Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 108
wolle da eingreifen, man merkt, es gibt zu wenig Nachwuchs, und der Nachwuchs gehöre eben gezielt gefördert. Das ist auch ein Kritikpunkt, ein negativer Punkt, der sich im Budget weiter fortschreibt.
Auch beim Budget für Forschung und Entwicklung gibt
es erstaunlicherweise eine Reduktion: Früher wurden 6,9 Millionen EUR
aufgewendet, jetzt 5,7 Millionen EUR. Es ist erstaunlich, dass in so
einem Bereich gespart wird, von dem man der Meinung sein sollte, dass auch die
Stadt Wien großes Interesse haben muss, den Anschluss zu halten. Es gibt auch
hiezu einen Antrag der GRÜNEN, dass man das Budget auf mindestens
1 Promille festlegen sollte. Aus budgetpolitischen Erwägungen halten wir
es als etwas unseriös, einen derartigen Betrag einzusetzen – wir werden daher
dagegen stimmen. Die Intension an sich, dass hier mehr Geld aufgewendet werden
sollte, teilen wir allerdings.
Theater, Musiktheater, Tanz: In den größten Brocken
mit 72 Millionen EUR spielt einiges hinein. Zuerst ist die
Theaterreform zu nennen, die wir immer wieder kritisieren, die offensichtlich
ins Leere gegangen ist, die große Verunsicherung in der Theaterszene gebracht
hat, die vielleicht so manchen freien Szenebühnen oder Gruppen etwas gebracht
haben mag, in den Mitteltheatern aber im Wesentlichen zu einer Art Enteignung
geführt und große Verunsicherung gebracht hat. Die Jury entscheidet – für uns
ist es nicht nachvollziehbar. Es wurde leider letztendlich ein Schritt in die
falsche Richtung gewählt.
Im Zusammenhang mit diesem Bereich kann man auch das
Mozartjahr bringen, das in diesem Jahr gefeiert wurde.
30 Millionen EUR wurden dafür aufgewendet –
10 Millionen EUR davon für „New Crowned Hope", das jetzt im
Laufen ist. Jetzt können wir uns das endlich anschauen! Wir haben von Anfang an
die Meinung geäußert, dass man dort von Mozart nichts merken wird, außer dass
das unter dem Titel „Mozartjahr“ läuft.
Es gibt jetzt unter anderem eine nette Ausstellung im
Künstlerhaus. Da kann man sich eine Armada aus Mistkäfern, die aus Lehm gefertigt
werden, oder Videoinstallationen anschauen. Wer dort etwas von Mozart findet,
muss wirklich eine sehr hohe Vorstellungskraft haben. Sagen wir einmal so: Man
braucht eine hohe Erklärungskraft dafür, dass Mozart drinnen ist. Kunst, die
derartig viel Erklärung braucht, die man nicht so erfassen kann, ist eigentlich
arm dran.
Wir haben das erwartet, dass Geld aufgewendet oder
locker gemacht wird für Aktionen, die dann in Wirklichkeit mit Mozart nichts zu
tun haben. Wir haben das von Anfang an kritisiert und fühlen uns jetzt
bestätigt. Es ist schade, es wäre besser gewesen, wir wären eines Besseren
belehrt worden, aber diese Freude macht uns die Stadt Wien nicht.
Im Musikbereich sind die Wiener Symphoniker auch ein
Thema. Wir haben gerade einen Kontrollamtsbericht in die Hand bekommen, der
zeigt, dass es längere Jahre hindurch vollkommen verschlampt wurde,
tatsächliche Reformen durchzusetzen. Wir haben immer wieder den Bericht von
Seiten des Stadtrats bekommen, es werde keine weiteren Subventionen geben, auch
wenn die Wiener Symphoniker meinen, sie hätten einen weiteren Finanzbedarf. Die
Wiener Symphoniker waren laut Kontrollamt jahrelang nicht reformbereit, waren
reformunwillig und haben sehr geblockt und damit eine Finanzlücke von
1,6 Millionen EUR erwirtschaft. Erst Ende des Jahres 2005 wurde
endlich mit Maßnahmen begonnen. Das ist eine Enttäuschung, wobei wir jetzt
nicht ganz nachvollziehen können, inwiefern uns der Stadtrat immer die
ausreichenden und richtigen Informationen gegeben hat.
Ein ähnliches finanzielles Desaster weist das
Volkstheater auf – auch darüber haben wir erst unlängst gesprochen –:
900 000 EUR in einem Dreivierteljahr. Zusammen mit dem roten Stern
darauf ist das auch ein besonderes Gustostückerl dieser Stadt.
Die Vereinigten Bühnen Wien haben ebenfalls eine
unklare finanzielle Situation.
Sie bemerken schon diese Abfolge von finanziellen
Problemen bis zu kleineren Katastrophen! Es geht dabei immer um ganz
wesentliche Geldbeträge, wo es eine Optimierung sehr wohl geben könnte. Wir
haben heute schon so viel darüber gesprochen, wer aller Geld benötigt und
welche sozialen Missstände es gibt. Wenn ich mir allein diese kurze Aufzählung
anschaue, dann sehe ich, dass Millionen von Euro versandet sind.
Also: Die Vereinigten Bühnen Wien haben einen
unklareren Finanzstand: Es kommt immer wieder die Aussage, dass 1 bis
2 Millionen EUR notwendig wären, um den Betrieb am Laufen zu halten.
Dann gibt es wieder die Aussage, es geht sich vielleicht doch aus. Tatsache ist
jedenfalls, dass auch das kein Ruhmesblatt ist.
In dem Zusammenhang steht auch der Umbau des
Ronacher-Theaters. Wir wissen: 35 Millionen EUR gibt es für den Umbau
des Ronacher zu einer Musicalbühne, die alles kann. Bis jetzt gibt es
Schwierigkeiten im Bau, die mit ziemlicher Sicherheit weitere Kosten
verursachen werden. Das kann natürlich immer auftreten, aber die Großmannsucht
ist dabei leider durchgegangen. Wir zahlen daran auch nicht wenig. Auch das ist
also wieder ein Millionengrab.
Innerhalb der Kulturinstitutionen gibt es dann immer
wieder diesen lockeren Umgang mit den öffentlichen Geldern – auch ein Beispiel
aus dem Kontrollausschuss–: Bei „ImPulsTanz" hat es in sich Geschäfte von
zwei Vereinen, die zusammenwirken, mit überhöhten Abfertigungszahlungen
gegeben, sodass das Kontrollamt festgestellt hat: Es regt die Reduktion der
Förderungszahlungen an, damit eine durchgängig wirtschaftlich sparsame
Mittelverwendung sichergestellt wird.– Harte Aussage, muss ich schon sagen! Das
sagt viel darüber aus, welchen Eindruck das Kontrollamt davon hat, wie mit
öffentlichen Geldern umgegangen wird. Auch da ist Geld des Steuerzahlers
versandet.
Bei den Günstlingen spielt Geld natürlich keine
Rolle: Wir kennen das alle, da gibt es das „Birdland", da gibt es den Adi
Hirschal, nur um zwei Beispiele zu nennen, wo fern jeder Jury und fern jeder
sonstigen Größenordnungen Geld fließen kann, wie es will.
Dann gibt es im Kulturbereich
immer die politischen Tretminen: Die Multikult-Subventionen mit immerhin
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