Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 96 von 118
hat diese Rechnungsabschlussdebatte nur bestimmte Bereiche gestreift, und daher möchte ich auch nur auf ganz wenige Punkte eingehen, weil meine beiden KollegInnen schon sehr viel gesagt haben und es mir leicht macht, einige Punkte herauszugreifen.
Ich bleibe zuerst beim Bereich der Kinderbetreuung
und verbinde damit auch gleich den Dank an alle MitarbeiterInnen. Gerade der
zuletzt fertiggestellte OECD-Bericht, der, basierend auf dem, was wir begonnen
haben mit dem Bildungsplan, eine Untersuchung über die Situation in Österreich
gemacht hat, spiegelt in Wirklichkeit genau das wider und legt es schriftlich
dar, was wir mit fester Überzeugung in Wien seit Jahrzehnten als unsere Politik
ansehen. Kinderbetreuung im Kleinkindalter beginnend, nach der Geburt, dann,
wenn es die Eltern brauchen, auf Basis der Verpflichtung, die Kindergärten als
Bildungseinrichtung zu sehen, mit einem hohen Standard verbunden. Dieser
OECD-Bericht weist genau nach, dass Wien weit über die von der EU festgelegten
Grenzen jetzt schon alle Zahlen erfüllt und erreicht hat. Dennoch sind wir
nicht zufrieden und sowohl im Jahr 2005 als auch im laufenden Budgetjahr und
selbstverständlich auch in den Budgets der Folgejahre werden wir immer wieder
große Summen des Geldes dafür ausgeben, dass einerseits die hohe
Bildungsqualität im Kindergarten sichergestellt ist, dass aber vor allem der
hohe Standard an Vereinbarkeit von Beruf und Familie sichergestellt werden kann
und dass bereits im Kindergarten auch der Gedanke der Integration von Kindern
mit besonderen Bedürfnissen eine Selbstverständlichkeit ist. Das auf Basis
einer Kooperation mit Einrichtungen der Gemeinde zu 50 Prozent und zu
50 Prozent mit anderen Einrichtungen, die in der Stadt Kinderbetreuung in
hervorragender Qualität anbieten.
Und da vielleicht erstens einmal das Dankeschön an
alle, die hier mithelfen, diesen hohen Standard zu erfüllen. Und dieser
OECD-Bericht macht auch ganz klar, wo die Unterschiede sind. Die Unterschiede
ergeben sich einerseits natürlich in der inhaltlichen Ausrichtung, aber vor
allem im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, in der Frage
von Quantität, Öffnungszeiten, Ferienschließzeiten et cetera. Daher ist jede
Debatte, die wir zu diesem Thema führen, eine wichtige, aber in vielen
Bereichen auch eine gleichsam vor den Tatsachen an den Grenzen Wiens die Augen
schließende, wenn man so tut, als wäre das, was hier Wien als Standard
anbietet, einer ist, der Österreich angeboten wird. Und ich sage das bewusst,
weil ich im Schulbereich auf diese österreichweite Zielsetzung und Darstellung
noch einmal eingehen werde.
Ein Satz nur zu der Frage: Wie wird das neue Gesetz
umgesetzt? Und da auch eine ganz klare Aussage. Erstens einmal gibt es keinen
Unterschied zwischen öffentlichen und anderen Einrichtungen. Denn sowohl für
öffentliche als auch für gemeinnützige und private Einrichtungen gilt, im
Gesetz festgeschrieben, jene Möglichkeit, um Nachsicht anzusuchen, wenn
bestimmte Gründe, und das ist einerseits die Platznotwendigkeit, die sich in
einer Region ergibt, oder wirtschaftliche Gegebenheiten zu einer solchen
Nachsicht führen können. Und ich sage Ihnen ganz klar und deutlich: Ich bin
dafür, dass diese Nachsicht gewährt wird, solange es notwendig ist, die Plätze
zur Verfügung zu stellen. Und wir werden sukzessive überall, egal, ob es
öffentliche oder private Einrichtungen sind, natürlich dem Gesetz nachkommen,
weil sonst hätten wir es nicht zu machen brauchen, die Qualität intern erhöhen
und die Vorgaben einhalten. Aber noch einmal: Es gibt keinen Unterschied bei
der Behandlung zwischen Öffentlichen und Privaten. Ich kenne all die Ansuchen,
ich kenne all die Fälle und ich kenne auch die Diskussion darüber, und sollte
Ihnen ein Fall bekannt sein, der definitiv derzeit einen Bescheid hat, der
meiner Aussage widerspricht, dann schaue ich mir das gerne an und bin bereit,
es zu korrigieren. Aus meiner Sicht kann es das nicht geben.
Zum Zweiten, zum gesamten Bereich der Frage: Wie geht
es sozusagen an der Nahtstelle zwischen Kindergarten und Schule weiter?
Sehr geehrte Frau Kollegin Jerusalem! Ich bin in
vielen Bereichen mit Ihnen einer Meinung. Es gibt bei dem, was Sie heute gesagt
haben, nur einen Punkt, den ich nicht teilen kann, denn ich meine, dass es sehr
wohl so ist, dass wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass es einfach
unterschiedliche Ansätze in der Pädagogik gibt und dass man nicht so tun kann,
als wären alle der Meinung, dass Förderung und nicht Selektion im Vordergrund
steht.
Und so ist es nun mal: Es gibt einen gewissen Teil verantwortlicher
Politikerinnen und Politiker in diesem Lande, die ein bestimmtes System ganz
bewusst und mit Überzeugung aufrechterhalten, weil sie nämlich der Meinung
sind, dass ein selektives Schulsystem das richtige sei. Und das muss man zur
Kenntnis nehmen, und ich meine, da sind wir uns ja noch einig. Der einzige
Satz, mit dem ich mich sozusagen nicht identifizieren kann, ist die Frage: Was
fördert die Karriere und den Aufstieg? Ich sage Ihnen ganz offen, das ist mir
relativ wurscht. Worum es mir geht, ist, dass wirklich Bildung gefördert wird.
Worum es mir geht, und auch da, glaube ich, sind einige nicht der Meinung, dass
das geschehen soll, ist, dass wir möglichst alle Menschen an einem solchen
Bildungsniveau teilhaben lassen, das ihnen einen aktiven, kritikfähigen,
partnerschaftlichen und voll informationsausgestatteten Zugang zur Teilnahme an
einer demokratischen Gesellschaft ermöglicht. Und das genau ist es, was
diejenigen verhindern wollen, die an selektiven Systemen interessiert sind,
weil natürlich Menschen, die nachdenken, Menschen, die kritische Zeitungen
lesen, Menschen, die kritische Informationen verfolgen, unbequeme Menschen sind
und daher sozusagen nicht wünschenswert. (Beifall bei der SPÖ.)
Und damit komme ich zu einem
nächsten Punkt, wo ich sage: Auch hier stimme ich nicht ganz zu. Es stimmt
nicht eins zu eins, dass wir nur Vorschläge machen, wo wir sagen, der Bund
soll's zahlen. Ich habe, und dazu stehe ich auch, weil ich der festen
Überzeugung bin, dass es nur so zu lösen ist, mehrfach vorgeschlagen, dass wir
uns gemeinsam, die Bundesländer und der
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