Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 118
Dieser Rechnungsabschluss
ist für uns alle die in Zahlen gegossene Dokumentation, dass Wien die Wiener
Bildungspolitik aushungert, dass Wien den Bund aushungert. Es ist die in Zahlen
gegossene Darstellung, dass die Wiener Frauenpolitik keinen Stellenwert mehr
hat. Es ist aber auch die in Zahlen gegossene Darstellung, dass die
Wirtschaftspolitik von Wachstumsfeindlichkeit durchzogen ist, die Sozialpolitik
die Armut fördert und die Kulturpolitik konzeptlos ist. Es ist aber auch der
verzweifelte Versuch, eine eigenständige Wiener Wissenschaftspolitik
darzustellen, die nichts kosten darf, denn Geld haben Sie dafür keines
vorgesehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Zusammengefasst dokumentiert
dieser Rechnungsabschluss: Die SPÖ kann auch in Wien nicht wirtschaften und
hungert dadurch öffentliche und öffentlich geförderte Einrichtungen im Bereich Schule,
Erwachsenenbildung, Gesundheit, Kultur, Wissenschaft und so weiter aus. (GR
Kurt Wagner: Das reden gerade Sie!) Wien fördert die Armut und behindert
die Teilnahme dieser Stadt am Wirtschaftswachstum aller anderen europäischen
Metropolen. Aber wer die Intransparenz zum höchsten politischen Prinzip macht,
darf sich auch nicht wundern, dass diese Mehrheitsfraktion derzeit in den
größten wirtschaftlichen Skandal der Zweiten Republik in Österreich verwickelt
ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Herr Vizebürgermeister!
BAWAG, ÖGB und die Wiener Budgetpolitik haben einiges gemeinsam: Die mangelnde
Transparenz und offensive Umgehung gesetzlich verankerter Kontrollmechanismen.
Nur ein kleinster Personenkreis ist eingeweiht und weiß, wer was wie
abzustimmen hat. Alle anderen werden im Unklaren gelassen und haben
zuzustimmen, obwohl sie nicht einmal wissen, zu was sie überhaupt zustimmen.
Auch da gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Ihrem Rechnungsabschluss und der
aktuellen Debatte zwischen BAWAG, ÖGB, dem Bundesministerium und dem
Bundeskanzler über: Wie schafft man Transparenz dort, wo Intransparenz
eingezogen ist? (Beifall bei der ÖVP.)
Budgetansätze und
Dienstpostenpläne, Herr Vizebürgermeister, werden so lange untereinander und
ineinander verschachtelt, bis auch jene, die damit aktiv steuern und managen
sollten, sich damit nicht mehr auskennen, aufgeben und den Überblick verlieren.
Alles geschieht in einer sehr großzügigen Auslegung in Rufweite des Gesetzes,
bis am Ende des Weges selbst der Rechnungshof nur noch feststellen kann, dass
die Daten vor der Möglichkeit zur Prüfung vorsorglich vernichtet wurden, wie im
letzten Rohbericht zum Wiener Pflichtschulwesen nachzulesen ist. Das muss Ihnen
zu denken geben, denn dieser Rechnungsabschluss, Herr Vizebürgermeister, kann nicht
einmal zwei Zeilen darstellen im Dienstpostenplan, weil die
Controllingmaßnahmen nicht vorhanden sind, weil man eine Rechnungshofprüfung
vermutet hat, befürchtet hat und lieber die Daten vernichtet hat, als dem
Rechnungshof Rede und Antwort zu stehen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Die
Intransparenz beginnt also bei den Dienstposten für die Pflichtschullehrerinnen
und Pflichtschullehrer und gipfelt in der an Dramatik nicht zu überbietenden
Budgetpolitik im Ronacher. Speed kills Vienna! bei diesem derart desaströsen
Rechnungsabschluss! Während sich die Wissenschaftselite dieser Tage bereits in
Niederösterreich versammelt, diskutiert Wien immer noch, ob Aspern oder Aspang
vielleicht Teil der Wissenschaftsförderung werden soll oder ob doch alles im
1. und 19. Bezirk so bleiben soll, wie es ist. Die politische
Handlungsfähigkeit in Niederösterreich überholt die Beisl-zentrierte politische
Wiener Gemütlichkeit.
Die
auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum ausgerichtete oberösterreichische
Landespolitik dient als Leuchtturm, um besser vergleichen zu können, was Wien
alles mit dieser Budgetpolitik versäumt hat.
Diese uns nun vorliegende
Dokumentation der wirklichen Budgetpolitik verdeutlicht uns einmal mehr die
dramatischen Folgen. Wien hat, wie bereits mehrfach festgestellt wurde, die
höchste Arbeitslosigkeit in Österreich und das können Sie nicht einfach
wegreden. Das ist Tatsache, das zeigt sich monatlich in jeder Statistik. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn Wien nicht diese
Arbeitslosigkeit hätte, auch das können wir nur immer wieder betonen, dann wäre
Österreich nämlich die Nummer 1 in Europa, das heißt Sie verhindern unsere
Nummer 1-Position in Europa, weil Sie in der Wiener Wirtschaftspolitik
Ihre Arbeitsplatzdaten nicht in den Griff bekommen! (Beifall bei der ÖVP.)
Die Doppelstruktur aus WAFF
und AMS, einzigartig in Österreich, führt dazu, dass in Wien die längste
Verweildauer ist, wenn man einen Arbeitsplatz sucht. So schaut es also aus: Was
doppelt hält, weilt auch doppelt in der Arbeitslosigkeit! (Beifall bei der ÖVP.)
Auf das geringste
Wirtschaftswachstum aller Bundesländer stolz zu sein, da gehört schon auch
einiges dazu. Mit Wirtschaftskompetenz hat das nichts zu tun, aber das hat der
Herr Bürgermeister ja schon zugegeben.
Sie haben aber auch den
Vergleich mit den europäischen Metropolen schön geredet, denn auch dort findet
sich ein ähnlich niedriges Wirtschaftswachstum nirgends. Hier bitte ich um
Aufklärung, wo Sie die Wettbewerbsfähigkeit so hervorzeichnen möchten.
Kommen wir aber auch zu dem
Schulbereich und ich freue mich, dass hier in diesem Plenum das Interesse an
dem Pflichtschulbereich, am Schulwesen immer mehr steigt. Kommen wir aber auch
dazu, dass es Tatsache ist, dass die Wiener Schulklassen für die Anzahl an
Schülerinnen und Schülern, die sie beherbergen müssen, weder aus
sicherheitstechnischen noch aus pädagogischen Gründen überhaupt geeignet sind.
Die Raumplanung sieht 24 Schülerinnen und Schüler vor. Eine Klasse darf
aber auf Weisung des Stadtschulrates erst eröffnet werden, wenn 26 Kinder vorhanden
sind. Das heißt, selbst im Grundschulbereich überfüllen Sie die Klassen schon
und stellen keinen Schulraum zur Verfügung. Das ist der wahre Grund, warum es
in Wien überfüllte Klassen gibt. Sie wollen an Schulraum sparen, Sie wollen an
der Bildung sparen, Sie wollen so tun, als ob der Bund schuld wäre und wollen
damit Ihr eigenes
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