Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 116
gefunden, den ich bis jetzt überhaupt noch nie gehört habe, aber das kann er mir vielleicht ein anderes Mal erklären, und zwar spricht er davon: Dadurch wird nicht nur die Einmaligkeit der Ökobaufläche vernichtet. Ich habe bis jetzt nicht gewusst, was eine Ökobaufläche ist. Es gibt Ökobau oder Bioanbau oder von mir aus Ökoflächen, aber Ökobauflächen? Wahrscheinlich werden dort Ökohäuser angebaut, keine Ahnung. Interessant war noch offensichtlich ein Schreibfehler bei unserem Antrag, bitte korrigieren, das macht nämlich keinen Sinn.
Ich möchte deswegen unseren Antrag vorlesen, da geht
es nämlich um den Lebensraum der wenigen noch vorhandenen Ziesel in Wien. Die
sind auf der roten Liste, wären eigentlich ein Fall für die
Flora-Fauna-HABITAT-Richtlinie. Wir glauben, dass es der Stadt Wien ansteht,
diese Fläche unter Schutz zu stellen, und deswegen unser Antrag. Ich lese nur
den Beschlussantrag vor:
„Um den ökologisch wertvollen Lebensraum der
artgeschützten Zieselpopulation in den Trockenwiesen langfristig zu sichern und
den Wiener Grüngürtelplan, den so genannten 1000-Hektar-Plan, umzusetzen, sind
die Grundstücke des Radio Austria-Geländes, KatG Oberlaa - Stadt Wien, EZ 887,
bei künftigen Umwidmungen als Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel Sww zu widmen.
Weiters werden die Flächen nach dem Wiener Naturschutzgesetz unter Schutz
gestellt, und die Stadt Wien versucht, die Flächen vom Eigentümer käuflich zu
erwerben oder zumindest langjährige Pachtverträge dafür abzuschließen. Die
dafür notwendigen finanziellen Vorkehrungen sind zu treffen.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung des Antrags.“
Zu diesem Antrag ist nur zu sagen: Interessant war,
es ist in der Bezirksvorstehung im 10. Bezirk lange gesagt worden, da gibt
es überhaupt nichts, überhaupt noch nie gehört. Warum? Das ist eh alles
irgendwann einmal erledigt worden. Und dann taucht plötzlich im Bauausschuss
der Gründruck auf; und alle sind erstaunt: Jessas na, das haben wir nicht
gewusst. Und dann treten so interessante Bemerkungen auf wie die, von der Frau
Bezirksvorsteherin gegenüber Bürgern gesagt: Na, da sammeln wir die Ziesel ein,
und wenn wir dann gebaut haben, dann lassen wir sie in die Vorgärten wieder
aus. Das zeugt von Ignoranz, so eine Sache.
Jetzt hat die Frau Stadträtin den Bürgern
versprochen, dass dann eine Nachdenkphase kommt. Das Problem der GRÜNEN,
offensichtlich auch das der ÖVP, aber auch von anderen, ist, dass die
Nachdenkphase möglicherweise nur bis zum 23. Oktober dauert. Werden wir
sehen, wir werden deine Worte genau hören.
Wir verlangen eine Unterschutzstellung. Die
Nachdenkphase kann damit enden, dass dann zwei Drittel des Areals verbaut
werden, und die Ziesel kriegen ein Gehege so groß wie das in Schönbrunn. Das
wollen wir nicht. Wir wollen eine Unterschutzstellung des ganzen Areals, und
die Bürger haben ein Recht darauf, dass die Antworten auch nach dem
23. Oktober gelten, und zwar lange nach dem 23. Oktober. Und dass
dort keine netten Menschen nette Häuser mit Aussicht auf die Lobau haben. Aber
zur Lobau noch später.
Zu dieser Geschichte möchte ich nur eine Kleinigkeit
hinzufügen. Es gibt natürlich auch ein wunderschönes Gelände beim
Stammersdorfer Friedhof. Dort gibt es diese so genannte Gewässervernetzung zur
Alten Donau hinunter vom Marchfeldkanal. Keine Frage, eine wunderschöne Gegend
und Sww-Gebiet und daneben wieder einmal diese netten Häuser, neue
Siedlerbewegung und wunderschöne Architektenhäuser. Da möchte natürlich jeder
gerne wohnen. In dem Fall glaube ich, Sww sollte Sww bleiben, und den Grüngürtel
sollte man ernst nehmen.
Eine Kleinigkeit bei dem Thema noch hinzufügend.
Bürger haben mich angerufen, ich schaue mir das an, was bemerke ich? Eine
riesige Schuttdeponie mitten im Landschaftsschutzgebiet, ein Teil davon ist ja schon
Wien. Landschaftsschutzgebiet Döbling. Der andere Teil liegt auf
niederösterreichischem Gebiet, nämlich im Natura-2000-Gebiet Klosterneuburg.
Alles zusammen ein wunderschöner Biosphärenpark. Mitten drinnen eine
Bauschuttdeponie, mitten drinnen eine Sortieranlage, mitten drinnen ein
Caterpillar, herumfahrend. Und was wird dort gelagert? Der Bauschutt vom
Abbruch des Kahlenberghotels. Warum weiß denn die MA 22 nichts davon?
Warum weiß denn die Umweltbehörde in Niederösterreich nichts davon? Da ist
Gefahr in Verzug, da ist ein Höllenlärm, da draußen, mindestens 80 dB. Die
Bauarbeiter rennen herum ohne Lärmschutz. Allein das müsste schon ein Grund
sein, um die Sache zu schließen. Also wir verlangen dort sofort Stopp jeglicher
Arbeit und Abtransport des Schutts. Das geht doch nicht wirklich an, dass man
im Landschaftsschutzgebiet einfach Bauschutt lagert, und nicht nur lagert,
sondern auch noch granuliert. Ein Höllenlärm! So etwas habe ich überhaupt noch
nie gesehen! Also das ist ein toller Kontrapunkt zu 100 Jahre Grüngürtel.
Mitten im gefeierten Wienerwald eine Bauschuttdeponie! Und zwar keine kleine! (GRin
Mag Sonja Ramskogler: Das ist schon Niederösterreich!) Das glaubst du aber
selber nicht. Ich war dort, du nicht. Das ist der Unterschied zwischen uns zwei.
Nächster Punkt, ein netter Punkt, und zwar die
Landesgrenze verläuft genau durch die Bauschuttdeponie. Ich habe es mir genau
angeschaut. Irrtum. Egal.
Zur Lobau-Autobahn. Die Lobau-Autobahn ist auch so
eine Geschichte. Wenn man dann so mit der Umweltschutzabteilung redet, hört
man: Das ist irrsinnig gut dort. Gott sei Dank betrifft uns das nicht. Das ist
alles, alles, alles, Kollege Schicker. Und eigentlich ist es so, dass der
Nationalpark eh gerettet worden ist. Und eigentlich ist es ja so, dass eh alles
in Ordnung ist.
Faktum ist, dass zwar die A22, der
Raffineriestraßenausbau gestorben ist, aber die Außenvariante, die ist noch
immer da. Und bei der Außenvariante, aber da komme ich dann bei der nächsten
Geschäftsgruppe eh dazu: Ich habe noch nie gesehen, dass eine Partei, die in
Wien die absolute Mehrheit hat, sich vom niederösterreichischen Landeshauptmann
so über den Tisch ziehen hat lassen wie bei dem Punkt. Also unglaublich, wie
man denen auf den Leim gegangen ist. Aber dazu später
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