Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 82
an die Sozialistische Jugend. Wer für diese
Subvention ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Der Antrag ist
mehrheitlich, ohne die Stimmen der GRÜNEN, angenommen.
Junge ÖVP. – Dieser Antrag ist wiederum mehrheitlich,
ohne die Stimmen der GRÜNEN, angenommen.
Ring Freiheitlicher Jugend. – Mehrheitliche Annahme,
ohne die GRÜNEN.
Grün-Alternative Jugend Wiens. Wer ist für diesen
Antrag? – Mehrheitlich angenommen, ohne die Stimmen der GRÜNEN.
Nun lasse ich die Subventionen an die übrigen Kinder-
und Jugendorganisationen abstimmen. Wer für die restlichen Subventionen ist,
den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Dieser Antrag ist einstimmig
angenommen.
Damit kommen wir zur Postnummer 34 der
Tagesordnung. Dabei handelt es sich um eine Subvention an die "Vereinigung
für Filmausbildung in Wien – Filmschule Wien".
Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Yilmaz,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Nurten Yilmaz:
Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Die
Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Herzog.
GR Johann Herzog (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Vorsitzender!
Der Antrag für die Subvention 2006 wird von uns mitgetragen
werden, aber mit furchtbarem Bauchweh. Ich kann wirklich sagen, es ist
erschütternd, was in diesem Kontrollamtsbericht herausgekommen ist, aber man
kann es natürlich den Schülern und Studenten nicht zumuten, dass sie hier
überbleiben und auf der Strecke bleiben.
Bei diesem Antrag muss ich naturgemäß auf den
Kontrollamtsbericht der Jahre 1997 bis 2004 eingehen, und dieser enthält ja
eine unglaubliche Anzahl von Zuständen, von Ungeheuerlichkeiten und
Abenteuerlichkeiten eines Vereines, der offensichtlich nie in der Lage gewesen
ist, wirtschaftlich ordnungsgemäß zu handeln.
Ich zitiere nur kurz den Eingang des
Kontrollamtsberichtes, dass eben dieser "Verein Filmschule Wien" im
Jahre 1997 als Ausbildungsstätte für Filmschaffende gegründet wurde und seinen
Sitz in Wien hat. Es wurden jährlich zwischen 1999 und 2004 zwischen 49 – ich
habe 29 gelesen – und dann später 83 Schüler unterrichtet. Die Stadt Wien
hat das gefördert mit mehr als einer Million. Die vom Verein erwirtschafteten
Erlöse beliefen sich auf 1,6 Millionen.
Aber personelle, finanzielle und organisatorische
Verflechtungen mit einer von den Proponenten des Vereines begründeten
Gesellschaft bürgerlichen Rechtes und mit einem Verein Niederösterreich führten
zu In-Sich-Geschäften beziehungsweise vom Kontrollamt nicht nachvollziehbaren
Geldflüssen. Der Verein orientierte sich nicht an den zur Verfügung gestandenen
Mitteln, sondern erwirtschaftete durch Betriebsausweitungen, Fehleinschätzungen
und eine nicht sparsame Gebarung in jedem der Jahre Verluste. Im Oktober 2004
wurde über das Vermögen des Vereines das Konkursverfahren eröffnet, welches
2005 mit einem gerichtlichen Zwangsausgleich endete.
Das heißt also, von Anfang an hat es hier
Verquickungen gegeben eines Vereines, der, wie gesagt, eine Schule in Wien
betreiben wollte, mit privaten Vereinen und mit GesmbHs, in der die Proponenten
nachweisbar drinnen gewesen sind. Die Filmschule wurde ganz einfach
wirtschaftlich in Grund und Boden geführt. Ich glaube, das kann man sagen.
Bis 2003 haben die Proponenten des "Vereins
Filmschule" einen anderen Verein, nämlich Weinviertler Filmwochen,
gegründet und geführt, und genau der Geldfluss von diesen beiden Vereinen, von
der Filmschule auf der einen Seite und von den Weinviertler Filmwochen auf der
anderen Seite, sind der Grund, warum schlicht und einfach die Geldflüsse
undurchsichtig sind und undurchschaubar sind.
Zweck der Ausbildung – keine Frage – war die
Ausbildung von Studenten nach internationalen Richtlinien, für Wien sicher
etwas Wichtiges, anerkannt und ich glaube auch durchaus erfolgreich, was das
betrifft. Allerdings haben die Schüler ja auch nicht wenig gezahlt. Sie zahlten
2004 im Monat zwischen 350 und 500 EUR. Das ist genug, nicht?
Was Verwaltung und Vereinsleben – unter Anführungszeichen
– der Filmschule Wien betrifft, so kann man wirklich nur Erstaunliches und
überhaupt nichts Gutes berichten. In sieben Jahren haben zwei ordentliche
Generalversammlungen stattgefunden, obwohl natürlich jährlich eine hätte
abgehalten werden müssen. Dazu kommen noch zwei außerordentliche
Generalversammlungen. Und dabei ist nicht erkennbar, ob im Rahmen dieser
Generalversammlungen jemals finanzielle Voranschläge beziehungsweise
Entlastungen des Vorstandes ausgesprochen wurden. Das ist nicht erkennbar.
Rechnungsprüfer, eine Selbstverständlichkeit in einem
Verein, würde ich meinen, wurden erst sechs Jahre nach Gründung dieses Vereines
berufen und haben niemals eine Prüfertätigkeit ausgeübt. Also das sind
Zustände, das ist einfach unglaublich.
Geschäftsführer haben gekündigt, ohne dass der
Vorstand informiert wurde. Mit einem Wort: Im inneren Betrieb dieser Filmschule
herrschte schlicht Chaos.
Ich nenne einige Beispiele: Ein Bau- und Investitionszuschuss
ganz am Beginn der Tätigkeit dieses Vereines konnte zum Teil offensichtlich
nicht als widmungsgemäß zur Kenntnis genommen werden und ist eben
offengeblieben. Die Belege von Förderungsgeldern und Förderungsabrechnungen
lauteten aber zumeist in den ganzen Jahresabrechnungen nicht auf Filmschule,
sondern auf Namen der Gesellschafter oder von Vereinen.
Andere wirtschaftliche Tatsachen:
Wie gesagt, die Subventionen der Stadt Wien waren
1,026 Millionen EUR. Das Eigenkapital der Gesellschaft, der GesmbH,
oder des Vereines, besser gesagt, war stets negativ und stieg von minus
21 000 EUR im Jahr 1999 auf beachtliche minus 225 000 EUR.
Das war dann auch
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