Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 96
nicht zu schützen! Das finde ich wirklich sehr, sehr
interessant.
Aber da kommen wir gleich zur nächsten Geschichte,
und zwar zu dem, was jetzt der Lobau droht. Den naturschutzrechtlichen Bescheid
gibt es ja schon, die Probebohrungen werden im Herbst stattfinden. Da bin ich
ganz interessiert gewesen und habe mir die Zahlen ein bisschen angeschaut: Was
wird das alles kosten? Wir reden die ganze Zeit von der BAWAG, dort droht ein
Verlust von 1,5 Milliarden. Und dann schaut man sich das an:
Wunderbarerweise hat die ASFiNAG momentan Schulden zwischen, glaube ich, 12 und
14 Milliarden EUR. Eine Firma mit Schulden von 12 bis
14 Milliarden EUR müsste ja eigentlich längst zusperren, es dürfte
sie gar nicht mehr geben!
Aber allein der Ring um Wien, der Regionenring, wie
er so schön heißt, mitsamt der Lobau-Autobahn - das steht im Generalverkehrsplan,
und zwar aus dem Jahre 2002 - wird 2 005 Millionen EUR kosten.
Also 2 Milliarden und ein bisschen was, sozusagen ein paar Zerquetschte,
wird er kosten. Die Stadt Wien ist auch dafür, dass das passiert.
Was kostet dieser ganze Ring um Wien, wenn man so
will, mit allen kleinen Autobahnen laut ASiFNAG-Homepage? Da kostet er nämlich
nicht mehr zwei Komma irgendwas Milliarden Euro, sondern da kostet er bereits
4,2 Milliarden EUR, das heißt, 2,2 Milliarden EUR mehr, als
ursprünglich veranschlagt! Da muss aber niemand zurücktreten, da braucht sich
kein Gewerkschaftsfunktionär zu genieren, weil er irgendetwas unterschrieben
hat, sondern das ist super, weil wir das alles brauchen. Das steht übrigens
auch im Masterplan Verkehr, dass man das brauchen kann.
Demnächst soll gebohrt werden, und was bekommen wir
dafür alles geliefert? Wir bekommen dafür einen "Speckgürtel", durch
den die Kommunalsteuer nach Niederösterreich hinauswandert. Wir bekommen mehr
Feinstaub. Wir bekommen schlechte Lärmwerte. Wir bekommen Zersiedelung in der
Donaustadt und all diese Dinge. Da denke ich mir: Warum eigentlich macht die
Stadt dieses?
Ich habe es interessant gefunden, was ich vor kurzem
beim ÖAMTC auf der Homepage und dann in einer Aussendung gefunden habe. Da habe
ich mir zuerst gedacht: Aha, interessant, da gibt es ein Umdenken, sogar beim
ÖAMTC! Der ÖAMTC ist ja, wie der ARBÖ, eine Autofahrerinnen- und
Autofahrer-Vereinigung. Das Radfahren ist ja beim ARBÖ schon längst weg, und
die Arbeiter gibt es auch nicht mehr, sondern das heißt jetzt, glaube ich,
"allgemein".
Aber egal, da gibt es ein Zitat, das ich Ihnen gerne
nennen möchte, und auch fürs Protokoll ist das wichtig. Da schreibt eben der
ÖAMTC: In Wien hat die Kurzanbindung vom Knoten Kaisermühlen der
Donauuferautobahn, also der A22, zum Knoten Schwechat der Ostautobahn A4 samt
deren sechsspurigem Vollausbau zum Flughafen absoluten Vorrang vor dem Neubau
des umstrittenen Lobauer Tunnels der Nordumfahrung und der Nordautobahn A5. Auf
den Nordrouten nach Tschechien - und das liest sich wirklich wie aus dem grünen
Lobau-Folder -, auf den Nordrouten nach Tschechien, Brünner Straße sowie
Weinviertler Straße B303, kann nur eine sofort eingeführte LKW-Maut die
LKW-Lawine auf den derzeitigen Gratis-Transitrouten zurückdrängen. Erst dann
kann über Dimension und Bauzeitplan entschieden werden.
Das heißt, der ÖAMTC ist draufgekommen, dass wir
weder die Lobau-Autobahn noch die Nordautobahn brauchen, sondern die einzige
Überquerung der Donau, die wir brauchen - auch in Autobahngröße -, hat bei uns
immer geheißen: Wenn schon, dann Nie-Variante. Das ist genau die Variante, die
wir von Kaisermühlen nach Simmering vorgeschlagen haben.
Aber was macht die Stadt? Die Stadt sagt: Nein, das
ist besser viel später, und hin und her. Da wundere ich mich eigentlich, warum
sich die Stadt Wien so ins Bockshorn hat jagen lassen von den
niederösterreichischen Verkehrsplanern und von der Bundesregierung, um der
Außenvariante sogar noch zuzustimmen und nicht die Variante zu wählen, die in
der SUPerNOW vorgeschlagen worden ist.
Denn man muss sich schon entscheiden, was wichtiger
ist: Der Verkehr im Donautal, wenn man so will, von Nordwesten nach Südosten,
oder der Verkehr von Norden nach Süden und von Süden nach Norden, der sozusagen
das Baltikum mit Italien verbindet. Da hat man sich in Wien eindeutig für
"Baltikum nach Italien" entschieden. Denn das braucht Wien ja, das
ist ganz wichtig, Wien will ja Anteil haben am internationalen LKW-Transit! Den
holt man sich mit der Lobau-Autobahn herein, und da ist man dann dafür, dass
man die Naturschutzbescheide rechtzeitig abliefert, damit man im Herbst,
vielleicht sogar während der Nationalratswahl oder zumindest bald danach,
bohren kann. Wir werden, so gut es geht, alles unternehmen, dass das nicht
Wahrheit wird!
Ein weiterer interessanter Punkt der Verkehrs- und
Stadtplanung, aber vor allem der Verkehrsplanung ist für mich die Zeit nach dem
Bacherpark. Ich kann sagen, nachdem ich letztes Mal die Anwesenheit in der
Parkraumbewirtschaftungs-Kommission genossen habe, das ist ja eigentlich wie
die Zeitrechnung: Vor dem Bacherpark und nach dem Bacherpark!
Da gibt es schon etwas Interessantes. Vorher hat man
geglaubt, jedes Jahr kommen 41,8 Millionen EUR herein, und die werden
zu vier Fünfteln in Garagenprojekten verbaut. Kollege Gerstl hat zwar gemeint,
33 Millionen sind auf Halde - laut den bisherigen Rechnungen sind das
1 500 Autos, die man dann auf der Oberfläche freimachen kann, damit
die niederösterreichischen und burgenländischen Pendler mehr Platz haben; das
passiert, das braucht man ja! -, aber schauen wir uns doch einmal an, was die
Stadt bei der Parkraumbewirtschaftung bis jetzt geliefert hat.
Auf der einen Seite haben wir
Parkscheine, die sind, glaube ich, seit mindestens 20 Jahren nicht teurer,
sondern sogar noch billiger geworden - 80 Cent pro Stunde. Auf der anderen
Seite gibt es die Parkpickerl innerhalb
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