Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 105
gesehen das wahrscheinlich wichtigste überhaupt, schafft es doch die Voraussetzungen für die Zukunft unserer Kinder und Enkel und damit unserer Stadt. Und wenn wir so weitermachen wie in den letzten eineinhalb Jahrzehnten, dann ist diese Zukunft zwar tiefrot, aber alles andere als rosig für unsere Kinder. Finanzielle Dotierungen und Zahlen sind wichtig, langfristig entscheidend ist aber die Grundeinstellung, mit der man an diese Frage der Erziehung, der Bildung und der Ausbildung herangeht. Das Wichtigste, was wir der kommenden Generation mitgeben können, ist eine gute Ausbildung - und damit sind wir wiederum beim Stichwort PISA-Studie, das ich Ihnen nicht ersparen kann, auch wenn sich manche so verhalten, wie die berühmten drei Affen: Sie halten sich die Ohren zu, weil sie nicht hören wollen, sie verschließen die Augen, weil sie nicht sehen wollen - aber mitreden wollen sie trotzdem.
Diese Studie stellt Österreich und insbesondere Wien
vor allem im Bereich der Pflichtschulen - weniger im Bereich der
weiterführenden Schulen - ein sehr schlechtes, um nicht zu sagen, vernichtendes
Zeugnis im Vergleich zu früheren Zeiten aus. Statt aber nach den wahren Gründen
zu suchen, wird besonders durch die SPÖ polemisiert und versucht, die Fehler
und die Versäumnisse der Vergangenheit mit ideologischen Begründungen schön zu
reden. Es gibt zu wenige Lehrer, ist einer der häufig angeführten Gründe - nun,
es stimmt, mehr Lehrer können besser unterrichten, daran besteht kein Zweifel
-, so wie mehr Geld in der Kultur gefordert wird, so wie überall mehr Geld
gefordert wird. Die Summen sind halt nur begrenzt, und ich kann Ihnen eines
sagen: Ich bin in Zeiten in die Schule gegangen, wo 34 und 36 Schüler
in einer Klasse durchaus normal waren, und wir haben alle ganz ordentlich
Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt. Also an dem alleine kann es nicht liegen,
Herr Kollege Mailath.
Zwei Beispiele aus der Praxis vielleicht für die
wirklichen Gründe: Vor sieben oder acht Jahren wurde ich von einer Lehrerin im
14. Bezirk angesprochen. Sie hat mir gesagt: „Ich habe Schüler aus fünf
verschiedenen Ethnien in meiner Klasse. Ich habe eine Serbisch-Lehrerin als
Begleitlehrerin, ich würde aber ein ganzes Dolmetscherteam wie in den Vereinten
Nationen brauchen, um wirklich unterrichten zu können.“ – Und, was sie noch
gesagt hat: „Wenn ich am Abend nach Hause gehe, bin ich froh, wenn nichts
passiert ist.“ - Gelernt wird unter diesen Umständen sehr, sehr wenig.
Und eine zweite Lehrerin, eine Volksschullehrerin,
die in ihrer Klasse wesentlich ältere Schüler hatte, weil diese wegen nicht
vorhandener Deutschkenntnisse zurückgestellt wurden und sich dort als
Klassenkasperl betätigten und den Unterricht völlig unmöglich machten, ließ die
Eltern zu sich kommen. Der türkische Vater erschien und erklärte ihr kaltweg:
Von Ihnen als einer Frau lässt sich mein Sohn natürlich nichts sagen! - Punkt.
Damit sind auch schon die Hauptgründe für das
Versagen unseres Schulsystems herausgearbeitet: Zum einen die unzureichende
oder nicht vorhandene Sprachkenntnis als Folge der fehlenden Integration und
zum Zweiten die kulturelle Kluft, um nicht zu sagen, der Wertegegensatz bei
einem großen Teil der Schüler mit anderem ethnischen Hintergrund. Beides ist eine
Folge der unverarbeiteten und in dieser Größenordnung auch gar nicht mehr
verkraftbaren hemmungslosen Zuwanderung der letzten eineinhalb Jahrzehnte.
Und damit Sie das nicht einfach mit einem Hinweis auf
die "fremdenfeindlichen Freiheitlichen" abtun können, das Ganze noch
einmal zum Mitschreiben im trockenen Stil der "Neuen Zürcher
Zeitung", die eine Studie als Folge der PISA-Studie in der Schweiz
zitiert: „Ein wesentlicher Grund für die mäßigen Resultate ist die starke
kulturelle und soziale Durchmischung der Schulen. 27 Prozent der
Schulkinder in Zürich sind ausländischer Herkunft. Je größer der Anteil
ausländischer Jugendlicher und je tiefer deren sozioökonomischer Status, desto
größer sind im Kanton die Leistungsunterschiede. Der kantonale Vergleich zeigt
auch, dass mit zunehmender Heterogenität die Förderung ausländischer Schüler
schlechter gelingt." - Zu Deutsch: Je höher der Ausländeranteil, desto
schwieriger - wenn nicht unmöglich - wird die Integration. Das Boot, meine
Damen und Herren, ist voll! Es ist übervoll! (Beifall bei der FPÖ.)
Wir - oder besser gesagt,
die für diese Misere Verantwortlichen, die daran Schuldigen - müssen endlich
erkennen, dass es unmöglich ist, Zuwanderer zu integrieren, die nicht willens
sind, die Landessprache zu lernen und sich in unseren Kulturkreis einzufügen.
Und kommen Sie mir nicht damit, wie schwierig das ist! Gewiss, es fordert
Willen und Bemühen, aber das dürfte man eigentlich auch von Menschen verlangen,
die die Vorteile unserer Staatsbürgerschaft erwerben wollen. Meine damals – ich
habe ja Skandinavien schon erwähnt - sechsjährige Tochter hat in Schweden
innerhalb von sechs Monaten die Sprache fast perfekt erlernt. Bei mir hat es
ein bisschen länger gedauert, aber auch ich habe es ganz gut geschafft. Es geht,
wenn man will.
Wir
verlieren gegenwärtig beträchtliche Teile einer ganzen Generation
qualifizierter Arbeitskräfte, vermutlich sogar unwiederbringbar, weil sie die
grundlegenden Kulturtechniken des Lesens, des Verstehens des Gelesenen, des
Schreibens und des Rechnens nicht mehr oder nicht ausreichend beherrschen.
Darunter sind auch Kinder der eingesessenen Bevölkerung, die unter dieser
Fehlentwicklung mitleidet. Meistens kommen sie aus einem finanziell eher
schwachen Umfeld - jenem Umfeld, das Sie, meine Damen und Herren von den
Sozialdemokraten, vorgeben, vertreten zu wollen. Deren Eltern erkennen das, und
sie versuchen, sie in die - meist hoffnungslos überfüllten - Privatschulen zu
schicken, auch wenn das für sie große finanzielle Opfer bedeutet.
Frau Kollegin Jerusalem und die Sozialdemokraten
vertreten hier die Gesamtschule. Ich frage Sie: Warum schickt Kollege
Gusenbauer seine Tochter ins Lycée Français und nicht in eine der
Gesamtschulen? - Er hat erkannt, wohin der Weg läuft. (Ruf bei der SPÖ: Das Lycée
ist eine Gesamtschule!) – Aber in der
Form einer französischen Eliteschule, Frau Kollegin! Versuchen Sie
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