Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 85
Auslandsinvestitionen für Österreich, im Besonderen natürlich für Wien, und da ist er durchaus auch erfolgreich. Denn in der Zwischenzeit werden rund 56 Prozent aller Auslandsinvestitionen, die in Österreich getätigt werden, in Wien getätigt. Das würde ich als erfolgreich bezeichnen, und das hat sicherlich auch seinen Grund.
Was er nicht macht... (GR Gerhard Pfeiffer: Aber
nur sieben vom WAFF!) Seid nicht neidig auf ihn! Was habt ihr eigentlich?
Ich verstehe das, ehrlich gesagt, überhaupt nicht. Dass gerade ihr so komisch
seid (GR Gerhard Pfeiffer: Man kann sich doch nicht mit fremden Federn
schmücken!), verstehe ich überhaupt nicht. (Beifall bei der SPÖ.)
Das ist mir ein vollkommenes Rätsel. Macht euch eure
ÖAAB-Wirtschaftsbund-Geschichten selber aus! (GR Gerhard Pfeiffer: Mit
fremden Federn!)
Um in der Beantwortung der Anfrage fortzufahren: Was
er nicht kann, ist natürlich, in betriebswirtschaftliche Entscheidungen
einzugreifen. Da muss man jetzt im Speziellen, wie auch bei Sandoz, darauf
hinweisen, dass ja der Grund nicht der ist, der angegeben wurde, dass zu wenige
internationale Kindergartenplätze in Wien existieren würden oder ähnliche Dinge
- das verbuche ich unter Humoresken -, sondern weil eine entsprechende Firma in
unmittelbarer Umgebung von München akquiriert wurde, wohin man den
Verwaltungsbereich verlegt hat, was man auch ursprünglich bereits vorgehabt
hatte.
Es bleibt selbstverständlich die Forschung von Sandoz
hier, die bei einer Generikafirma, sagen wir einmal, nicht gerade überragend
groß ist. Das ist nicht vergleichbar mit der Forschungseinrichtung eines
Pharmakonzerns, der sich mit der Neuentwicklung von Medikamenten beschäftigt,
wie etwa Baxter. Aber es bleibt vor allem die Fertigung, die gerade im
23. Wiener Gemeindebezirk neu errichtet wurde, hier in Wien, was für mich
insbesondere vor dem Hintergrund dieser Investition ein wesentlicher Hinweis
darauf ist, dass Sandoz nun in der Tat seinen Produktionsstandort nicht nur
hier belassen will, sondern ihn auch pro futuro schätzt. Boehringer
beispielsweise hat ja mit seiner Investitionsentscheidung, der Ausweitung
seines Unternehmens hier, dies auch einmal mehr unter Beweis gestellt.
Ich möchte Sie auch darauf hinweisen, dass es zur
gleichen Zeit, als man über die Verlagerung von 150 Verwaltungsarbeitsplätzen
bei Sandoz von Wien in die Nähe von München gesprochen hat, fünf
Investitionsentscheidungen gegeben hat, wodurch man neue, internationale
Betriebe hier in Wien begründet hat, und das in der gleichen Woche. Es ist eben
das Problem, dass es offensichtlich interessanter ist, über die Abwanderung
einer Verwaltungseinheit zu sprechen, aber nicht so sehr über die Neuansiedlung
von Betrieben.
In einem Punkt gebe ich Ihnen allerdings - mit
Bedauern, aber doch - Recht. Ja, wir werden auch in Zukunft Schwierigkeiten
haben, Assembling-Werke, in denen der Lohnanteil am Stück 25 Prozent
überschreitet, hier zu halten. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass
wir kein Billiglohnland sind und auch kein Billiglohnland sein wollen. Denn es
wäre eine völlig verfehlte Politik - wiewohl sie auch vorgeschlagen wurde -,
dass man entsprechendes Lohndumping nicht nur mit der Ukraine, sondern eigentlich
auch mit China, Taiwan oder Vietnam eingehen müsste. Das kann nicht die
Zielsetzung einer Politik sein, sehr wohl aber die Frage der Produktivität, die
ja der messbare Faktor letztendlich auch für Investitionsentscheidungen ist,
wie uns hier auch General Motors belegt und beweist.
Das ist eine sehr ernste Geschichte, die uns seit
längerer Zeit begleitet, Stichwort: Semperit-Conti bis hin zu Grundig, was ja
nicht das Verschulden des Betriebs in Österreich oder in Wien gewesen ist,
sondern des entwickelteren Teils in Deutschland. Mit dem werden wir uns
herumschlagen. Die Grundstrategie, die ich verfolge, und die ich durchaus auch
hier offen legen will, ist: Wir werden solche Assembling-Werke in Wien nicht
halten können, aber wir werden sie abtauschen können zur Schaffung hoch
qualifizierter Arbeitsplätze im Forschungs- und Entwicklungsbereich. Das hat
uns Philips bereits bewiesen, das werden wir auch in anderen Bereichen
entsprechend hinbekommen können.
Wir werden uns in besonderem Ausmaß gemeinsam mit
Walter Nettig bemühen müssen, hier neue, hoch qualifizierte Arbeitsplätze zu
schaffen, auch durch das Investment internationaler Firmen. Dies wird
zweifelsohne von besonderer Bedeutung sein, neben der Hausaufgabe, die wir hier
zu erfüllen haben, nämlich die klein- und mittelständische Wirtschaft
entsprechend zu unterstützen, sodass sie ihre Funktion für die Wirtschaft, aber
natürlich auch für den Arbeitsmarkt entsprechend erfüllen kann.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Bürgermeister. - Die letzte Zusatzfrage hat wieder Herr GR Dr Serles. -
Bitte.
GR Dr Wilfried Serles (Bündnis
Zukunft Wien - die Stadtpartei): Herr Bürgermeister!
Ich bin froh darüber, dass Sie zumindest im letzten
Drittel Ihrer jetzigen Ausführungen die Dramatik des Verlustes von Sandoz schon
haben erkennen lassen und auch klargemacht haben. Es ist tatsächlich nicht so,
dass da irgendein Verwaltungssitz eines Unternehmens Wien verlassen hat,
sondern es hat das Headquarter eines international tätigen Unternehmens Wien
verlassen und ist nach München oder in die Umgebung von München gezogen. Das
hat natürlich nachhaltige Auswirkungen auf Wien. Schlagartig gibt es in Wien um
115 Arbeitsplätze weniger, das ist bitter genug. Aber das hat natürlich
auch weitreichende Auswirkungen auf zukünftige Tochterunternehmen,
Fertigungsabteilungen, Forschungsabteilungen, die möglicherweise heute noch
ihren Sitz in Wien haben, aber in Wahrheit mittelfristig bereits gefährdet
sind.
Da verstehe ich durchaus die Hoffnung, die Sie
artikuliert haben, dass diese Arbeitsplätze in Wien erhalten bleiben. Garantie
gibt es in Wahrheit keine, und die Wahrscheinlichkeit, dass sich Sandoz
endgültig aus Wien zurückzieht, ist größer als die Wahrscheinlichkeit, dass
hier ein paar Arbeitsplätze im Bereich Fertigung und Forschung erhalten
bleiben.
Herr
Bürgermeister, ich glaube aber, gerade im
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