Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 82
vorgesehen." Weiter heißt es dort: „Natürlich kann man das nicht für alle Zeiten ausschließen. Tatsache ist jedoch, dass es keine automatische Anpassung der Gebühren an den Verbraucherpreisindex gibt. Solange das Benzin teurer wird und es auch höhere Gehälter gibt, wird es irgendwann auch eine Gebührenerhöhung geben. Ich kann nur nicht sagen, wann das sein wird." - Zitat-Ende.
Das war nicht irgendwann im Lauf der Geschichte,
sondern das war am 3. Jänner dieses Jahres, also vor nicht einmal zwei
Monaten. So rasch kann sich das ändern. Heute haben wir die Gebührenerhöhungen,
und wir haben die Indexanpassung, Frau Umweltstadträtin! (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Die Budgetzahlen sprechen
eine eindeutige Sprache. Wir haben eine Überdeckung in allen Bereichen der
Geschäftsgruppe Umwelt, speziell im Bereich Abwasser um fast
10 Millionen EUR und im Bereich der Müllentsorgung um
20 Millionen EUR. Das geht aus den Budgetzahlen hervor, die Sie im
Voranschlag 2006 vorgelegt haben. Trotzdem verlangen Sie gemeinsam mit
Herrn VBgm Rieder jetzt die Erhöhung der Gebühren. Aus unserer Sicht ist das
für die Umwelt absolut unverständlich.
In diesem Zusammenhang muss man sich auch die
Aussagen von Herrn StR Rieder vor Augen halten; er hat in einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Ihnen erklärt, dass die Ausgaben im Bereich von Sozialem
und Gesundheit davongaloppieren. Das zeigt von Ihrem Amtsverständnis, dass Sie
Ihre Magistratsabteilungen, Frau Umweltstadträtin, für die verfehlte
Ausgabenpolitik im Bereich von Sozialem und Gesundheit verantwortlich machen. (Amtsf
StRin Mag Ulli Sima: Sie brauchen einen neuen Redenschreiber!)
Zugegeben, wenn die Mülltonnen in dieser Stadt
überquellen würden, wenn sich der Hausmüll auf den Straße türmen würde und
stinken würde, wenn Sie mit klapprigen Müllwägen durch Wien fahren würden und
das Ganze auch noch mit einem kräftigen Minus im Budget versehen wäre, dann
täte ich mir als Umweltsprecher der ÖVP wahrlich schwer, hier gegen diese
Gebührenerhöhungen aufzutreten. Tatsache ist - und das wissen wir alle -, es
sieht ganz anders aus! Aus diesem Grund ist es absolut notwendig, heute klar
und deutlich Stellung gegen diese Erhöhung der Umweltgebühren zu beziehen.
Ihre Umweltpolitik ist dazu geeignet, jene
Abteilungen im Magistrat, die wirtschaftlich und erfolgreich arbeiten, zu
bestrafen und das Geld den anderen zu geben, und das zum Schaden der Umwelt in
dieser Stadt. Sie, Frau Stadträtin, fühlen sich offensichtlich wie ein moderner
Robin Hood, der den reichen Umweltabteilungen das Geld wegnimmt, um es anderen
zu geben, und tun dabei so, als wenn es Ihr eigenes Geld wäre. In Wirklichkeit
schaden Sie mit diesem finanziellen Aderlass aber der Umweltpolitik dieser
Stadt. Es ist dies nicht nur umweltpolitisch falsch, sondern auch höchst
unsozial, weil es die Menschen dieser Stadt ohne soziale Unterscheidung
gleichermaßen trifft.
Nach dem Desaster um die Tempo 50-Geschichte
beweisen Sie einmal mehr, dass Sie die Umweltpolitik in dieser Stadt und Ihr
eigenes Ressort überhaupt nicht im Griff haben, Frau Umweltstadträtin! Bei der
Tempo 50-Geschichte waren Sie das Beiwagerl von StR Schicker, und jetzt
sind Sie das Beiwagerl vom Herrn Vizebürgermeister - ebenso erfolglos, wie Sie hier
auch dokumentieren können.
Budgetpolitisch machen Sie sich hier auch an einer
Fehleinschätzung und einer Fehlentscheidung mitschuldig, indem Sie nämlich als
ordentliche Managerin sicherstellen sollten, dass dort, wo Defizite bestehen,
auch wirklich Strukturreformen angegangen werden und das Budget in Zukunft
nicht noch weiter abhängig sein wird von den Überschüssen, die aus den
Geldspritzen von MA 48, MA 30 und MA 31 resultieren. Aber
ökonomische und betriebswirtschaftliche Argumentation sind Ihre Sache nicht,
das wissen wir schon, und so, wie manche glauben, dass der Strom aus der
Steckdose kommt, scheint es so zu sein, dass Sie glauben, dass das Geld aus den
Säcken der Steuerzahler kommt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Frau Umweltstadträtin! Spätestens mit dem heutigen
Tag haben Sie mitgeholfen, aus den Gebühren für Wasser- und Müllentsorgung
Müllsteuern und Wassersteuern zu machen. Wir wissen ja, dass Gebühren dazu da
sind, den Verwaltungsaufwand zu decken, der daraus resultiert. Was Sie hier
aber machen - und da sind Sie ja der politische Erfinder -, ist eine
Budgetloch-Stopfsteuer, wie man das nennen darf, nämlich eine klassische
Umverteilung von Gebühren in das Steuersystem.
Ich muss ehrlich zugeben, Sie haben das gar nicht
ungeschickt gemacht. Diese Steuererfindung hat nämlich für Sie noch den
Riesenvorteil, dass sie diesmal nicht nur super sprudelt, sondern dass sie
praktischerweise gar nicht so sehr die Bürger direkt ärgert, weil sie in den
Betriebskostenabrechnungen erst in vielen Monaten zur Geltung kommen wird. Dann
wird eben der eine oder andere sagen: Na, da hat wahrscheinlich wieder der
Hausbesitzer kräftig zugelangt!
Haben Sie eigentlich bedacht, dass Sie der größte
Hausbesitzer hier in dieser Stadt sind? Wahrscheinlich schon, denn mit
Sicherheit - so lässt sich nur mutmaßen - werden Sie mit Ihrer SPÖ-Propaganda,
und das sicherlich auch mit finanziellen Steuermitteln, eine entsprechende
Propaganda in den Gemeindewohnungen starten, dass das natürlich auf eine
unsoziale Bundesregierung und nicht auf die Stadtregierung zurückzuführen ist.
Es sind aber nicht die Hausbesitzer, und es ist schon gar nicht die
Bundesregierung, die sich an diesen Gebührenerhöhungen gesundstößt, sondern es
ist diese Wiener Stadtregierung, die hier Fehlentscheidungen getroffen hat und
weiter trifft.
Was uns in diesem Fall aber fasziniert, ist nicht so
sehr die Tatsache, dass Sie ein wirtschaftspolitisches Unverständnis an den Tag
legen - das sind wir schon gewohnt -, sondern dass Sie auch einmal mehr
dokumentieren, dass Sie als sozial gestaltende Kraft in dieser Stadt endgültig
abgedankt haben. (Beifall bei der ÖVP.)
In diesem Zusammenhang erlaube ich mir,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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