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Gemeinderat, 57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 45 von 116

 

schauen, dass Vereinbarkeit von Beruf und Familie in diesem Land tatsächlich möglich ist. Und was tun Sie als Bundesregierung? Sie tun nämlich genau das Gegenteil. Sie drängen Frauen aus dem Arbeitsmarkt hinaus und vergrößern damit auch die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern. Horchen Sie mir zu! Das ist sehr wichtig, da geht es nämlich um die Zukunft von Frauen in diesem Land.

 

Ich möchte hier nur zitieren, weil mittlerweile viele Expertinnen und Experten, nicht nur in Österreich, sondern auch in Europa, Ihnen schon bescheinigen, was Sie leider mit der Einführung des Kindergeldes in der jetzigen Form den Frauen angetan haben. Nur ein kleines Beispiel aus dem "Standard" vor einigen Wochen, wo wiederum problematisiert wurde, dass der FLAF mittlerweile mehr als ausgeräumt ist. Was unter dem Titel "Aus Jobs subventioniert" geschrieben wurde, kann ich hier zitieren:

 

„Kritikpunkt drei betrifft die prinzipielle Richtung der teuren Familienförderung. Eva Pichler, Professorin für Volkswirtschaft an der WU Wien, würde einen Kurswechsel für klug halten. Österreich subventioniert Eltern, vor allem Frauen, aus dem Arbeitsmarkt hinaus oder in Teilzeitjobs hinaus. Man kann ja Familien extrem großzügig fördern – aber man muss Rücksicht darauf nehmen, welche Effekte das am Arbeitsmarkt erzeugt. Für niedrige Einkommen lohnt sich angesichts der hohen Familienförderung und der hohen Steuerbelastung eine Vollzeitbeschäftigung kaum mehr. Die Kosten dieser Entscheidung tragen aber alle Steuerzahler."

 

Das ist genau das, was wir Ihnen unter anderem auch immer zum Thema "Falle Kindergeld" bescheinigt haben. Mittlerweile ist es ja auch so, dass, außer in Wien, die Arbeitslosigkeit von Frauen immer größer wird. Damit hängt auch das Problem zusammen, dass die Armutsgefährdung von Frauen in diesem Land natürlich immer größer wird. Aber ich glaube, wir in Wien sind, so weit es einer Stadt unter den Rahmenbedingungen des Bundes möglich ist, einen guten Weg gegangen, und ich denke, wenn wir von Einkommensunterschieden reden, dann bedeutet das auch, dass wir Frauen die bestmögliche Ausbildung bieten und vieles andere mehr.

 

Deshalb möchte ich am Beginn meiner Ausführung ganz kurz auf eine Zielgruppe eingehen, für die wir immer schon, aber vor allem letztes Jahr und auch heuer einen Schwerpunkt gesetzt haben, das ist jetzt die Zielgruppe der Mädchen, weil es dort bereits beginnt. Mädchen zu fördern, Mädchen die besten Rahmenbedingungen zu geben für Ausbildung, für Handlungsspielräume, um sich durchzusetzen und so weiter und so fort, trägt letztendlich vielleicht auch zu einem kleinen Teil dazu bei, dass Einkommensunterschiede in Zukunft nicht mehr so groß sind.

 

Wir haben hier in den letzten Monaten sehr, sehr viel gemacht. StRin Wehsely hat eine Studie in Auftrag gegeben. Es wohnen in Wien mehr als 50 000 Mädchen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Was sie bewegt, was sie sich wünschen, wollten wir wissen, und, siehe da, auch bereits die ganz jungen Frauen und Mädchen wünschen sich eine gute Ausbildung, Schule, wünschen sich vor allem Unabhängigkeit. Das steht überhaupt ganz oben auf der Prioritätenliste der jungen Frauen. Ihnen ist das Thema Freundschaft ein ganz, ganz großes Anliegen. Jede Zweite sagt bereits in diesem Alter, dass es ein Ziel von ihr ist, ein Kind zu bekommen, aber ganz, ganz wichtig ist das Thema, auf eigenen Beinen zu stehen.

 

Vor diesem Hintergrund gab es dann auch gleich sehr, sehr viele neue Aktivitäten beziehungsweise wurden bereits schon sehr gut eingeführte verstärkt. Es wurde im November 2004 das Mädchentelefon in Wien eingeführt, gegründet für die Zielgruppe der 13- bis 17-jährigen Mädchen. Wir können heute schon feststellen, wie toll dieses Angebot von dieser Zielgruppe angenommen wird, denn es ergeben sich halt gerade für Mädchen in diesem Alter sehr, sehr viele Fragen. Sie haben sehr spezifische Problembereiche, was das Thema Familie, Freundschaft, Liebe, Sexualität, aber sicherlich auch Ausbildung betrifft. Hier hat dieses neue Mädchentelefon auf Initiative von StRin Wehsely wirklich einen großen Erfolg zu verzeichnen. Viele Hunderte Anrufe gab es schon, und es ist natürlich auch eine Telefonnummer, welche kostenlos ist, und wo die Anliegen vertraulich und auf Wunsch auch anonym behandelt werden, was in diesem Zusammenhang sicherlich auch sehr wichtig ist.

 

Eine zweite Initiative möchte ich erwähnen, weil wir heuer vor allem so stolz darauf waren, nämlich den Töchtertag, den es seit dem Jahr 2002 in Wien gibt. Auch hier war Wien Vorreiterin. Es haben heuer bereits mehr als hundert Unternehmen mitgemacht, auch Abteilungen der Stadt Wien waren dabei, denen ich von diesem Platz aus herzlich danken möchte für ihr Engagement, und es haben über zweitausend Mädchen mit gemacht.

 

Ich war selbst am Wienerberg in einem Betrieb. Das war ganz, ganz toll, denn hier wird eben versucht, Mädchen zu zeigen, wie zukunftsorientierte, zukunftsweisende und bislang auch sehr männerdominierte Berufe ausschauen. Auch ich kann von meinem Besuch bestätigen, die Mädchen waren begeistert, und ich bin mir sicher, dass an diesem Tag auch ihr Interesse geweckt wurde.

 

Aber wir beginnen bereits im Kindergarten mit der Mädchenförderung. Auch hier wird sehr, sehr stark darauf geachtet, den Handlungsspielraum der Mädchen zu erweitern. Darüber hinaus setzt die Wiener Jugendarbeit seit vielen, vielen Jahren sehr erfolgreich auf das Thema Mädchenförderung. Es gibt einen eigenen "Girls"-Kalender, und auch letztes Jahr konnte die Stadträtin gemeinsam mit dem Verein Sprungbrett wieder Betriebe auszeichnen, die sich speziell um die Förderung von Mädchen in nichttraditionellen Lehrberufen bemühen.

 

Ich denke, das ist nur ein kleiner Ausschnitt, aber ein ganz, ganz wesentlicher, vor allem dann, wenn wir zum Beispiel über das Thema Einkommensunterschiede reden. Hier macht Wien sehr, sehr viel, und darauf sind wir sehr stolz.

 

Ganz wichtig, wenn wir sozusagen dem Wunsch nach Unabhängigkeit der Mädchen nachkommen wollen,

 

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