Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 119
wünsche mir, gesund zu sein, gesund zu bleiben. Ich
wünsche mir, finanziell unabhängig zu sein. Ich wünsche mir, im Leben
abgesichert zu sein." (GR Kurth-Bodo
Blind: Nein!) - Der Herr Blind wünscht sich das nicht! Das habe ich mir
fast gedacht! - Aber nichtsdestotrotz gehe ich davon aus, dass die meisten,
statistisch relevant betrachtet, sich so etwas wünschen würden, sich keine
Sorgen machen zu müssen, fest auf den eigenen zwei Beinen im Leben zu stehen,
das eigene Leben in der eigenen Hand zu haben und gesund zu sein. Es wird Sie
kaum überraschen zu erfahren, wenn es Umfragen und Erhebungen darüber gibt, was
sich Frauen in Wien speziell wünschen, derzeit an erster Stelle
Existenzsicherung rangiert, einen existenzsichernden Arbeitsplatz zu haben,
eine Arbeit zu haben, von der Frau auch leben kann.
Wie sieht das aus? Wie sieht das aus, wenn man sich
die jüngsten Zahlen aus der November-Arbeitslosenstatistik anschaut? Da stellt man
fest, das Gegenteil ist der Fall. Nicht nur ist die Einkommensschere zwischen
Mann und Frau hier in Österreich und auch in Wien in den letzten Jahren
auseinander gegangen, und zwar so, dass die Frauen immer ärmer werden
beziehungsweise immer weniger verdienen, sondern gerade die Zahlen im November
haben wieder einen neuen Rekord in der Frauenarbeitslosigkeit in Wien gezeigt.
Am stärksten davon betroffen sind übrigens junge Frauen. Es ist die Gruppe der
Frauen bis 25, die in der Arbeitslosigkeit einen Anstieg von mehr als
18 Prozent zu verzeichnen hat. Insbesondere die Gruppe der Frauen zwischen
20 und 24 hat sogar einen Anstieg von etwas mehr als 19 Prozent zu
verzeichnen. Das heißt, es ist wirklich längst an der Zeit, dringend geboten,
zu handeln.
Ich weiß, dass an dieser Stelle in diesen Debatten
immer entgegengehalten wird, dass wir allerdings auch einen Anstieg in der
Frauenerwerbsquote zu verzeichnen gehabt haben, aber, meine Damen und Herren,
Sie wissen genauso gut wie ich, dass dieser Anstieg fast ausschließlich aus
Teilzeitarbeitsplätzen besteht, die nicht existenzsichernd sind. Gerade was
geringfügige und atypische Beschäftigungen betrifft, gerade dieses Kapitel der
Working Poor, wissen wir, dass fast ausschließlich Frauen davon betroffen sind.
Der Anstieg ist bei dieser Gruppe, bei den atypisch Beschäftigten und den
geringfügig Beschäftigten, in den letzten Jahren wirklich massiv gewesen.
Das heißt, wenn man sich das anschaut, die Augen
offen hält, nicht beschönigen und nicht beschwichtigen möchte, muss man sagen,
das Problem, das Wien hier hat, das frauenspezifische Problem auf dem
Arbeitsmarkt, ist nicht so sehr ein konjunkturelles, sondern es ist ein
strukturelles. Und wo ein strukturelles Problem vorhanden ist, ist die Politik
selbstverständlich gefordert zu handeln und hat die Möglichkeiten, Strukturen
zu verändern und schlussendlich eine Verbesserung für die Situation jeder
Wiener Frau zu erreichen, vor allem der Wiener Frauen, die gerade jetzt in den
Arbeitsmarkt einsteigen, von denen ich glaube, dass sie es verdienen, bessere
Perspektiven zu haben als womit sie jetzt konfrontiert sind! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Genau an dieser Stelle muss ich gerade Ihnen von der
Sozialdemokratie einen Vorwurf machen. Sie beteiligen sich in den letzten Jahren
an diesem Beschwichtigungsdiskurs, den es gibt. (GR Godwin Schuster: Nennen Sie ein Beispiel!) Sie beschönigen auch
schon mit. Wann immer das Thema "Frauenarbeitslosigkeit" aufs Tapet
kommt, hört man von der Sozialdemokratie a) es hat einen Anstieg in der
Erwerbsquote gegeben, obwohl Sie wissen, dass es nicht existenzsichernde Jobs
sind und b) das Zweite, was immer kommt, ist, es gibt sehr wohl
frauenspezifische Maßnahmen im Rahmen des Wiener ArbeitnehmerInnen
Förderungsfonds. (GR Godwin Schuster: So
ist es!) Diese begrüßen wir von Herzen. Deswegen betone ich hier, darum
geht es heute nicht. Es geht nicht darum, seitens der Sozialdemokratie darauf
hinzuweisen, was Sie schon tun und dass es diese Maßnahmen gibt. Das ist
wunderbar, aber es geht darum: Reichen diese Maßnahmen? Was könnte man mehr
tun? Wir GRÜNEN sind der Meinung, es reicht definitiv nicht angesichts des
Problems, mit dem wir konfrontiert sind. Wir fordern einmal mehr von hier aus
eine echte Wiener Joboffensive 2006 für Frauen! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Wie könnte eine Joboffensive konkret aussehen? Es
gibt einiges, was Wien an dieser Stelle unternehmen könnte und auch müsste.
Zum einen wären die frauenspezifischen Maßnahmen des
ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds auszubauen. Sie und wir wissen, dass es hier
ein paar Schienen für junge Frauen gibt, beispielsweise für
Wiedereinsteigerinnen, aber nicht für arbeitslose Frauen. Es fehlt nach wie vor
eine Arbeitsstiftung für arbeitslose Frauen außerhalb, wie gesagt, dieser
einigen spezifischen Schienen, die derzeit gefördert werden. Diese müsste
geschaffen werden und müsste auch ausreichend dotiert werden.
Des Weiteren bräuchten wir in Wien dringend einen
Wiener Lehrlingsfonds, der mitunter die Aufgabe hätte, dafür zu sorgen und zu
fördern, dass junge Mädchen und Frauen nicht weiterhin nur in typischen, für
Frauen üblichen Berufen sozusagen vertreten sind, sondern auch leichter in
nicht traditionelle Berufe hineinkommen.
Des Weiteren, auch eine langjährige Forderung der
GRÜNEN, bräuchten wir eine Arbeitslosenanwaltschaft. Da wir wissen, dass
selbstverständlich ein Großteil der Arbeitslosen in Wien Frauen sind, auch ein
Großteil der Langzeitarbeitslosen Frauen sind und dass all diejenigen, die
derzeit atypische Beschäftigungsverhältnisse haben und auf der Suche nach einem
besseren, nach einem existenzsichernden Arbeitsplatz sind, auch davon
profitieren würden, wäre diese Maßnahme durchaus eine, die sehr vielen Frauen
in Wien zu Gute kommen würde. (GR Godwin
Schuster: Bis jetzt hast du noch keinen einzigen Jobvorschlag gemacht!)
Des Weiteren Koppelung der
Auftragsvergabe der Stadt Wien und auch der Förderungsmaßnahmen des Wiener
ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds an beschäftigungspolitische Kriterien, auch
frauenspezifische
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