Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 105
eine Theaterproduktion von
Felix Mitterer “Die Weber’schen“ im Ronacher Mobile im Museumsquartier, eine
zeitgenössische Oper von Bernhard Lang “Odio Mozart“, das im November im
Theater an der Wien Welturaufführung haben wird, und so weiter. Das heißt, es
wird nicht nur alte Kunst präsentiert und aufgeführt, sondern es werden viele
neue Kunstproduktionen gezeigt und es werden nicht nur die Tempel der
Hochkultur bespielt, sondern alle Teile der Stadt, die Volksschulen und
Volkshochschulen genauso wie die Spitäler und die Pensionistenhäuser.
Das
Mozartjahr 2006 wird jedenfalls zahlreiche Impulse geben, beispielsweise
erstmals ein internationales Off-Theater Festival unter dem Titel
"Höllenfahrt" im April und Mai im Künstlerhaus. Und das
Mozartjahr 2006 wird mit einem wirklich großartigen Festival
abgeschlossen, das von Peter Sellars kuratiert wird: “New Crowned Hope“. Und
das Besondere an diesem Sellars-Festival ist die Tatsache, dass ausschließlich
zeitgenössische Produktionen aus allen Kunstsparten und aus aller Welt nach
Wien kommen werden. Diese Kunstproduktionen aus den Bereichen Musik, Oper,
Film, Architektur und Bildende Kunst werden in Wien erstmals präsentiert und
sie werden von Wien aus, vom Mozartjahr 2006 wieder in alle Welt
hinausgehen. Wien wird hier ein Festival der Weltkultur auf allerhöchstem
Niveau erleben. Und Wien wird sich mit diesem Festival erneut als Mittelpunkt
der internationalen Kunstwelt präsentieren. Wer jemals Zweifel an der Qualität
dieses Festivals hatte, der sollte jetzt einen Blick ins Programmheft des
Festivals von Peter Sellars werfen. Er wird nämlich sehen, auf welch
fulminanten Ausklang des Mozartjahres wir uns eigentlich freuen können.
Nun,
alle anderen Projekte und Reformen werden neben dem Mozartjahr weitergehen. Die
Theaterreform. Es gibt viele neue Entwicklungen. Es ist einfach jetzt zu kurz,
das hier zu sagen, aber es gibt einen ganze Reihe freier Gruppen, die früher
kaum gescheite Produktionsmöglichkeiten gehabt haben und die jetzt
Vierjahresverträge haben. Es werden neue Produktionen gezeigt und die alten
Häuser spielen trotzdem weiter.
Es
wird die Reform der Vereinigten Bühnen Wien umgesetzt werden. Der Herr Wolf
liefert da jetzt sozusagen etwas ab und geht dann. Aber vielleicht kann er es
dann nachlesen. Wenn er sagt, da ist eine Theaterleiche, dann muss ich sagen,
ich weiß nicht, was eine Leiche ist. Es ist von ihm absolut unseriös, eine
Produktion herauszugreifen und zu sagen, die ist schlecht gegangen. Das wird es
in der Kunst immer geben, das ist so ähnlich wie im Sport. Wenn es im Sport
nicht so wäre, dann dürfte Manchester United in der Vorrunde der Champions
League nicht ausscheiden oder Real Madrid einmal verlieren. Es gibt immer auch
den Erfolg und es gibt immer den Misserfolg. Genau dasselbe ist im Theater und
es wäre traurig, wenn es in der Kunst nur Erfolge geben würde, weil manchmal
muss es auch Misserfolge geben. (Aufregung bei der ÖVP und der FPÖ.)
Tatsache
ist eines, dass die Musicals in dieser Stadt und zwar die erfolgreichen
Musicals der letzten zwei Jahre, “Elisabeth“, weltweit 6 Millionen
Menschen gesehen haben, in Wien allein 1,8 Millionen Menschen. Seit der
Wiederaufnahme im Oktober 2003 sahen es 514 000 Zuschauer mit
einer Auslastung von 97 Prozent. „Romeo und Julia“ läuft seit genau
8 Monaten und hatte in dieser Zeit 250 000 Besucher. Morgen wird
in der Vorstellung der 250 000. Besucher oder Besucherin gefeiert.
Wien
ist als Musicalstadt auf höchst erfolgreichem Weg. Wenn man sieht, dass
500 000 Menschen jedes Jahr in zwei Häusern ins Musical gehen und
wenn man berücksichtigt, dass das sehr viele junge Menschen sind, wenn man
berücksichtigt, dass da eine große Begeisterung und Euphorie herrscht, wenn man
berücksichtigt, dass es viele Gäste aus dem In- und Ausland sind, dann glaube
ich, dass die Kritik der Opposition von der Realität eindrucksvoll widerlegt
wird. (Beifall bei der SPÖ.)
Die
anderen Reformen gehen weiter, das Projekt "Kunst im öffentlichen
Raum". Es wird heuer ein neues Mahnmal für die homosexuellen Opfer des
Nationalsozialismus am Morzinplatz eröffnet. Der Kunstplatz Karlsplatz wird mit
einer künstlerischen Neugestaltung der Westpassage durch den kanadischen
Künstler Ken Lum umgesetzt. Die Netzkultur wird aufgewertet und ist
international beachtet. Der Kollege Baxant wird das dann auch noch im Detail
ausführen.
Die
Reformen auf dem Gebiet von Film und Kino zeigen nun beachtliche Erfolge. Wenn
man sich heuer die Viennale anschaut: 12 Tage, 5 Spielstätten,
80 000 Besucherinnen und Besucher, vor allem junges Publikum, dann
muss man sagen, das ist ein sensationeller Erfolg mit einem höchst
anspruchsvollen internationalen Programm! Das Gartenbaukino läuft unter der
Federführung der Viennale sehr gut. Man sieht, dass im Gartenbaukino unter
anderem beim selben Film mehr Besucher sind als in den Multiplexen und das
zeigt, dass die Kinobesucherinnen und Kinobesucher offensichtlich lieber in ein
Art House Kino gehen als in ein Multiplex und da haben sie tatsächlich Recht.
Recht
hat auch der StR Mailath-Pokorny gehabt, als er gesagt hat, wir fördern das,
wir unterstützen das Gartenbaukino. Wenn es in den letzten Jahren die
Entscheidung von Andreas Mailath-Pokorny nicht gegeben hätte, dann würde es das
Gartenbaukino und das Metrokino überhaupt nicht mehr geben! Das ist ein
großartiger Erfolg und darauf sind wir stolz! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir freuen uns über die Erfolge
des österreichischen Films. Nun, es gibt zahlreiche österreichische Filme, die
auf internationalen Festivals Wettbewerbe gewonnen haben, alle gefördert mit
Mitteln des Wiener Filmfonds. Herausragend ist der Europäische Filmpreis in
fünf Kategorien für den Haneke-Film "Caché". Darüber können wir
natürlich nur froh sein. Die FPÖ ist noch immer dagegen, aber das ist eh klar:
Deutsche Burschenschafter haben es mit den Franzosen. Na klar, die können nicht
für eine französische Co-Produktion sein. Also da versteht man schon, dass das
alles ganz klar ist, wenn man den Hintergrund sieht. Aber so gesehen sind wir
stolz, dass der Haneke-Film fünf europäische Filmpreise gewonnen hat! Das ist
ein großartiger Erfolg auch für die Wiener
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