dagegen
unternommen wird, und wenn in Wirklichkeit nichts dafür unternommen wird, dass,
einhergehend mit einem Mehr an Aufgaben, auch ein Mehr an Demokratie Einzug
hält, indem viele Sachen offen und transparent diskutiert werden können, dann
kommt es zu einer Versteinerung, und zwar auch bei diesen so genannten weichen
Standortfaktoren. Da ist es notwendig - und da müssen wir aufpassen -, dass wir
gemeinsam im Sinne einer Wirtschaftspolitik, die für die Menschen agiert, etwas
erreichen und nicht - jetzt erlaube ich mir diesen Seitenhieb -, (In
Richtung FPÖ.) wie es zum Beispiel von Ihnen gekommen ist, zum
hundertzwanzigsten Mal aufzählen, welche Steuern und Abgaben et cetera erhöht
worden sind.
Kollege Stark! Die Gebrauchsabgabe ist nicht das,
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