«  1  »

 

Gemeinderat, 5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 89

 

Rettung verwendet werden, zustimmen.

 

Weiters werden wir dem Antrag über die so genannte Platzhaltegebühr pro Besuchstag im Multiple Sklerose-Tageszentrum auch zustimmen.

 

Den beiden Anträgen der ÖVP über die genaue Zusammensetzung und Überprüfung der Rettungs- und Krankentransporte stimmen wir auch zu, wenngleich ich schon ausgeführt habe, dass sich hier wie ein roter Faden durchzieht, dass sie sich jedes Jahr wie das Amen im Gebet erhöhen. Da fährt sozusagen die Eisenbahn drüber. Aber es kann nicht schaden, eine genauere Aufstellung zu haben.

 

Die Frau Stadtrat hat heute erwähnt, dass es eine Projektgruppe gibt, die sich mit einer Umstrukturierung der Wiener Rettung oder mit Strukturmaßnahmen auseinander setzt. Nichtsdestoweniger hat der Antrag einen Wiener Gesundheitsplan betreffend auch etwas Positives an sich und erhöht sicher den Druck auf die Frau Stadtrat, dass das ein bissel zügiger vonstatten geht. Deswegen stimmen wir heute allem zu, wie Sie sehen.

 

Jetzt kommt dann noch ein Antrag - die Frau Kollegin Puller wird das sicher noch ein bisschen ausführen -, in dem es um den Stopp der Privatisierungspläne der Bundesregierung bei der Post AG geht. Da möchte ich darauf hinweisen, dass wir hier im Gemeinderat einmal, ich glaube vor eineinhalb Jahren, eine Europadeklaration erlassen haben, wo im Zentrum dieser Aussagen der Europadeklaration die Daseinsvorsorge war, also die kommunalen Vorsorgen, die quasi die Allgemeinheit betreffen, obwohl es auch aus unserer Sicht besser ist, wenn nicht alles um jeden Preis privatisiert wird. Privatisieren ja, aber nicht das, was dann unter Umständen zu einer Leistungsverschlechterung führt, weil halt nicht alles unbedingt um jeden Preis marktwirtschaftlich rechenbar ist. Dazu gehören mit Sicherheit Müll und Wasser, dazu gehören die Spitäler, dazu gehört unserer Meinung nach der öffentliche Verkehr und auch die Post. Deswegen werden wir diesem Antrag ebenfalls zustimmen. Klatschen bitte! (Beifall bei der FPÖ. – Allgemeine Heiterkeit.)

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zum Wort gemeldet ist Frau Dr Pilz.

 

GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Im Gegensatz zum Kollegen von der FPÖ muss ich den Applaus nicht bestellen, der kommt, der brandet hoch, sobald ich gesprochen habe (Allgemeine Heiterkeit.), enthemmt und enthusiastisch! Sie sehen, meine Reden sind einfach besser. Sie werden es nachher sehen, wie hier frenetisch applaudiert wird!

 

Wir haben ein ernstes Thema, wir haben heute Morgen schon in der Fragestunde darüber geredet. Ich habe es deshalb zum Thema der Fragestunde gemacht, zum Thema der GRÜNEN, weil wir glauben, dass die Situation bei der Wiener Rettung eine ist, die hinsichtlich der Lösung der wichtigsten Belastungsprobleme, denen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ausgesetzt sind, keinen längeren Aufschub mehr duldet.

 

Die Frau Stadträtin hat ja heute Morgen sehr offen gesagt, dass sie unsere Kritik teilt, dass bei der Wiener Rettung eine zu geringe Anzahl von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eine zu große Einsatzphasenanzahl erledigen muss, dass darüber kein Zweifel besteht und dass hier offensichtlich in der Vergangenheit Strukturprobleme nicht zur Kenntnis genommen wurden und so die Belastung einfach auf dem Rücken des Personals weiter ausgebaut wurde.

 

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei der Rettung sind wirklich super frustriert. Ich habe sowohl mit Personalvertretern als auch schlicht und einfach mit Sanitätern auf der Straße gesprochen. Ich erwähne noch einmal das Beispiel, das ich heute Morgen schon angeführt habe, wo während des Wahlkampfes ein Rettungsauto, das nicht im Einsatz war, spontan bei einem Grünen-Standl stehen geblieben ist. Die beiden Herren, die hier als Sanitäter unterwegs waren, haben mir einfach erzählt, wie es ausschaut und wie schwierig es für sie ist, mit dieser Belastung umzugehen. Sie fühlen sich schlicht und einfach nicht wertgeschätzt. Sie haben den Eindruck, alles und jedes Problem, das in der Stadt nicht zu lösen ist, wird auf ihren Rücken ausgetragen und sie können sich auch nicht wehren, weil sie die Verantwortung nicht abgeben können, auch dann nicht, wenn es Einsätze gibt - und auch davon hat die Frau Stadträtin heute Früh schon gesprochen -, die nach vielem rufen, nur nicht nach der Rettung: Soziale Probleme, Konfliktprobleme, Einsamkeit, alle möglichen Gründe können der Anlass sein, die Rettung zu verständigen. In manchen Fällen ist der Dienst, den die Rettung anzubieten hat, ja gar nicht die richtige Antwort. Sie wollen, dass sie in diesem Fall auch von der Verantwortung entlastet werden und man nicht erwartet, dass sie jetzt sozusagen den Notarzt rufen oder den oder die Betroffene ins nächste Spital mitnehmen müssen. Und es muss auch - und das ist besonders wichtig - andere Einrichtungen geben, die wesentlich offensiver dafür sorgen, dass diese Dinge nicht alle bei der Rettung landen.

 

Aber, und das ist das Wichtigste, wenn zu viel Arbeit auf zu wenig Schultern verteilt wird, dann gibt es Burn-out-Syndrome, dann gibt es einfach den Frust und die Leute sagen: Wie sollen wir überhaupt noch durchhalten? Unbeschadet des richtigen Ansatzes mit dieser Projektgruppe, den Strukturproblemen auf den Grund zu gehen und auch zu schauen, wie künftig die Arbeitszeiten zu regeln sind, muss - und zwar kurzfristig und nicht nach Ende von vielleicht langen Monaten der Projektbearbeitung - real vor Ort eine Entlastung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erfolgen.

 

Heuer so wie im vergangenen Jahr gab es steigende Einsatzzahlen, die mit dem bestehenden Personal erledigt werden mussten. Es gibt zu wenige Fahrzeuge. Es müssten natürlich auch Fahrzeuge mit der notwendigen Belegschaft aufgebaut werden und es muss auch endlich über das Gehaltsschema für die Sanitäter verhandelt werden. Die Verbesserung des Gehaltsschemas, die sich das Personal wünscht, ist nur unterstützenswert, denn wir wollen, dass diese Blaulichtdienste funktionieren. Wir sehen sie vielleicht immer nur dann, wenn Not am Mann und der Frau ist. Wir sollten sie aber auch

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular