Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 67
herumliegen, zu einer Gefährdung, zu Verletzungen und
zu einer Infektion kommen kann. Und ich glaube, dass wir dieses Problem ernst
nehmen müssen und dass wir es nicht in der Art, wie es gemacht wird, abtun
sollen. (Beifall bei der FPÖ.) Der Drogenkoordinator hat dazu gemeint,
dass es ganz normal ist, dass in einer Großstadt wie Wien eine offene Szene
existiert.
Sehr geehrte Damen und Herren! Für uns ist das nicht
etwas, was wir hinnehmen können, nicht etwas, womit wir uns abfinden wollen,
sondern diese Aussage des Drogenkoordinators stellt für uns eine
Bankrotterklärung der Wiener Drogenpolitik dar. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe in den vergangenen Tagen auch festgestellt,
dass es da irgendwie so etwas wie einen Widerspruch gibt zwischen der Richtung,
die der Bürgermeister eingeschlagen hat, und dem, wie die Drogenpolitik im
Bereich der StRin Brauner durch den Drogenkoordinator durchgeführt wird, denn
der Bürgermeister hat irgendwie so einen Schwenk gemacht.
Es war immer von Videoüberwachung die Rede und wir
Freiheitliche haben immer Videoüberwachung gefordert. Der Drogenkoordinator hat
das immer abgelehnt. Er hat einmal gemeint, dass Videoüberwachung nicht der
richtige Weg ist, sondern dass man schauen muss, dass ein Aufeinandertreffen
von Dealern, Süchtigen und Passanten verträglich gestaltet wird. Für uns ist
die einzige Art von Drogenhandel, die sozial verträglich ist, der Drogenhandel,
der nicht stattfindet und es ist daher zu begrüßen, dass es jetzt doch
Videoüberwachung gibt, dass es jetzt doch Schutzzonen gibt. Wir werten das auch
als Erfolg von uns Freiheitlichen. (Beifall bei der FPÖ.)
Diese Maßnahmen
sind leider nur punktuell und wir glauben daher, dass noch weitere Schritte
notwendig sein werden, damit Wien eine drogenfreie Stadt wird. Denn unsere
Vorstellung wäre die, dass ganz Wien eine Schutzzone wird und es gibt uns auch
die Tatsache Recht, dass immer mehr Schulen die Forderung erheben, dass im
Bereich der U-Bahn-Stationen um die Schulen herum Schutzzonen errichtet werden.
Was wollen wir mit unserem Antrag? Wir wollen eine
klare Absage an Drogenmissbrauch und an Verharmlosung von Drogen und wir wollen
eine Neudefinition des Aufgabengebiets des Drogenkoordinators. Damit einher
schreitet auch die Notwendigkeit, dass wir endlich einmal den Namen ändern,
denn wir wollen nicht einen Drogenkoordinator, sondern einen
Antidrogenkoordinator! Wir wollen, dass schon im Namen festgeschrieben ist, was
die Aufgabe dieser Person ist. Und wenn der derzeit bestellte Drogenkoordinator
den Besitz und den Konsum von Cannabis aus dem Strafrecht einmal streichen
wollte und damit einer Legalisierung von illegalen Drogen das Wort redet, dann
ist diese Person für uns in dieser Funktion nicht tragbar. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir wollen jemanden, der das Drogenproblem nicht
lediglich verwaltet und verharmlost, sondern es ist auch im Interesse der
Steuerzahler notwendig, dass wir jemanden finden, der das Problem nicht
wegreden will, sondern der auf die notwendigen Maßnahmen setzt. Und was ganz
dringend notwendig ist, ist eine Aufwertung und eine Kompetenzausweitung des
Drogen- oder Antidrogenkoordinators, denn es werden derzeit unzählige Projekte
finanziert, sei es jetzt im Bereich der Prävention oder sei es im Bereich der
Therapie und es ist so – und das wissen vor allem die Angehörigen und die
Betroffenen -, dass nicht alles optimal läuft und dass die Qualität nicht immer
gewährleistet ist.
Wir verlangen daher, dass der Drogenkoordinator auch
die Evaluation und die Kontrolle der derzeit finanzierten Programme vornimmt
und dass er vor allem auch uns Gemeinderäte über die Qualität und die
Qualitätssicherung dieser Programme informiert und sie sicherstellt.
Ein weiterer Bereich, wo wir eine klare Meinung
haben, ist die Einrichtung von Fixerstuben. Die Kollegin Jerusalem hat schon in
einer Aussendung festgehalten, dass sie sich für die Einrichtung von
Fixerstuben einsetzt. Das wissen wir. Der GR Wagner hat gemeint, wenn ich
ihn richtig verstanden habe, dass er nicht für Fixerstuben ist. Es sind hier
widersprüchliche Aussagen im Raum. Ich hoffe, dass hier vielleicht auch die
heutige Diskussion eine Klärung herbeiführen wird, denn in der “Presse“ hat am
14.3. der Leiter der Sozialarbeit vom Verein Wiener Sozialprojekte von der
tatsächlich geplanten Errichtung von Fixerräumen gesprochen. Ich habe deshalb
eine Anfrage an die Frau Stadträtin gemacht. Ich bin schon neugierig, wie ihre
Antwort lautet. Vielleicht wird es möglich sein, im Zuge der heutigen
Diskussion schon eine Antwort zu bekommen.
Ein weiterer Punkt, in dem wir den Drogenkoordinator
kritisieren, ist die Tatsache, dass er keine Berichte vorgelegt hat und zwar
hat er schon seit Jahren nicht, so wie es verlangt wäre, dem Gemeinderat
regelmäßig einen Drogenbericht vorgelegt. Wir haben darüber im Ausschuss
diskutiert. Es war, so habe ich das empfunden, dem Herrn Drogenkoordinator
nicht einmal bewusst, dass er diese Berichte hätte abliefern müssen. Ich
glaube, dass das auch seine Einstellung zu diesem Gremium hier zeigt und ich
glaube, dass es notwendig wäre, dass er öfter und vor allem regelmäßig seine
Berichte ablegt. (Beifall bei der FPÖ.)
Es hat auch schon bei der Ausschreibung und bei der
Bestellung des Drogenkoordinators unverständliche Vorgänge gegeben und auch
seine Bilanz ist nicht gerade das, was wir uns erhofft haben. Die Politik der
Verharmlosung und des Wegschauens hat zu einer katastrophalen Situation im
Drogenbereich geführt und auch die Zahl der Drogentoten, der Opfer, ist
dramatisch angestiegen. Mehr als die Hälfte der Drogentoten von ganz Österreich
sind in Wien und es sind mehr als hundert Personen. Das bedeutet hundert Mal
die Zerstörung von Leben, hundert Mal die Zerstörung von Hoffnung durch
Wegschauen, durch Verharmlosen und durch das Setzen völlig falscher Signale und
dafür ist die SPÖ verantwortlich! (Beifall
bei der FPÖ.)
Die Aufgabe eines
Drogenkoordinators wäre es, alles zu tun, um die Zahl der Opfer in Wien zu
senken. Stattdessen fordert er, dass er die Obduktionsberichte erhält. Ich kann
mir nicht erklären, wozu er diese Obduktionsberichte braucht, außer vielleicht
dafür, dass er die Statistik
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