Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 108
anders! Hören Sie auf das, was Ihre eigenen
Gewerkschafter in dieser Sache sagen, und vertreten Sie endlich wieder die
Interessen der Österreicherinnen und Österreicher! (Beifall bei der FPÖ.)
Aber es
gibt noch viele andere Beispiele, wo die Stadt heute die jungen Menschen
eigentlich im Stich lässt - Beispiele auch aus diesem Budget: Etwa beim
kommunalen Wohnbau, wo sich die Stadt heute, nach einer 80-jährigen Tradition,
vom sozialen Wohnbau eigentlich verabschiedet hat, Herr Stadtrat, wo es nach
der Ausgliederung von Wiener Wohnen, also seit nunmehr sechs Jahren, keinen
sozialen Wohnbau mehr gibt, wo vor sechs Jahren ein Neubaustopp im sozialen
Wohnbau verhängt worden ist - und das in einer Zeit, in der die steigenden
Wohnkosten immer mehr Menschen an den Rand der Armut drängen. Gerade in dieser
Zeit zieht sich die Stadt aus dem kommunalen Wohnbau zurück! Und wir sollten
nicht vergessen: Es ist dies auch ein Bruch mit der sozialdemokratischen
Tradition in diesem Bereich, die im Jahr 1920 schon ihren Ausgang genommen
hat, mit bahnbrechenden Leistungen in der Zwischenkriegszeit, als zwischen den
beiden Kriegen 100 000 soziale Wohnungen in Wien errichtet worden
sind, und in der Zweiten Republik waren es wieder etwa
100 000 Wohnungen im sozialen Wohnbau, wodurch sich Wien diesen ganz
besonderen Ruf in Europa als Vorbild im sozialen Wohnbau erkämpfen konnte.
Herr
Vizebürgermeister! Jetzt, während Ihrer Amtsführung, hat sich die Stadt
klammheimlich und fast unbemerkt eigentlich von diesem sozialen Wohnbau
verabschiedet. Unter Ihrer Amtsführung wurde dieser Neubaustopp verhängt, und
es trifft dies natürlich gerade junge Menschen, junge Familien, die in der
Existenzgründung sind, die eine günstige Startwohnung brauchen würden.
Meine
Damen und Herren von der SPÖ! Herr Vizebürgermeister! Herr Klubobmann! Bekennen
Sie sich doch wieder zum sozialen Wohnbau! Wir fordern Sie auf: Nehmen Sie
diesen Neubaustopp zurück und schaffen Sie günstige Startwohnungen für junge
Menschen in dieser Stadt! (Beifall bei
der FPÖ. – Ruf bei der SPÖ: Noch günstiger?)
Meine Damen und Herren! Ich habe mir als Klubobmann der Freiheitlichen
Fraktion vor allem auch das Ziel gesetzt, die Rechte dieses Hauses, dieses
Gemeinderats, dieses Landtags, wieder zurückzuerobern, die ja in den letzten
Jahren immer mehr mit Füßen getreten werden, die durch Ausgliederungen immer
mehr ausgehöhlt werden, vor allem auch die Budgethoheit dieses Hohen Hauses,
die ja eigentlich nur mehr auf dem Papier existiert.
Meine Damen und Herren! Es gibt ein Ressort, wo die Rechte dieses
Hauses ganz besonders verletzt werden. Es gibt ein Ressort, das für dieses
Demokratiedefizit steht, das geradezu das Symbol dieses Demokratiedefizits ist,
und das ist das Ressort Brauner. Es ist das Ressort Brauner, in dem unsere
Rechte als Opposition ganz besonders mit Füßen getreten werden. Es ist das
System in diesem Ressort Brauner, das ja schon zu einem Synonym für die
Ausschaltung der Kontrolle, für die Ausschaltung der Opposition geworden ist;
etwa bei den Spitälern, wo das neue Finanzierungsübereinkommen geheim gehalten
wird, wo die StRin Brauner nicht einmal auf meine Anfrage in der
Landesregierung bereit war, ein Exemplar dieses Finanzierungsübereinkommens
auch den Oppositionsparteien zur
Verfügung zu stellen. Und warum verheimlicht sie das? - Sie verheimlicht das,
weil dadurch nämlich eine Falschbudgetierung möglich wird, weil heute riesige
Investitionskostenzuschüsse falsch budgetiert sind, die in Wahrheit nämlich das
Defizit finanzieren – Zuschüsse für angebliche Investitionen, die auch Sie,
Herr Stadtrat, heute wieder als Erfolg Ihrer Politik verkauft haben und die
dann klammheimlich von Kollegin Brauner, ohne Wissen der Opposition und vorbei
an diesem Haus, umgewidmet werden in Zuschüsse zur Finanzierung des Defizits
der Spitäler.
Und in den Spitälern bedeutet dieses System
der StRin Brauner, dass nicht einmal mehr anonyme Kritik geübt werden darf,
dass keine anonymen Mitarbeiterbefragungen mehr durchgeführt werden, weil dann
Missstände vielleicht zu Tage treten könnten, dass heute in den
Mitarbeiterversammlungen überhaupt keine Kritik mehr geübt wird. Das System der
StRin Brauner bedeutet in den Spitälern, dass heute - und das ist ja besonders
interessant, meine Damen und Herren - bei jedem Gespräch ein Aufpasser aus dem
Büro der StRin Brauner dabei sein muss (Ironische Heiterkeit und Zwischenruf
von GRin Marianne Klicka.), der
verhindert, dass die Gemeinderäte der Opposition vielleicht die Wahrheit erfahren
könnten. (GRin Erika Stubenvoll: Jessas!)
Dieses System der StRin Brauner heißt, dass sich Beamte in diesem Ressort
heute aus Angst gar nicht mehr trauen, mit Abgeordneten der Opposition offen zu
sprechen.
Und, meine Damen und Herren, im Fonds Soziales Wien hat dieses System
seine Vollendung gefunden. Wir haben das ja von Anfang an ganz kritisch
gesehen. Der Fonds Soziales Wien ist von Beginn an unter der Ägide der StRin
Brauner gestanden. Sie war bereits bei der Ausgliederung dieses Fonds, als Personalstadträtin
damals noch, dafür zuständig, und wir, die Freiheitliche Fraktion, haben damals
aus Protest diese Ausschusssitzung verlassen.
Herr
Vizebürgermeister! Wir hatten damals die schlimmsten Befürchtungen, und es
haben sich die schlimmsten Befürchtungen unserer Fraktion mittlerweile
bewahrheitet: Sie haben durch diesen Fonds das Vergaberecht verletzt. Sie haben
die Ausschreibungspflicht für die Geschäftsführer verletzt. Sie haben diesen
Fonds durch die Postenvergabe direkt an Ihre Partei angebunden. Sie haben den
Gemeinderat ausgeschaltet. Sie haben die Opposition aus dem Kuratorium des
Fonds ausgeschaltet, wo nur mehr die SPÖ drinnen sitzt. (GRin Erika Stubenvoll: Ist ja nicht wahr!) Sie haben durch den
Fonds vor allem auch die Kontrolle durch die Volksanwaltschaft ausgeschaltet,
und Sie haben den Rechtsschutz auch für die Betroffenen - den Rechtsschutz für
die kranken Menschen, für die Behinderten - ausgeschaltet, weil dieser Fonds
nach wie vor keine Bescheide
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