Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 82
Sie es inhaltlich ja gar nicht mittragen, aber nach
dem Tempo 50-Desaster müssen Sie sich gegenüber Ihrem Chef, dem Herrn
Bürgermeister, offensichtlich rehabilitieren. Es ist wirklich ein schwerer
Schlag, den Sie dieser Stadtregierung und auch der Glaubwürdigkeit der SPÖ
versetzt haben, Frau Umweltstadträtin! Aber es kann doch nicht sein, dass Ihr
Imageschaden in den eigenen Reihen dazu führt, dass Sie die Interessen der
Umwelt in Form dieser Gebührenerhöhung einfach zugunsten der Wiedererlangung
Ihrer persönlichen Reputation in der Stadtregierung zurückstellen. (Amtsf
StRin Mag Ulli Sima: Das ist so absurd!)
Ich fordere Sie daher auf, Frau Sima: Machen Sie
Schluss, ziehen Sie den Antrag auf Gebührenerhöhungen zurück und schließen Sie
sich unserem Antrag auf Gebührenstopp an!
Ihre Politik der gebrochenen Wahlversprechen hat
nicht nur Schaden an der Sozialdemokratischen Partei hier in Wien verursacht - und
Sie werden mir glauben, dass mir das nicht so ein besonderes Anliegen ist -,
sondern es hat auch - und das ist mir als verantwortungsbewusstem Mandatar in
dieser Stadt sehr wohl ein Anliegen - vor allem dem Wirtschaftsstandort Wien
enormen Schaden zugefügt. Diese Erhöhungen gehen natürlich zu Lasten jedes
Einzelnen der sozial Schwachen, und genauso treffen sie auch die Wiener
Wirtschaft. Es muss einen Grund haben, warum Wien als Wirtschaftsstandort in
fast allen Statistiken die rote Laterne bekommen hat.
Damit Sie sehen, dass Sie nicht nur sozialpolitisch
und umweltpolitisch, sondern generell Schiffbruch erlitten haben, muss man hier
wohl auch noch einmal unterstellen, Frau Umweltstadträtin, dass Sie in der
Umweltpolitik nun offensichtlich schon komplett resigniert haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Strobl. Ich erteile es
ihm.
GR Friedrich Strobl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Es hat ja Vor- und
Nachteile, wenn man gegen Ende der Debatte zu Wort kommt. Auf der einen Seite
ist schon sehr, sehr viel gesagt worden, auf der anderen Seite hat man
natürlich die Möglichkeit, auf die Vorrednerinnen und Vorredner entsprechend
einzugehen.
Zu meinem unmittelbaren
Vorredner fällt mir wirklich nur eines ein: Offensichtlich haben Sie eine
Bewerbungsrede für die Aschermittwochveranstaltung der Freiheitlichen Partei
gehalten; sie war zwar inhaltlich dorthin passend, aber Sie hätten das mit mehr
Emotionen vortragen müssen. Es war wirklich ganz einfach lächerlich! Denn wenn
Sie sich als ÖVP-Vertreter hier herstellen, von Wirtschaftspolitik und von Umweltpolitik
sprechen und hier auch noch Verantwortung einmahnen, dann ist das wirklich
lächerlich. Schauen Sie sich die Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre auf
Bundesebene an, dann werden Sie feststellen, warum das so lächerlich ist. (GR
Mag Wolfgang Gerstl: Darum geht es mit Wien auch nicht bergauf!) Ich
komme auch noch darauf zurück und werde Ihnen einige Beispiele nennen.
Aber ganz besonders möchte
ich auf die Ausführungen des Herrn Strache und des Herrn StR Schock eingehen.
Denn einerseits habe ich von früher her Herrn Dr Schock als einen durchaus
seriösen Ansprechpartner im freiheitlichen Klub in Erinnerung, der auch
fachlich und sachlich hin und wieder versiert aufgetreten ist, der ruhig
argumentiert hat und mit dem man durchaus das eine oder andere besprechen
konnte. Was sich in letzter Zeit und was sich besonders heute hier von diesem
Rednerpult aus abgespielt hat, das ist, muss ich sagen, wirklich ungeheuerlich
und unglaublich. (StR DDr Eduard Schock: Die Wahrheit hören Sie nicht gern!
Das ist das Problem!)
Nein, ich muss Ihnen
sagen, das hat überhaupt nichts mit Wahrheit oder Unwahrheit zu tun. (StR
DDr Eduard Schock: Sie wollen die Wahrheit nicht hören!) Ich möchte darauf
gar nicht eingehen, ich begebe mich diesbezüglich nicht auf Ihr Niveau. (StR
DDr Eduard Schock: Die Wahrheit tut Ihnen weh!) Aber ich sage Ihnen schon
etwas. (Beifall bei der SPÖ. - StR DDr Eduard Schock: Und dass Sie nicht
sachlich antworten, zeigt, dass Sie selbst ein schlechtes Gewissen haben! Sagen
Sie in der Sache etwas!)
Wenn Sie schon wollen,
dass man darauf eingeht, dann fallen mir zwei Sachen ein. Das eine ist, es gibt
einen Wiener Spruch zu Ihren Aussagen über "Wahlbetrug" und so
weiter, und auch zu den Ausführungen des Herrn Strache, nämlich: "Wie der
Schelm denkt, so ist er." (GR Harry Kopietz, in Richtung FPÖ: ...nicht
im Bund! Aufpassen!) Das ist das eine. Und wenn Sie das Wort
"Wahlbetrug" in den Mund nehmen, dann fällt mir ein Plakat ein, da
ist ein Text draufgestanden: "Er hat euch nicht belogen." Damals haben
Sie dem noch zugejubelt, jetzt wollen Sie es nicht mehr so gerne hören, aber
das ist nun einmal so.
Wenn wir schon darüber
sprechen - und das gilt jetzt auch für die Vertreter der ÖVP, im Besonderen für
Matthias Tschirf -: Sie befinden sich mit Ihren Aussagen hier in einem
Wettbewerb mit der FPÖ, dessen Unseriosität und Ankündigungen einen wirklich
nur den Kopf schütteln lassen können und der ungeheuerlich ist. (GR Mag
Wolfgang Gerstl: Ist es seriös, wenn Sie Gebühren erhöhen, wenn Sie keine
Gebühren erhöhen müssen?)
Schauen wir uns einmal an,
wie Sie argumentieren. Sehr oft wurden heute die Wählerinnen und Wähler ins
Treffen geführt, sie wurden immer wieder genannt im Zusammenhang damit, wie
wichtig das ist und wie froh sie sind, dass das jetzt über die Bühne geht, denn
sie wissen - nämlich die Wählerinnen und Wähler -, woran sie sind. - Jawohl,
sie wissen, woran sie sind! Denn wissen Sie, was bedenklich ist? Ich werde
Ihnen jetzt ein paar Aussagen vorlesen, die Ihnen vielleicht bekannt vorkommen,
die Sie aber nicht so gerne hören werden.
Bildungsministerin
Elisabeth Gehrer spricht sich gegen die Einführung von allgemeinen
Studiengebühren aus: „Das Grundstudium ohne Gebühren ist mir ein
Anliegen." - APA-Aussendung. (GR Mag Wolfgang Gerstl:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular