Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 118
Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte die Polemik und die Unterstellungen, die
hier gekommen sind, nicht kommentieren. Auf eines möchte ich aber schon eingehen:
Was uns sehr erschüttert, das sind diese sozial zynischen Äußerungen, die wir
in den letzten 20 Minuten hier tatsächlich hören mussten und die erklären
von selbst, wo nämlich die ÖVP tatsächlich Nummer 1 ist, nämlich im
Kaputtsparen, im Umverteilen von Arm zu Reich und im bewussten falschen
Interpretieren von Zahlen, um damit auch bewusst wiederum Bürgerinnen und
Bürger zu täuschen. (Heiterkeit bei der ÖVP.)
Aber reden wir über den Rechnungsabschluss 2005. Was
ist ein Rechnungsabschluss? Ein Rechnungsabschluss ist letztendlich eine
Evaluierung eines politischen Weges und zwar eines sehr erfolgreichen Wiener
Weges. Der Rechnungsabschluss stellt letztendlich eine - sagen wir einmal so -
Abrechnung mit unserer Politik dar und zwar eine Abrechnung, auf die wir als
Wiener SPÖ sehr, sehr stolz sind. Wir sind sehr, sehr stolz auf unsere
Wirtschafts- und Finanzpolitik. Und die Diskussionen, die Sie hier immer wieder
abführen, sind letztendlich Diskussionen, die immer wieder demselben Ritual
folgen, nämlich die Opposition stimmt gegen den Rechnungsabschluss so wie ihn
die Regierung vorlegt und die Opposition sagt, das tut sie zurecht. Wir sagen
Ihnen an dieser Stelle immer und immer wieder, das ist nicht zurecht.
Die Auseinandersetzungen zu diesem Rechnungsabschluss
sehe ich als ausgesprochen sinnvoll. Sie sind wichtig, sie sind unentbehrlich
für die Politik in dieser Stadt. Sie sind auch demokratiepolitisch
unentbehrlich. Das einzige ist nur, desto länger die Debatte zu diesem
Rechnungsabschluss dauert, desto realitätsverlorener werden diese
Diskussionsbeiträge. Sie verlieren auch den Bezug zur Realität, in der Wien
letztendlich seine Politik macht, die Rahmenbedingungen, in denen Wien seine
Politik macht und mit denen Wien konfrontiert ist. Und wir tun nicht nur so,
wie Sie uns das heute schon unterstellt haben, sondern es ist so. Es ist so,
dass an vielem der Bund schuld ist und dass nicht alles, was in den letzten
sechs Jahren Tag für Tag zerstört wurde, tatsächlich von Wien aufgefangen
werden kann. Meine Damen und Herren, das ist unmöglich! Wir werden hoffentlich
- und ich bin da sehr zuversichtlich - bald die Gelegenheit haben, diese
zerstörerische Politik durch unsere Aufräumarbeiten wiederum ins rechte Lot zu
bringen.
Ich möchte an dieser Stelle jetzt einmal ein paar
Punkte nennen, mit welchen Zielen wir in das Budget 2005 hineingegangen
sind. Wir haben uns der sozialen Frage unserer Zeit gestellt, nämlich der Frage
der Rekordarbeitslosigkeit in Österreich und der wachsenden Zahl von Menschen,
die arbeiten, damit aber nicht mehr genug verdienen beziehungsweise von dieser
Arbeit nicht mehr leben können und die zunehmend immer mehr und mehr
auseinander gehende Einkommensentwicklung, auch wenn das die Regierung offenbar
nach wie vor nicht wahrhaben will.
Der Wiener Weg ist im Kampf gegen die
Arbeitslosigkeit eigentlich auf drei Pfeilern aufgestellt. Der erste Pfeiler in
der proaktiven Arbeitsmarktpolitik ist der, dass wir bei den Beschäftigten
ansetzen wollen und hier Maßnahmen setzen, um Wienerinnen und Wiener vor dem
Jobverlust zu bewahren und Maßnahmen setzen, um dieser Bedrohung vorzubeugen.
Der zweite Pfeiler ist die zielgerichtete Hilfe, wenn es tatsächlich zur
Arbeitslosigkeit kommt und die Unterstützung beim Strukturwandel, in dem wir
uns alle befinden. Der dritte Pfeiler, und auf das wurde heute schon vom Herrn
Vizebürgermeister hingewiesen, ist unser sehr ernsthafter Kampf gegen die
Jugendarbeitslosigkeit und zwar durch die Sicherung der beruflichen
Erstausbildung, denn da geht es um die Zukunft und um die Perspektiven junger
Menschen.
Das Wiener Beschäftigungssystem befindet sich, wie
ich gesagt habe, in einem massiven Wandlungsprozess und im Hinblick auf die
Rahmenbedingungen, in denen wir unsere Politik machen, sind wir ganz sicher in
der richtigen Richtung unterwegs. Gut ausgebildete Beschäftigte in einer
wissensbasierten Gesellschaft sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor auch in
unserer Politik.
Apropos Bildungspolitik vielleicht in Kontext
gestellt mit der Arbeitsmarktpolitik: Überall in Österreich fehlen viele
Hundert Lehrerinnen und Lehrer. In Wien sind es 700! 700, die wir brauchen, um
die Bildungspolitik und die Pädagogik umsetzen zu können, von der wir überzeugt
sind, dass sie letztendlich jungen Menschen in dieser Stadt eine Zukunft geben
werden und der arbeitsmarktpolitische Kontext wird deshalb erwähnt, weil das
auch 700 Arbeitsplätze sind, die wir in dieser Stadt natürlich gut
brauchen können. (Beifall bei der SPÖ.)
Zur frauenpolitischen Dimension in der
Arbeitsmarktpolitik: Um die Arbeitsmarktsituation für Frauen tatsächlich
verbessern zu können, fahren wir eine sehr, sehr offensive
arbeitsmarktpolitische Strategie. Im Mittelpunkt stehen natürlich Aus- und
Weiterbildungsprogramme auch im WAFF, die letztendlich mithelfen, die Benachteiligungen
von Frauen am Arbeitsmarkt zu verringern. In den letzten acht Jahren ist die
Zahl der berufstätigen Frauen in Wien kontinuierlich gestiegen. Das
Zahlenverhältnis zwischen den beschäftigen Männern und Frauen am Wiener
Arbeitsmarkt ist mittlerweile nahezu fast ausgeglichen. Das zeigt, dass trotz
der schwierigen Arbeitsmarktsituation die Frauen auf dem Wiener Arbeitsmarkt
wesentlich bessere Rahmenbedingungen und höhere Jobchancen vorfinden als im
Österreichdurchschnitt. Aktive frauenspezifische Arbeitsmarktpolitik soll
insbesondere auch einer geschlechterspezifischen Zuordnung entgegen wirken.
Hier gibt es mittlerweile sehr, sehr viele erfolgreiche Maßnahmen in der
aktiven und in der proaktiven Arbeitsmarktpolitik in Wien.
Frauenpolitisches Ziel der Wiener
SPÖ ist und bleibt die eigenständige Existenzsicherung von Frauen. Wir sind
sehr, sehr stolz, dass mit 77 Prozent Erwerbsquote hier ein ganz
wesentlicher Faktor erfüllt wird, um diesem Ziel der eigenständigen
Existenzsicherung nahe zu kommen. Wir werden in der Spezialdebatte sicher noch
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular