Gemeinderat,
7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 52
Wir haben uns damals dazu entschlossen, dass die Frage der Erhaltung der Pflichtschulen in die Bezirkskompetenz übergeben wird und daher ist sie auch dort und ist dort auch wahrzunehmen und wird in 95, 96 Prozent der Fälle in der Tat auch wahrgenommen. Da hat das Zentralbudget der Stadt auch einiges mitgeholfen, dass zusätzlich zu den Bezirksbudgets, die ja eigentlich auch das Budget für die Schulerhaltung dezentralisiert zugewiesen bekommen haben, in der Lage sind, diese Aufgaben auch entsprechend zu erfüllen. Das ist mit Gemeinderatsbeschluss festgelegt worden und es war nicht wenig, was hier aufgestockt wurde! Und selbstverständlich bin ich bereit, mit den Bezirken auch Gespräche darüber zu führen, dass hier zusätzliche Mittel in noch größerem Ausmaß zur Verfügung gestellt werden, damit die Bezirke ihre Aufgabe auch entsprechend erfüllen können.
Aber die Bezirke von ihrer Aufgabe zu entbinden - da
stellen Sie die Dezentralisierung grundsätzlich in Frage. Auch darüber können
wir reden. (Aufregung bei der ÖVP.) Ich bin ohnehin der Auffassung, dass
die Aufgabenverteilung aus der Dezentralisierung heraus valorisiert gehört.
Aber stellen Sie die Dezentralisierung grundsätzlich
in Frage, tun Sie das, dann werden wir auch darüber reden. Aber wenn dieses
Gesetz nicht zuletzt auch mit Ihren Stimmen so beschlossen wurde, wie es ist,
so haben wir uns daran zu halten. Das gilt auch für unangenehmere Aufgaben so
wie im gegenständlichen Fall. (Weitere Aufregung bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Bürgermeister!
Bevor ich dem Kollegen
Mag Jung das Wort gebe, bitte ich die Kolleginnen und Kollegen, sich an
die Geschäftsordnung der Fragestunde zu halten. Fragen zu stellen und die
Zusatzfragen dürfen nicht länger als zwei Minuten sein.
Bitte, Kollege Jung. (GR Kurth-Bodo Blind: Aber
bei der ersten Fragen waren Sie nicht so pingelig, ja!)
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Ja, das kommt darauf an. Bei den GRÜNEN wird es
anders gehandhabt als bei den Freiheitlichen!
Herr Bürgermeister, ich werde versuchen, mich kurz zu
fassen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend):
Es war eine allgemeine Formulierung und nicht gegen Sie gerichtet.
GR Mag Wolfgang Jung (fortsetzend):
Danke! Die Kollegin Jerusalem hat vorhin sehr anschaulich den Zustand der
Schulen geschildert. Ich brauche ihn nicht zu wiederholen. Wer die Fernsehberichte
gesehen hat, hat gesehen, hier fällt wie in vielen Bereichen, in denen die SPÖ
die Verantwortung hat, der Verputz von den Wänden und drunter kommen die Risse
zum Vorschein. Leidtragende sind halt in dem Fall die Schüler und nicht die
zuständigen verantwortlichen Funktionäre.
Und das Schlimme ist, dass sich anscheinend der Geist
dieses Zudeckens und Obendrüberpinselns und Verputzens sich noch immer nicht
ganz geändert hat. In den Fernsehnachrichten gestern wurde die Position der
Verantwortlichen nicht nur wie folgt dargestellt: Es ist ohnehin keine
Gefährdung der Schüler gegeben, die Zugänge sind gesichert. Das ist, glaube
ich, etwas zu wenig, wenn man sich das anhört, denn das erinnert an die
Stellungnahme des Pariser Polizeipräsidenten nach den Sommerunruhen im vorigen
Jahr, der gesagt hat: Normalzustand, wir können uns beruhigen, es haben eh nur
90 Autos gebrannt. Also das kann nicht das Denken der verantwortlichen
Beamten in dem Bereich sein.
Aber das Grundproblem liegt darin, dass man die
Schulen an die Bezirke oft in einem sehr schlechten Zustand und mit zu
mangelhaften Mitteln, um die Erhaltung zu betreiben, übergeben hat. Jeder, der
mit Gebäuden zu tun hat, weiß, man braucht in etwa 2 bis 3 Prozent
pro Jahr, um es zu erhalten.
Deswegen meine Frage, Herr Bürgermeister: Ist die
Stadt Wien gewillt, höhere Mittel als bisher und zwar beträchtlich höhere
Mittel, die in einem Verhältnis zum Wert der Gebäude stehen, an die Bezirke
weiterzugeben, um diesen die Möglichkeit zum ordnungsgemäßen Erhalt der Schulen
zu geben?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Ich weiß nicht, welche selektive Wahrnehmung
Sie haben, denn in den gestrigen 19 Uhr-Nachrichten oder in den Wien-Nachrichten
hat gerade die Frau Vizebürgermeister das diametrale Gegenteil von dem gesagt,
was Sie gerade gemeint haben und sehr genau das, was ich auch als meine Meinung
nunmehr kundgetan haben. Darauf möchte ich Sie wirklich nur aufmerksam machen.
Natürlich ist Sicherheit zunächst - und ich sage, für
eine möglichst kurze Übergangszeit - eine zentrale Frage und entbindet mit
Sicherheit nicht von der Aufgabe, Schulen grundsätzlich in einen Zustand zu
bringen, der dem 21. Jahrhundert entsprechend würdig ist und nicht dem 19.
Und das tun wir auch. Denn anders wäre es ja nicht erklärbar, dass in den
letzten fünf Jahren 120 Millionen EUR in diese Sanierung der Schulen
entsprechend gesteckt wurde. Also darauf möchte ich nur hinweisen, nur für den
Fall, dass man nun wieder auf die Idee kommt und sagt, da ist überhaupt nichts
passiert und alle Schulen brechen zusammen und das ganze Schulwesen ist kaputt.
Das ist natürlich ein Unsinn.
Das ist genauso übertrieben, als ob die SPÖ sagen
würde: Na, es ist eh alles in Ordnung und wir brauchen gar nichts mehr tun. Das
eine ist falsch und das andere ist falsch. Auf das sei schon auch hingewiesen.
Also ich denke, wir haben eine
gute Aufgabe vor uns. Das wollen wir tun. Wir haben in der Vergangenheit einen
Zentraltopf eingerichtet, Herr Gemeinderat, der entsprechende Mittel da dazu
schießt. Wir werden uns in Gesprächen mit den Bezirken überlegen, wie wir das
noch zusätzlich tun können, damit dieses Restsanierungsprogramm, wenn man so
sagen will, möglichst rasch auch erledigt werden kann. Es ist im Interesse der
Kinder, der Eltern, sowie nicht zuletzt auch des Baunebengewerbes und des
Baugewerbes, denn es ist ja auch
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