Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 119
solche umweltfreundlichen Dinge Partikel emittieren. Sie haben zwar nicht immer angenehme Gerüche, sind aber im Wesentlichen für die Umwelt und die Gesundheit ungefährlich.
Anders ist es allerdings mit dem Feinstaub, der
unsere Lungen belastet, der vor allem durch viele Elemente in der heutigen
Produktion erzeugt wird und um den wir heute hier diskutieren. Ich denke,
darüber besteht einmal sachlicher Konsens.
Ebenso glaube ich, gibt es in diesem Raum die
Übereinstimmung, dass etwa 25 Prozent des Feinstaubs in Wien produziert
werden. Drei Viertel kommen von wo auch immer her, sozusagen vom Umland, und
davon der meiste Teil auch aus dem Ausland. Die Landesregierung ist durch das
Emissionsschutzgesetz verpflichtet, für den hier produzierten Feinstaub
Maßnahmen zu setzen. Soweit ist das, glaube ich, richtig und auch gut gelaufen.
Die Wiener Umweltstadträtin hat das sehr brav genommen und hat das
medienwirksam umgesetzt, indem Sie uns ein Maßnahmenpaket vorgeschlagen hat.
Wenn man die Verordnung richtig liest, dann sieht
man, es sind vier Maßnahmen, und auf diese möchte ich jetzt ein bisschen
eingehen, denn es ist schon ein Thema, wie wirksam denn diese Maßnahmen sind
und wie viel Marketing denn eigentlich in Summe dahinter steht.
Als Erstes haben Sie vorgeschlagen, Baufahrzeuge über
18 kW mit einem Dieselpartikelfilter auszustatten. - Okay, kann man
machen.
Zweite Maßnahme: Heizöl extra leicht einführen.
Dritte Maßnahme: Tempo 50 - darüber diskutieren
wir jetzt.
Und als vierte Maßnahme: Ein Fahrverbot für LKWs vor
der Zulassung 1992, das in zwei Jahren in Kraft treten soll.
Dazu, Frau Stadträtin, kann ich Ihnen ganz herzlich
gratulieren: Das ist eine ganz tolle Leistung Ihrer drei Mediensprecher und von
Ihnen selbst. Sie kriegen dafür von uns ein "Sehr gut" im Marketing! (Beifall
bei der ÖVP.)
Allerdings sollten Sie sich nicht zu früh freuen: Sie
kriegen nämlich ein "Nicht genügend" in Form und Inhalt Ihrer Arbeit,
denn das, was Sie hier gemacht haben, bringt der Umwelt leider nichts, sondern
nur Ihnen persönlich. Sie haben wunderbare Medienauftritte gehabt, inklusive
jenen in der "ZiB 2" - Gratulation dazu! -, nur: Was die
Baumaschinen betrifft, so sind diese so gering in der Anzahl, dass es zwar nett
ist, dass man das macht, aber es bringt nicht wirklich etwas. Eine
populistische Maßnahme! (Beifall bei der ÖVP.)
Schaut man sich die Sache mit den LKWs an, dann ist
das ja überhaupt spannend: Erstens einmal wirkt dies erst in zwei Jahren - was
überhaupt "super" ist, wenn wir das jetzt hier im Winter vor uns
haben, dass wir in zwei Jahren vielleicht dann eine Reduzierung haben. Aber
auch da schaue ich mir an, ob der Europäische Gerichtshof mit Ihnen konform
geht, dass das wirklich möglich ist, LKWs europaweit hier in Wien zu verbieten.
Wir werden sehen, ob das klappen und halten wird.
Und zum Thema Heizöl muss ich sagen: Wann man die
Verordnung genau liest - ich weiß nicht, wer von Ihnen das gemacht hat, ich
habe es gemacht -, dann stellt sich das so dar, dass sich im § 3
Abs 2 dieser Verordnung Ihr Ansatz, Heizöl extra leicht einzusetzen, schon
in diesem Abs 2 entschuldigt, indem man so viele Ausnahmen festlegt, dass
es wieder zahnlos geworden ist. (GR
Christian Oxonitsch: Da hätt' ich mir die ÖVP angeschaut, wenn man...!) -
Also auch da wiederum: Ein super Marketing, aber leider wenig Inhalt, Frau
Stadträtin! (Beifall bei der ÖVP.)
Also bleibt Ihnen nur die Maßnahme Tempo 50.
Hiezu ist festzuhalten, dass die Hauptverursacher von Feinstaub – und das ist
statistisch, glaube ich, und wissenschaftlich auch anerkannt – folgende sind:
Kleinverbraucher mit 37 Prozent, die Industrie mit 32 Prozent und der
Straßenverkehr mit 15 Prozent, und davon der Diesel-PKW mit etwa
7 Prozent. - Das heißt, wir reden jetzt über 7 Prozent in Summe, und
diesbezüglich von einer Geschwindigkeitsreduktion um 10 oder 20 km/h auf
ein paar Straßenstücken. Das ist eigentlich der Inhalt, wenn man die Situation
betrachtet. (Beifall bei der ÖVP.)
Prof Bernhard Geringer von der TU hat analysiert
- und das können Sie auch in der "Presse" nachlesen, ich zitiere im
Folgenden: „Die Geschwindigkeit hat auf die Staubentwicklung nur geringen
Einfluss. Das ist mehr optische als reale Maßnahme."
Sie haben hier also auch wissenschaftlich
dokumentiert, dass diese Reduktion von ein paar Kilometern pro Stunde nicht
wirklich hilft. Es handelt sich da vielleicht um Straßenstücke von einer Länge
von 50 km, wo die Geschwindigkeit von 60 oder 70 km/h auf 50 km/h
reduziert wird, und wenn Sie sich ausrechnen, dass das Ganze eine halbe Million
Euro kostet, heißt das, dass Sie hier ein Kilometergeld von
10 000 EUR pro Kilometer lukrieren. - Ganz schöne Gratulation für
diese Wirtschaftlichkeitsberechnung! (Beifall bei der ÖVP.)
Frau Stadträtin, Sie haben in diesem Bereich
sicherlich wieder viel in Ihrem Selbstmarketing erreicht, aber leider recht
wenig für die Umwelt. Ich möchte Ihnen ein paar Vorschläge machen, wie Sie es
anders machen könnten und wie Sie vor allem das Geld, das Sie für solche
Maßnahmen leider ausgeben, besser und umweltgerechter und nachhaltiger
einsetzen könnten.
Packen wir das Problem doch an der Wurzel an: Fördern
wir doch, so wie es andere Bundesländer tun, den Einbau von
Dieselpartikelfiltern! Oberösterreich, die Steiermark und Salzburg gewähren
300 EUR für den nachträglichen Einbau von Dieselpartikelfiltern! - Die
Stadt Wien ganze null Euro. Ich glaube, da könnte man etwas tun. (Beifall
bei der ÖVP.)
Sogar die sozialdemokratisch regierte Steiermark fördert
saubere Klein-LKW über 3,5 t mit 700 EUR Zuschuss für den
nachträglichen Einbau. - Auch eine tolle Maßnahme, die ich mir auch für Wien
vorstellen und wünschen würde. (Beifall bei der ÖVP.)
Das wären nämlich wirklich
Maßnahmen, die den Feinstaub an der Quelle reduzieren und bei denen man
wirklich von umweltpolitischen Maßnahmen reden kann. Ich glaube, das wäre eine
Supersache, wenn wir auch
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