Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 108
Manchmal denke ich mir, das wäre ein ganz guter Grundsatz für unsere Wohnbaupolitik und für das Budget in dieser Stadt, wiewohl wir wissen, dass - das wurde heute des Öfteren schon gesagt - das Budget stagniert, oder es ist sogar ein Rückschritt. Wenn ich es mir im Bereich Wohnen anschaue, dann sind es im Voranschlag auf jeden Fall 15 Millionen weniger, und es ist in etwa das Budget von 2004.
Dem gegenüber stehen steigende Wohnkosten, die
Energiepreise für Strom und Gas, Müllabfuhr, Wasser und so weiter, das alles
wurde heute schon hier angesprochen. Dem gegenüber steht die steigende
Wohnbeihilfe, und das rührt nicht daher, dass das Wohnen viel teurer geworden
ist, sondern Wohnbeihilfe erhält man nur dann, wenn das Einkommen möglichst
niedrig ist; ihr kennt alle die Einkommensgrenzen dafür. Letztendlich bedeutet
das, dass Wien die rote Laterne am Konjunkturzug jedenfalls nicht losgeworden
ist, denn sonst würde nicht die Wohnbeihilfe Jahr für Jahr bedeutend ansteigen.
Hinzu kommen steigende Kosten für Infrastruktur und
Verkehr. Warum? - Wir machen es uns leicht und bauen nach wie vor Neubau im
großen Stil auf der grünen Wiese. Es fehlt Strukturpolitik, Planungspolitik,
und letztendlich gibt es viel zu wenige Maßnahmen für die innerstädtische
Entwicklung. Erinnern darf ich da nur an eine Studie der MA 21, die von
ungefähr 25 000 bis 30 000 Dachböden spricht, die in der Stadt
ausgebaut werden könnten, wo wir die Infrastruktur haben, wo alles da ist.
Erinnern möchte ich an die großen Flächen in Aspern, die bis heute nicht
verwirklicht sind, zum Teil an den Nordbahnhof. Letztendlich sind all diese
Flächen unendliche Sagen Wiens.
Ich weiß schon, es ist wesentlich leichter, auf der
grünen Wiese zu bauen, und es ist auch wesentlich angenehmer, weil man es sich
dort richten kann, wie man es braucht. Die Kosten für den Verkehr, für die
Straßen, Schulen, Ärzte und so weiter werden nicht mit eingerechnet. Ja, auch
wir bekennen uns zum Wohnen im Grünen; unter StR Görg wurde ja auch die neue
Siedlerbewegung gegründet, und wir stehen dazu. Aber wir stehen nur dort dazu,
wo bereits die Infrastruktur vorhanden ist. (Beifall
bei der ÖVP.)
Unsere
Forderungen an diesen Budgetansatz sind ganz klar. Wir haben heute immer noch
den Umstand, dass die Mietförderung nach wie vor stärker als die
Eigentumsförderung ist. Ich darf hier an ein Beispiel erinnern, das ganz
aktuell entschieden worden ist. Es wurde der Bauträgerwettbewerb Karree
St Marx durchgeführt, und wir haben dort nur Mietwohnungen oder
Mietkaufwohnungen. Die hier anwesenden Damen und Herren wissen, dass gerade bei
der Mietkaufwohnung und bei der Mietförderung die Einkommensgrenzen wesentlich
niedriger sind. Junge Familien sind an mich herangetreten, sie haben nämlich
keine Chance, dort Eigentum zu erwerben, weil sie nicht in die Eigentumsgrenzen
fallen. Sie würden hinein fallen, wenn wir dort sofort Eigentum begründen
würden. Das heißt, wir haben dort eine Diskrepanz, und es fehlt immer noch an
einer echten Wahlfreiheit zwischen Miete und Eigentum.
Wir wollen
auch ein soziales Miteinander, und wir wollen das soziale Miteinander
wesentlich stärker wiederherstellen. Wir haben gerade im barrierefreien Bereich
und heute auch zunehmend im ganzen Pflegebereich den Umstand, dass wir dort bei
den Wohnungen, vor allem in den Sanierungen, 25 Prozent an Eigenmitteln
verlangen. Wenn jemand diese Eigenmittel nicht aufbringen kann, dann hat er
keine Chance, dass seine Wohnung gefördert umgebaut wird.
GRin Karin
Praniess-Kastner und ich stellen daher den Antrag, dass der zuständige Stadtrat
im Sinne einer Erleichterung und Entbürokratisierung der Sanierung von
Wohnungen von Menschen mit Behinderung eine Erhöhung der Annuitätenzuschüsse
pro Jahr erwirken und den Anteil einer Mindestinvestition als Eigenmittel
streichen möge. Jede Investition aus Ersparnissen soll die Chance besitzen,
gefördert zu werden, egal, welchen Anteil sie an der Gesamtsanierungssumme
ausmacht.
In
formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Wohnen,
Wohnbau und Stadterneuerung verlangt. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie wissen aber auch, dass die Wohnungspreise nicht nur aufgrund der
Energiekosten gestiegen sind, sondern wir haben auch zunehmend ein Problem mit
den Grundstücken in dieser Stadt. Wir haben zwar genügend Grundstücke, aber wir
sind zunehmend mit dem Problem konfrontiert, dass die Grundstücke ganz einfach
zu teuer sind und dass vor allem im geförderten Wohnbau oftmals die
Grundstückskosten die Grenzen der Förderbarkeit überschreiten.
In dieser
Hinsicht möchte ich den Antrag stellen, dass der zuständige Stadtrat und die
Stadt Wien pro Jahr geeignete Grundstücke befristet im Baurechtssinn für den
Sozialen Wohnbau zur Verfügung stellen mögen. Nur auf diesem Weg kann für den
Sozialen Wohnbau in Wien eine gesicherte Zukunft gewährleistet werden.
In
formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss verlangt. (Beifall bei der ÖVP.)
Eine
weitere Forderung habe ich auch das letzte Mal schon vorgebracht, und es ist mir
noch immer nicht gelungen, dass da etwas weitergeht. Es geht dabei um die ganze
Frage der Ausstattungspakete. Wir haben im geförderten Wohnbau einen Standard,
und der gilt für alle, selbst wenn, wie wir wissen, oftmals Menschen den Wunsch
haben, einen anderen Standard in ihren Wohnungen zu erreichen. Was dann
passiert, das kennen viele von Ihnen: Es werden pro Steckdose, pro WC-Anlage
und so weiter enorm hohe Preise verlangt. Letztendlich bezahlt er wesentlich
mehr, als er am freien Markt dafür erzielen kann.
Ich
ersuche daher noch einmal eindringlich, dass wir uns Gedanken darüber machen,
ob es nicht möglich ist, einen sozialen Level, einen mittleren Level und einen
höherwertigen Level anzubieten, wenn die Leute auch bereit sind, dafür zu
bezahlen.
Weiters
verlangen wir klare Strukturen und Vereinfachungen im Förderdschungel. Wie
viele von Ihnen wissen, was eine Superförderung ist? Ich traue mich zu
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