Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 116
Fraktion
des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Herr Stadtrat! Hohes Haus!
Ich möchte das Rednerpult nach oben schieben und dann
mit einem Thema beginnen, mit dem Kollegin Sommer-Smolik geendet hat. Eine
Frage stelle ich mir schon: In welcher von der Außenwelt hermetisch
abgeschlossenen Enklave muss man leben, um den Eindruck zu gewinnen, die Leute
kommen alle nach Wien und regen sich auf, dass es da so stinkt? Das ist für
mich eine der faszinierendsten Aussagen, die ich jemals gehört habe. In meiner
Welt ist das Gegenteil der Fall. Es ist, auch wenn man es am zweiten
Rechnungsabschlusstag nicht glauben kann, draußen Sommer, am Wochenende beginnt
für alle Schülerinnen und Schüler zumindest die Ferienzeit. Viele davon fahren
auf Urlaub und wenn man auf Urlaub ist, dann gibt es ein Phänomen, das viele
Wienerinnen und Wiener teilen, nämlich nicht nur den tollen Urlaub, sondern
auch die Freude am Zurückkommen. Das liegt daran, dass Wien die Stadt mit der
höchsten Lebensqualität in Europa ist, sage nicht nur ich, aber ich erspare
Ihnen jetzt die gesamte Latte mit den objektiven Untersuchungen. Es liegt
daran, dass die Hälfte der Stadt mit Grün bedeckt ist. Es liegt am Wasser. Es
liegt an unseren Bädern und so weiter. Jetzt kann man sagen, das ist natürlich
die geographisch günstige Lage und sind weitsichtige Entscheidungen unserer
Vorvorvorvorvorgänger, die 1864 beschlossen haben, die
Hochquellwasserleitung zu bauen. Das ist schon auch richtig. Aber dass
Umweltqualität nichts mit der Wiener Umweltpolitik zu tun hat, ist schlichtweg
falsch. Die hohe Lebensqualität in Wien liegt nämlich zu einem Gutteil an
unserer konsequenten Umweltpolitik. Ich werde ein paar Beispiele bringen, um
das zu belegen.
Erstens zum Rechnungsabschluss an sich: Wir schauen
zurück auf ein Jahr mit 813 Millionen EUR Ausgaben, wenn man sich
alles inklusive der Beteiligungen, WKA, EbS und so weiter anschaut, Investitionen
in die Umwelt und damit Investitionen in die Zukunft, Investitionen ins
Kanalnetz, in die Wasserversorgung, in den Atemschutz und so weiter. Das ist
gut eingesetztes Geld, wenn man, außer der Enklave der Frau Kollegin
Sommer-Smolik, die Wienerinnen und Wiener bei der "Leben in
Wien"-Studie fragt, immerhin mit einem Sample von 8 000 Leuten,
so haben die Bürger in allen Bereichen der Umweltpolitik ausgezeichnete Noten
ausgestellt. Das ist ein Zeugnis der Bürgerinnen und Bürger und auf dieses
Zeugnis können wir stolz sein! Es bestärkt uns, den richtigen und engagierten
Weg in Zukunft weiterzugehen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Zum Lärm,
der gerade gemacht wird, komme ich dann noch. Ich möchte jetzt zu den paar
Themen kommen, die ich versprochen habe:
Das erste
ist das Thema "Wasser": Wasser ist das wichtigste Lebensmittel der
Welt. Warum ich es aber sage, ist, weil es nicht ganz selbstverständlich ist.
Es haben Milliarden von Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sauberem Wasser,
Millionen Todesopfer fordert das im Jahr. Dass es in Wien aus der Leitung
rinnt, und zwar in einer großartigen Qualität, und wir es nicht in
Plastikflaschen kaufen können, ist auf der einen Seite darauf zurückzuführen,
dass es seit mehr als 100 Jahren die Erste Hochquellwasserleitung gibt. Es
liegt aber auch, und das kann man ganz konkret im Rechnungsabschluss nachlesen,
an der laufenden Sanierung der Hochquellwasserleitung, an den
Quellschutzmaßnahmen, an den Brauchwasserbehältern, an Altlastensanierungen.
Wir sind bei der letzten großen Altlast gerade mitten am Beginn, dann ist diese
Geschichte erledigt. Es liegt auch am Einsatz der Sozialdemokratie gegen die
Privatisierung der Daseinsvorsorge. Es ist nicht einfach so abzutun, wie von
Frau Kollegin Reinberger, da gibt es irgendetwas mit dem Verfassungsschutz und
das war es dann schon. Wiener Umweltpolitik heißt, wir tun alles für das beste
Wasser und wir tun alles, dass es auch in 100 Jahren noch so ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Das Stichwort von der Frau Kollegin war jetzt nicht zu dem Kanal. Also
zum Kanal: Natürlich ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem Thema
"Wasser", wie Sie richtig sagen, auch ein Umgang mit der
Abwasserentsorgung. Das bedeutet die laufende Instandhaltung von zum Beispiel
mehr als 2 300 Kilometern Kanal. Es bedeutet den Bau von
Entlastungskanälen im Liesingbach und im Wiental. Es bedeutet die
Vollkanalisierung im 21. und 22. Bezirk. Das ist nämlich das, was mit
dem Cross-Border-Leasing passiert, nicht eine Verscherbelung des Kanals in Wien.
Es bedeutet, und dieses Thema ist eigentlich spannend, dass die Opposition auf
dieses Thema gar nicht gekommen ist.
Es bedeutet zum Beispiel,
dass wir am 18. Juni nach einer fünfjährigen Bauphase der Erweiterung die
modernste Kläranlage eröffnen konnten. Alle Abwässer werden in Wien auf
höchstem technologischen Niveau gereinigt. Wir haben einen Durchlauf von
7 000 Litern pro Sekunde und einen Reinheitsgrad von 95 Prozent,
eine Sache, die sich international mehr als sehen lässt. Aber es ist auch die
Energiebilanz eine spannende. Der abfallende Klärschlamm wird in vier
Wirbelschichtöfen verbrannt. Dadurch entsteht Strom und mit der Abwärme
entsteht Fernwärme. Das ist ein echter ökologischer Meilenstein. Das ist
auch ein Beispiel für ein Thema, auf das ich eigentlich ganz am Anfang
zurückkommen wollte, nämlich dass in Wien nicht nur zukunftsweisende Arbeit für
die Umwelt getan wird, sondern dass Umweltpolitik und Intelligenz und
Hochtechnologie vereint werden.
Es ist eine recht spannende Frage, beim Rechnungsabschluss
nicht immer nur darauf zu schauen, was investiert wurde, was die Maßnahmen
sind, was wir ausgegeben haben, sondern vielleicht auch einmal, was sich Wien
erspart, was wir uns ersparen, weil rechtzeitig vorgesorgt wurde, was wir uns
zum Beispiel dadurch ersparen, dass wir nicht mit dem Thema
"Hausbrand" kämpfen. Wir haben in Wien 4 Prozent, alle anderen
Bundesländer kämpfen als Hauptsache bei dem Thema "Feinstaub" mit dem
Hausbrand. Wir tun das nicht, weil Wien ist die einzige Metropole mit einem flächendeckenden
Fernwärmenetz, das aus Müllverbrennung gespeist wird, übrigens schon lange
bevor es internationale Vereinbarungen zum Thema "Klimaschutz"
gegeben hat.
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