Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 104
vieler wichtiger Angebote, die Wien und die Ostregion geben könnten, notwendig wäre, fehlt es an den Basics im öffentlichen Verkehr und Individualverkehr. Auf der anderen Seite wäre es notwendig, ein Konzept zu haben, und eine Herausforderung an ein öffentliches Verkehrsnetz, ein Massenverkehrssystem in der Region gemeinsam mit unseren drei Nachbarstaaten grenzüberschreitend zu führen - eine Aufgabe, für die der Bund prädestiniert wäre, um der Region zu helfen.
Was tut der Bund? Er diskutiert und verhandelt die
Verländerung des öffentlichen Massennahverkehrs. Er möchte in Wirklichkeit die
Länder und die Regionen allein lassen und stiehlt sich aus seiner nationalen
Pflicht, die ihm nicht nur sehr gut anstände, sondern die in der Tat
Verpflichtung wäre. Ganz im Gegensatz dazu wird hier, meine Damen und Herren,
verantwortungsvoll geplant, und auf der anderen Seite, nämlich auf Bundesseite,
werden Chancen vergeben.
Eine dieser Chancen, mit denen man sehr bedacht
umgeht, und gleichzeitig eines der Prinzipien, die dem Städter innewohnen, ist,
dass sehr massiv die Partizipation in der Entscheidung und der
Entscheidungsfindung gepflogen wird. Ich darf anmerken, dass gerade der
Stadtentwicklungsplan ein Musterbeispiel für die Einbindung der Bevölkerung war.
Wir haben elf Tage der Fachdialoge gehabt, und es hat acht große Termine dafür
gegeben, dass der STEP politisch verhandelt, besprochen und diskutiert worden
ist, inklusive des Termins in der Stadtentwicklungskommission. Die Partner in
der Umsetzung, seien es Private, seien es Bauträger, aber auch der Magistrat,
waren in elf großen Verhandlungsrunden eingebunden. Es gab Planstunden und die
Frage der Abklopfung, ob der STEP Genderverträglich ist, in 15 Sitzungen.
Es gab insgesamt sieben große, öffentliche Konferenzen mit der Bevölkerung, und
es gab eine sehr rege genützte Internet-Plattform zu diesem Thema.
Genauso, wie wir sehr massiv die Frage der
Partizipation in dieser Frage sehen, sehen wir sie auch in der Frage der
Entwicklung der Ostregion im Umgang mit dem Flughafen. Hier darf ich namens
meiner Fraktion einen Antrag einbringen. Es geht darum, dass die Mediation -
ein Prozess, der über fünf Jahre angedauert hat - im Juni ihr Ende finden wird.
Es war dies ein Prozess mit über 500 Sitzungen, wobei die Bevölkerung, die
Bürgerinitiativen, die Wiener Bezirke, die Umlandgemeinden, die beiden Länder,
die Umweltanwaltschaften und viele andere mehr sowie die Aviation Group mit
Flughafen, Austro-Control und Austrian Airlines eingebunden waren. In diesem
breiten Prozess haben sich auch die Wiener Bürgerinitiativen gefunden - es tut
mir jetzt Leid, dass Frau Kollegin Jerusalem nicht mehr hier sein kann -, die
Wiener Bürgerinitiativen sehen den Prozess anders, genauso wie die
Niederösterreicher. Sie wollen auch weiter dabei sein, und deshalb bringen wir
den Antrag ein, um gerade diese Partizipation weiterhin zu ermöglichen.
Zum einen möchten wir sicherstellen, dass die Stadt
Wien alles unternimmt, um den Mediationsvertrag zu ermöglichen, einen Vertrag,
in dem jene Veränderungen und Verbesserungen, die Wien betreffen,
festgeschrieben sind; das soll beibehalten werden. Zum Zweiten möchten wir mit
diesem Antrag gewährleisten, dass klar-gestellt und sichergestellt wird, dass
die Wiener Bezirke, die Umweltanwaltschaft in Wien, die beiden Länder - und
damit auch Wien - und vor allem die Bürgerinitiativen auch weiterhin das
Mitspracherecht in diesem Prozess haben, der ein zivilrechtlicher Prozess ist,
weil es, wie wir alle wissen, keine Kompetenz auf Landesebene gibt, was
Flugbewegungen betrifft, weil die Betriebsanlage selbst Bestandteil des
niederösterreichischen Rechtes ist und die Betriebsanlage durch
Niederösterreich erfolgt.
Wir werden diesen Antrag in der sicheren Gewissheit
einbringen, dass wir damit auch etwas festschreiben, was europaweit als ein
gelungener Prozess der Integration der Bürgerinnen und Bürger in Entscheidungen
gilt. Wir sind uns bewusst, dass wir damit auch die Möglichkeiten und die
Synergien der größten Bürgerbeteiligung, die es in Europa in dieser Mediation
gegeben hat, sowohl was die Dauer als auch was die Prozessparteien betrifft,
festschreiben, und wir sind uns sicher, dass wir mit diesem Antrag auch
gewährleisten, dass die Interessen der Wienerinnen und Wiener, die sowohl
Interesse daran haben, dass die Region wächst und prosperiert, aber
gleichzeitig auch zu Recht ökologische Rahmenbedingungen einfordern, mit diesem
Antrag bestens gewährleistet sind. (Beifall von GR Karlheinz Hora.)
Meine Damen und Herren! Neben diesem Antrag möchte
ich gleichzeitig festhalten und relativieren, was die Kollegin Jerusalem gesagt
hat. Sie warf vor und sagte, dass die GRÜNEN - egal, welche GRÜNEN - den
Vertrag nicht unterschreiben werden. Das kann sie leicht tun, weil das auch gar
nicht vorgesehen war. Es geht um eine Basiserklärung, die die GRÜNEN in
Niederösterreich durchaus unterschreiben werden - so ist meine Information -,
es ging nie darum, dass die GRÜNEN einen Vertrag unterschreiben sollen. Keine
politische Partei war Vertragspartner. Es geht darum, dass die politischen
Parteien garantieren wollen - zumindest die niederösterreichischen und die
Sozialdemokratie auch in Wien -, dass dieser demokratische
Willensbildungsprozess weiterhin erfolgen kann. Darum geht es, um nichts mehr,
und das ist, denke ich, eine gute Sache, die in der Tat im Interesse der
Bevölkerung ist.
Ich möchte rein redaktionell noch einen
Abänderungsantrag einbringen, bezüglich einer redaktionellen Verbesserung des
STEP und einer unaktuellen Plandarstellung. Diese wäre zu ergänzen, um somit
auch eine zielführende Beschlussfassung zu ermöglichen.
Meine Damen und Herren, lassen sie
mich abschließen. Ich denke, der STEP ist ein historisches Werk, wofür wir
allen danken können, die dazu beigetragen haben. Er ist, ähnlich wie auch die
Mediation, von einem breiten demokratischen Prozess getragen, wobei ich bei der
Mediation ganz besonders all den Bürgerinitiativen danken möchte, die daran
teilnehmen und teilgenommen haben, den vielen Bezirken und Bezirksvorstehern,
die diesen Prozess betreut haben, die dabei waren und auch maßgeblich gestaltet
haben. Ich möchte den beiden Geschäftsgruppen - Umwelt, Stadtentwicklung und
Verkehr
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