Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 37
aber auch eine Frage der Verlässlichkeit, der Pünktlichkeit und der Bequemlichkeit. Dies ist auf die Fragen der Investitionen zurückzuführen, die hier getätigt werden, denn es ist ja kein Zufall, dass sich die Fahrgastzahl in Wien besonders durch den Ausbau der U-Bahn, aber auch durch den Ausbau von Niederflurstraßenbahnen respektive auch bei den Bussen erhöht hat. Also es sind hier durch Investitionen sehr viele Verbesserungen erzielt worden. Und das ist der Grund, warum ich sage, ich kann Ihnen dazu auch keine Garantie geben, abgesehen davon, dass es eine Vertragsverletzung darstellen würde.
Ich kann Ihnen noch einmal
sagen: Sie ist zur Stunde nicht angedacht. Mir liegt nicht im Entferntesten
eine Information vor, dass die WIENER LINIEN beabsichtigen, die Tarife zu
erhöhen. Aber ich kann Ihnen mit Sicherheit auch keine Garantie für die
nächsten vier Jahre geben. Das wäre unredlich und unehrlich! Das kann man von
mir auch im Wahlkampf nicht verlangen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr
Bürgermeister!
Die 2. Zusatzfrage ist von
Herrn GR Mag Gerstl gestellt. Bitte.
GR Mag Wolfgang Gerstl
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr
Bürgermeister!
Sie haben in dem Interview
in der “Wiener Zeitung“, das sozusagen den Anlass zu dieser Anfrage gegeben
hat, davon gesprochen, wenn man einen Fahrpreis erhöhen muss, dann hängt das
vielleicht auch mit dem Kostendeckungsgrad bei den WIENER LINIEN zusammen. Und
Sie haben einen Kostendeckungsgrad genannt, der auf der einen Seite nicht dem
Kostendeckungsgrad entspricht, den die WIENER LINIEN selbst in ihrem
Geschäftsbericht ausweisen, aber das sei nun einmal beiseite gestellt.
Jedenfalls ist der Kostendeckungsgrad der WIENER LINIEN im Vergleich zu Berlin,
München und auch anderen Städten in Europa viel niedriger als in diesen
vergleichbaren Städten. Gleichzeitig weist die Stadt Wien für die WIENER LINIEN
eine der höchsten Subventionsquoten auf, das heißt, Sie geben auf der anderen
Seite sehr viel Geld bei wenig Output aus. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das
ist falsch!)
Meine Frage geht daher in die Richtung: Wann versuchen Sie endlich, den
Output der WIENER LINIEN so zu steigern, dass ein höherer Kostendeckungsgrad
erzielt wird, ohne dass sie die Fahrpreise erhöhen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Bitte,
Herr Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl:
Das hätte ja fast eine Frage meiner eigenen Fraktion sein können, Herr
Gemeinderat, denn zum Ersten darf ich Sie darauf hinweisen, dass alle von Ihnen
genannten Städte einen höheren Fahrpreis des Einzelfahrscheines haben als Wien,
zum Teil namhaft höher, nämlich über zwei Euro. Daher kann der Kostendeckungsbeitrag
leicht entsprechend hoch sein.
Zum
Zweiten bitte ich Sie, auch ein bisschen die Qualität entsprechend zu
vergleichen, denn wann immer Sie nach Berlin kommen und Diskussionen darüber
führen, selbst wenn Sie nach München kommen und Diskussionen darüber führen,
dann können Sie erkennen, dass der Unterschied in der Zufriedenheit der
Bevölkerung mit ihrem öffentlichen Verkehr in Wien ungleich höher ist sowohl
oder gerade was Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, Tempo und auch Bequemlichkeit
betrifft.
Daher kann
ich da nur sagen: Ja, uns in Wien ist es das wert, dass der öffentliche Verkehr
so funktioniert wie er funktioniert, nämlich hervorragend!
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Bürgermeister.
Moment, wer ist der Nächste?
Ich bitte Herrn Mag Ebinger um die nächste Zusatzfrage.
GR Mag Gerald Ebinger
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Bürgermeister!
Sie haben in einem Interview am Wochenende, glaube
ich, gesagt, Regierungsparteien wären ja bescheuert, wenn sie über ihre
Schwächen selber sprechen würden. Das macht eh die Opposition. Zumindest ist es
dann so zitiert worden. Diese Schwächen gibt es natürlich in den
verschiedensten Bereichen. Eine davon möchte ich heute ansprechen.
Es wird in Niederösterreich der Gaspreis um
27 Prozent erhöht. Es steht irgendwie im Raum, dass auch in Wien in
absehbarer Zeit, sprich mit Jahreswechsel, Strom- und Gaspreise drastisch
erhöht werden, Strom um 10 Prozent, Gas um 30 Prozent. Ich will jetzt
nicht so wie Herr Kollege Chorherr sein und von Ihnen für vier Jahre eine
Garantie fordern, weil vier Jahre eine mittelfristige Periode sind. Das kann
ich auch gar nicht so planen. Aber für ein Jahr kann man es schon sagen, denn
dass in Wien unmittelbar nach der Wahl im Winter womöglich Strom- und Gaspreise
erhöht werden, das wäre unsozial.
Deswegen meine Frage an Sie, Herr Bürgermeister:
Können Sie hier dezidiert ausschließen, dass bis Ende 2006 in Wien Strom-
und Gaspreise erhöht werden?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl:
Also, Herr Gemeinderat, um das Zitat zu vervollständigen, es ist ja nicht ganz
falsch, ich meine das auch so. Vom Wahlkampf habe ich gesprochen, nicht? Ich
kenne eigentlich keine Partei, die im Wahlkampf über ihre eigenen Schwächen
spricht. Ich habe das bisher auch nicht von der FPÖ oder vom BZÖ, wie immer das
ist, erlebt. Aber es wäre mit Sicherheit ein neuer, vielleicht auch
glaubwürdigerer Stil in der Politik, dass wir immer die anderen loben werden
und uns selbst kritisieren. Vielleicht wäre das einmal eine interessante
Änderung oder ein interessanter Wechsel des Stils. Das könnte auch was für sich
haben.
Ich frage mich jetzt langsam, ja, warum man nicht
überhaupt gleich eine Garantie dafür verlangt, dass auf mindestens ein Jahr,
maximal vier Jahre, alle Gebühren, alle Einnahmen der Stadt Wien, alles
eingefroren wird und nichts mehr stattfindet?
Das Einzige, was ich Ihnen
versprechen kann, ist, dass ich diese Stadt nicht in einen finanziellen Ruin
führen werde. Das kann ich Ihnen auch sagen. Das kann
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