Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 108
Unterstützung im Sinne von leistbaren Büroräumlichkeiten als auch eine Unterstützung im Sinne von Vernetzung erforderlich wäre. Das ist ein Bereich, in dem die Stadt investieren könnte, beispielsweise indem man die Schaffung von Bürogemeinschaften, dass heißt, von Großraumbüros mit entsprechender Infrastruktur, gezielt fördert - und das unter Umständen beispielsweise gerade in Erdgeschoßzonen, was ja auch bedeuten würde, dass hier eine sehr gute Verknüpfung mit der Wiederbelebung von sterbenden Einkaufsstraßen erfolgen könnte.
Das ist in der Tat ein Bereich, wo ich mir denke,
dass die Stadt Wien investieren müsste, viel mehr investieren müsste, als es
der Fall ist. Ich finde es gut, dass es das Medienzentrum Marx gibt, von dem
Sie gesprochen haben. Das sind aber durchaus größere und florierende Betriebe,
um die es dort geht. Mir geht es hier um die kleinen und um ihre Bedürfnisse,
und diese sollten wir in Wien nicht aus den Augen verlieren.
Ich möchte nun einen dritten Bereich ansprechen, der uns
GRÜNEN traditionell wichtig ist, der auch für die Stadt immer wichtiger wird,
und das ist der Energiebereich. Hier geht es nicht nur um das Thema
Versorgungssicherheit, hier geht es nicht nur um die Leistbarkeit - die immer
mehr in Frage gestellt wird und, angesichts steigender Preise, auch gestellt
werden muss -, hier geht es auch um den Klimaschutz.
Herr Stadtrat! Es gäbe viel, was man an dieser Stelle
sagen könnte. Ich möchte zwei Dinge herausgreifen: Zum einen den
Heizkostenzuschuss, den die Stadt auch jahrein, jahraus gewährt, meistens im
Dezember. Heuer wird es wahrscheinlich auch wieder so weit sein: Knapp vor
Weihnachten haben wir dann die Möglichkeit, uns sozusagen spendabel zu zeigen,
um soziale Wärme zu demonstrieren und den Ärmeren in dieser Stadt den
Heizkostenzuschuss zu gewähren (GR Mag
Wolfgang Jung: Das ist „soziale Wärme"?) - den sie gerade heuer noch
dringender und bitterer notwendig haben werden als in den Jahren zuvor.
Einmal mehr sei an dieser Stelle gesagt, dass es Sinn
machen würde, hier in einen intelligenten Heizkostenzuschuss zu investieren,
das heißt, Familien, die diesen Heizkostenzuschuss beantragen, zu besuchen,
hier aufsuchend zu arbeiten, sie vor Ort über sinnvolle Maßnahmen zu beraten,
die getroffen werden könnten, die nicht sehr viel Geld kosten und die bedeuten
würden, dass man Energie sparen könnte, und sie vielleicht auch beim Ergreifen
von Maßnahmen, die kostspieliger wären, zu fördern - wir wissen zum Beispiel
alle, dass neue Fenster sehr viel dazu beitragen können, Heizkosten zu
reduzieren – und hier auch, wie gesagt, aufsuchend zu arbeiten und sie zu
ermutigen, so sie beispielsweise mit alten Ölöfen heizen, auf eine andere Form
umzusteigen. - Das alles könnten wir tun, und es würde sehr viel bringen. Denn
so, wie wir es angehen, bedeutet es nichts anderes, als jahrein, jahraus
denselben und eigentlich einen wachsenden Betrag, einen steigenden Betrag für
Almosen knapp vor Weihnachten auszugeben, aber an der Struktur des Problems
überhaupt nichts zu ändern.
Wenn wir schon dabei sind, auch das Thema Innovation
in der Energiepolitik anzusprechen, möchte ich an dieser Stelle auch die
Solarförderung seitens der Stadt nicht unerwähnt lassen.
Wien hat dankenswerterweise beschlossen, das
bescheidene Solarförderbudget, das wir hatten, auf inzwischen
1,1 Millionen EUR zu erhöhen. Nach wie vor sind wir aber mit diesem Betrag
Schlusslicht in Österreich. Zum Vergleich: Oberösterreich gibt
6 Millionen EUR jährlich für Solarförderungen aus. Hier handelt es
sich um einen Bereich, wo es sehr viel Sinn machen würde, Herr Stadtrat, zu
investieren. Wenn eine Branche wirklich boomende Wachstumszahlen verzeichnet,
dann ist es genau diese. Es würde Sinn machen, sowohl ökonomisch als auch
ökologisch, in diesem Bereich zu investieren. Ich vermisse, muss ich sagen, in
diesem Budget nach wie vor die Ansätze, um hier so zu investieren, wie es
eigentlich sinnvoll wäre.
Lassen Sie mich zum Schluss auch noch kurz einen
Bereich erwähnen, der in den letzten Tagen wieder traurige Aktualität bekommen
hat. Was gut ist für die Stadt, ist, dass die Fußball-Europameisterschaft nach
Wien kommt. Auch wir GRÜNEN sind, hätte ich einmal gesagt, wenn ich so in
Richtung meiner Fraktion schaue, großteils - mit einigen Ausnahmen -
Fußballfans. Nichtsdestotrotz: Wir sagen Ja zum Fußball, wir sagen aber auch Ja
zum Grünraum. Und wir sagen entschieden Nein zu einem schlampigen Umgang mit
dem Grünraum in Wien. Wir sagen auch entschieden Nein dazu, wenn man mehr als
40 Platanen, die älter als 70 Jahre sind, einfach rodet, ohne die
Alternativen in Erwägung zu ziehen, die es durchaus gegeben hätte. Wir sagen
auch entschieden Nein dazu, wenn es einen Round Table gibt, zu dem all
diejenigen Organisationen eingeladen werden, die die Rodung dieser Bäume
befürworten, und zu dem all diejenigen, die einen kritischeren Standpunkt
eingenommen haben oder Alternativvorschläge unterbreitet haben, beispielsweise
die MA 22, nicht eingeladen werden und wenn am Ende dieses Round Tables
herauskommt: Die Bäume müssen alle gefällt werden! Da gibt es nichts, da fährt
die Eisenbahn drüber!
Herr
Stadtrat, ich finde es im Übrigen – das sei an dieser Stelle gesagt - überhaupt
nicht sexy, mehr als 44 Platanen zu roden, die riesig sind, die
wunderschön sind und wo wir alle, so wie wir hier sitzen, und auch unsere
Kinder nicht erleben werden, dass die Ersatzpflanzungen jemals wieder diese
Größe erreichen werden. Einmal mehr möchte ich von dieser Stelle aus den Appell
an Sie richten, darüber nachzudenken, ob denn die Rodung jedes einzelnen dieser
Bäume erforderlich ist. Denn dass man vielleicht den einen oder anderen
darunter aus Sicherheitsgründen roden muss, das ist für mich einsichtig, das
ist auch nachvollziehbar. Ob sie wirklich alle gerodet werden müssen, sei dahin
gestellt. Wie gesagt, einmal mehr sind Sie hiermit von dieser Stelle aus
aufgefordert, etwas – ja, so muss man fast sagen - demütiger damit umzugehen.
Denn es muss nicht sein, und es hat überhaupt nichts mit Fußball oder sozusagen
mit einer Abneigung Großveranstaltungen gegenüber zu tun, dass man in Frage
stellt, ob eine
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular