Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 37
Ihrer Partei wurde ihnen ausgerichtet, Frauen sollten dieses Problem auf gar keinen Fall anschneiden, sonst müsste man sich bei den WIENER LINIEN überlegen, überhaupt keine weiblichen Straßenbahnfahrer mehr anzustellen.
Meine Frage an Sie als Frauenstadträtin lautet nun: Was halten Sie von
einer solch frauenfeindlichen Aussage und warum ist das Problem der fehlenden
oder unzumutbaren sanitären Anlagen immer noch nicht behoben?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke.
Bitte, Frau Stadträtin!
Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely:
Also, zunächst einmal finde ich, besteht schon ein
großer Unterschied zwischen fehlend und unzumutbar. Und dann müssen wir uns
auch die Definition dessen, was unzumutbar ist, genau anschauen. Der zweite
Punkt ist, dass die neue Dienst- und Betriebsordnung eben im Einvernehmen
zwischen dem Arbeitgeber und der Personalvertretung getroffen und abgeschlossen
wurde. Es wird selbstverständlich nicht so sein, und wurde auch von niemandem
in Diskussion gestellt, dass Frauen zukünftig bei den Verkehrsbetrieben, bei
den WIENER LINIEN, nicht zum Einsatz gelangen können.
Und was Personalvertreter sagen und wie
Personalvertreter und Gewerkschaft diskutieren: Ich bin keine Funktionärin und
war auch bei dieser Äußerung nicht dabei und weiß daher erstens nicht, ob sie
gefallen ist. Wenn sie gefallen ist, ist sie falsch. Aber dann bitte ich Sie,
auch mit den Personalvertretern, die sie angeblich getätigt haben, zu
diskutieren. Das möchte ich nicht kommentieren, weil das nicht meinen Bereich
betrifft.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke.
Die nächste Zusatzfrage
wird von Herrn GR Dr Ulm gestellt.
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau
Stadträtin!
Der Marathonmann ist ja ein
besonders einprägsamer und besonders augenfälliger Fall. Er ist aber kein
Einzelfall, sondern er ist bei der Pensionierung von Beamten der Stadt Wien der
Regelfall. Nicht, weil alle vorzeitig Pensionierten - das sage ich gleich
ausdrücklich dazu - auch noch Marathon laufen würden, oder besonders aktiv in
ihrer Freizeit wären, sondern weil die vorzeitige Pensionierung an sich der
Regelfall ist. Die vorzeitige Pensionierung ist der Regelfall, denn wir haben
ungefähr 80 Prozent der Wiener Beamten, die vorzeitig in den Ruhestand
versetzt werden.
Man kann sich das relativ
leicht ausrechnen. Bei ungefähr 900 Pensionierungen im Jahr erfolgen
ungefähr 700 vorzeitig. Nicht alle aus gesundheitlichen Gründen, auch auf
Grund von Organisationsveränderungen, theoretisch auch auf Grund einer langen
45-jährigen Dienstzeit. Nehmen wir einmal an, das wird mit Abstand der geringste
prozentuelle Anteil sein, aber wir haben einen Anteil von vorzeitigen
Versetzungen in den Ruhestand von ungefähr 80 Prozent. Das ist unglaublich
hoch, das kostet die Stadt unglaublich viel Geld, das ist auch eine
Ungleichbehandlung und Ungerechtigkeit gegenüber den Bundesbeamten und den
ASVG-Versicherten. Und daher frage ich Sie: Was werden Sie in der nächsten Zeit
unternehmen, um diesen unglaublich hohen, 80-prozentigen Anteil an vorzeitigen
Pensionierungen zu reduzieren?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Frau
Stadträtin!
Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Das scheint nur eine Frage zu sein, in Wahrheit sind es
natürlich viele unterschiedliche Bereiche. Wichtig ist jedenfalls, dass wir
zukünftig, so wie wir das jetzt schon tun, nun aber verstärkt noch, mit vielen
unterschiedlichen Programmen auf die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter schauen werden und schauen werden müssen. Denn es wäre zu einfach
zu sagen, wir wollen nicht, dass irgendjemand vorzeitig in Pension geht. Aber -
und das ist schon wichtig hier festzulegen - diese Ruhestandsversetzungen aus Krankheitsgründen,
die passieren nicht einfach so, sondern sie passieren immer auf Basis von
langem Krankenstand und auf Basis von amtsärztlichen Gutachten. Das beschließt
ja nicht - und Sie sind ja selbst Mitglied - die Personalkommission einfach so
ohne Grundlage, sondern alle, die vertreten sind, haben hier auch Akteneinsicht
und sehen daher, dass hier viele amtsärztliche Gutachten im Vorfeld erstellt
werden, und dass die Voraussetzung, dass hier überhaupt die
Ruhestandsversetzung in Frage kommt, immer die ist, dass nicht davon auszugehen
ist, dass die Personen wieder gesund werden oder ihren Dienst wieder versehen
können. Daher ist es hier ganz wichtig, dass wir weitere gesundheitsfördernde
Maßnahmen setzen, um die Menschen möglichst lange gesund zu erhalten und ihnen
damit die Möglichkeit zu geben, auch möglichst lange ihren Dienst zu versehen.
Was nicht stimmt - und Sie haben sich ja schon bemüht, das medial kundzutun -,
ist die Information, dass die Zahl jener, die aus Krankheitsgründen in den
Ruhestand versetzt werden, größer ist als im ASVG-Bereich, denn wir haben ganz
konkret im letzten Jahr rund 45 Prozent der Ruhestandsversetzungen auf Grund
von Krankheit gehabt. Im ASVG ist es so, dass 55 Prozent der
AntragstellerInnen die Invaliditätspension beantragt haben, und zu einem
Großteil auch bekommen haben. Dass die Menschen länger arbeiten müssen, weil
sie später in den Ruhestand treten können, ist eine Problematik, die uns bei
der Stadt Wien trifft, die es aber natürlich im ASVG genauso gibt, und wo man
sich ernsthaft mit der Frage beschäftigen muss, wie es Menschen, die eben viele
Jahrzehnte arbeiten, oft auch hart körperlich arbeiten, mit 58, 59, 60 oder
auch darüber geht. Das ist eine gesellschaftspolitische Frage, der wir uns alle
widmen müssen, und wo es meiner Meinung nach keinen Raum für Polemiken geben
sollte.
Dass es natürlich auch Ruhestandsversetzungen auf
Grund von Organisationsänderungen gibt, ist vollkommen richtig, und es ist auch
richtig, dass es so ist, denn wenn wir Organisationsänderungen haben, die zur
höheren Effizienz dieser Stadt und der Dienstleistung führen, halte auch ich
nichts davon, dass wir Menschen, die in diesem Bereich ein gewisses Alter
erreicht haben, als sozusagen weiße Elefanten, die keine Tätigkeit mehr haben,
hier behalten.
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