Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 37
was schade ist.
Auf der anderen Seite sind jetzt sehr viele
Bundesländer den Weg gegangen, den auch Wien gegangen ist, nämlich einfach
selbst aktiv zu werden und selbst Taten zu setzen. Aber wie immer sind eine
Koordinierung und Abstimmung unter den neun verschiedenen Bundesländern
natürlich wünschenswert. Ich glaube, da hätte der Bund schon eine wesentliche
Rolle spielen können, was leider verabsäumt wurde. Man kann ja hoffen, dass es
vielleicht im Rahmen der österreichischen Präsidentschaft jetzt noch zu einem
Schwerpunkt in dieser Richtung kommt. (Weiterhin sehr lautes Plenum.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke
schön. Ich bitte wirklich, die privaten Gespräche in und hinter den Bänken
einzustellen. Ich höre kaum, was die Frau Umweltstadträtin sagt.
Nächste Zusatzfrage bitte, Frau GRin Sommer-Smolik.
GRin Claudia Sommer-Smolik (Grüner
Klub im Rathaus): Frau Stadträtin!
Sie haben gemeint, dass alle Bäuerinnen und Bauern
dieses "Freiwillig OHNE Gentechnik" gut finden. Jetzt hat aber ein
erheblicher Anteil von Bäuerinnen und Bauern das nicht unterschrieben.
Wie gedenken Sie dann damit umzugehen, wenn die doch
gentechnisch verändertes Saatgut ausbringen werden?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Ich möchte
nur darauf hinweisen, dass wir erst vor wenigen Monaten mit dieser
"Freiwillig OHNE Gentechnik"-Geschichte begonnen haben und wir haben
sehr, sehr schnell über 300 bäuerliche Betriebe, das ist mehr als ein
Drittel, dazu bekommen, da mit zu tun und mein Ziel ist es, alle dazu zu bekommen.
Die gute Nachricht ist, dass wir schon fast alle Gemüsebauern und
Gemüsebäuerinnen dabei haben.
Ein Manko haben wir, ehrlich gesagt, noch ein bissel
bei den Weinbaubetrieben, weil die sagen, unsere Weinreben sind ohnedies da,
wir pflanzen ja nicht jedes Jahr neu aus. Noch dazu gibt es da auch keine
gentechnisch veränderten auf dem Markt, saatgutmäßig gibt es da noch überhaupt
nichts. Da ist mein Gefühl, dass die Notwendigkeit noch nicht zu sehen ist. Die
Gemüsebauern und Gemüsebäuerinnen haben sofort gesagt: Okay, gute Idee, da
machen wir mit. Die LGV Frischgemüse kennzeichnet ihre Produkte auch schon mit
"Freiwillig OHNE Gentechnik", weil eben alle ihre Mitglieder schon
dabei sind. Das heißt, ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg.
Aber mein erklärtes Ziel ist, und ich werde sicher
auch vorher nicht aufgeben, da wirklich alle 900 Wiener Betriebe dazu zu
bekommen, weil das natürlich nur dann Sinn macht.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke.
Nächste Zusatzfrage, Herr GR Fuchs.
GR Georg Fuchs (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin!
Es ist überhaupt keine Frage, dass die Wiener Bauern
gentechnikfrei agieren möchten. Es gibt aber doch immer wieder eine
Möglichkeit, wo etwas passieren kann.
Ich möchte Sie zur Problematik bei Folgeschäden
fragen. Wie schaut es da aus und wie steht eigentlich die Stadt Wien dazu? Wer
übernimmt Schadenersatz in dem Fall, dass der Verursacher von Folgeschäden im
Fall einer Gentechnikaufbringung nicht ausfindig gemacht werden kann? Wird die
Stadt Wien hier einspringen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Ich meine,
dazu gibt es jetzt im Bundesgentechnikgesetz eine ganz klare Regelung, auch mit
einer Art Haftpflichtversicherung, wo das eben eindeutig geregelt ist, denn ich
meine, dass die öffentliche Hand dann dafür haftet, wenn ein privater Betreiber
oder eine private Firma einen so großen Schaden anrichtet, das kann ich mir
persönlich eigentlich nicht vorstellen. Ich bin immer noch eine Anhängerin der
These, dass diejenigen, die die Verursacher sind, für den Schaden dann auch
haftbar zu machen sind. Im Normalfall lässt sich das gerade bei Gentechnik
schon rückverfolgen.
Aber ehrlich gesagt, mein erstes und erklärtes Ziel
ist es, dass es in Wien gar nicht soweit kommt und ich glaube, dass wir mit dem
Vorsorgegesetz und der Allianz "Freiwillig OHNE Gentechnik" sehr gut
aufgestellt sind. Wir kooperieren ja auch mit der Landwirtschaftskammer und der
LGV und wir sind auch guter Dinge, dass wir in absehbarer Zeit wirklich alle
900 Betriebe beisammen haben. Und wenn es keinen Betrieb mehr gibt, der
Gentechnik einsetzt, dann sollte es auch keine Schäden mehr geben.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Die
nächste Zusatzfrage, Herr GR Blind.
GR Kurth-Bodo Blind (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Stadtrat!
Das
Gentechnik-Vorsorgegesetz gilt seit September 2005. Jedes Gesetz ist aber
nur so gut wie die Überwachung.
Welche Sicherheiten bieten Sie
uns an, dass die Überwachung des Gentechnikgesetzes auch tatsächlich
funktionieren wird? Daher meine konkrete Frage: Welche Organe für die
Überwachung wurden bisher schon installiert?
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Mit dem Überwachungsgesetz die MA 58, die ja auch die ganze
Landwirtschaftsförderungsvergabe und -kontrolle macht. Zur Zeit sind wir
sozusagen noch auf einer sicheren Bank, weil es in der Europäischen Union
einfach kein zugelassenes Saatgut gibt und wenn es kein zugelassenes Saatgut
gibt, dann kann man dieses auch nicht einsetzen. Aber für die Zukunft ist
natürlich geplant, sobald das sozusagen in Österreich auch theoretisch möglich
ist, dass sich die MA 58 das genau ansieht und auch stichprobenartig
überwacht.
Bei der Allianz
"Freiwillig OHNE Gentechnik" ist natürlich auch geplant, dass es eine
Rückverfolgung gibt, das heißt, die Landwirte müssen per Rechnung nachweisen,
welches Saatgut sie gekauft haben und das wird dann ebenfalls auch noch
stichprobenartig überprüft.
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