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Gemeinderat, 14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 100 von 108

 

Aufmerksamkeit etwas geringer worden, das Licht ist etwas dämmrig geworden. Wir reden über die Kultur. Na ja, die ist immer als Letztes dran am ersten Tag.

 

Ich möchte jetzt einmal mit den aktuellen Sachen beginnen, über die wir uns sehr freuen, weil vorige Woche das Gratisbuch von Toni Morrison, „Sehr blaue Augen", verteilt worden ist. Wir haben uns wahnsinnig gefreut, dass es dieses Jahr endlich eine Frau ist. Vielen Dank dafür! (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Ernst Woller.)

 

Beim Durchblättern - ich habe es noch nicht gelesen - war ich aber schon über eine Sache sehr erstaunt und es ist doch irgendwie auch ein Zeichen der Wiener Kultur, wobei ich das Wort Kultur unter Anführungszeichen stelle. Immerhin hat es auf 200 Seiten Literatur Bgm Michael Häupl auf sechs Fotos gebracht, die darin veröffentlicht werden, plus ein Foto von Ihnen, Herr Stadtrat. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Im Grünen Klub werden schon Wetten abgeschlossen, ob es der Herr Bürgermeister nächstes Jahr aufs Cover schafft. (Heiterkeit bei den GRÜNEN. - GR Ernst Woller: Das ist keine schlechte Idee!) Mal sehen, also wir sind schon sehr neugierig. Ein bisschen eine selbstdarstellende Kultur oder selbstwerbende Kultur kann ich verstehen, aber man kann es auch leicht übertreiben, würde ich einmal behaupten. In dem Fall ist es so.

 

Nun gut, wenn wir über das Kulturbudget sprechen, bin ich jetzt genau ein Jahr Gemeinderat in Wien und das ist mein zweites Mal beim Budget. Voriges Jahr war ich noch ganz frisch und neu und habe versucht, mich in den Zahlen auszukennen. Sie können mir jetzt vorwerfen, dass ich mich nicht eingearbeitet habe (GR Dr Franz Ferdinand Wolf: Der Woller hat sich schon ausgearbeitet!) oder wie auch immer Sie das nennen wollen, aber es ist wirklich nicht einfach, sich im Budget zurechtzufinden. Dann stelle ich mir vor, ich bin eine kulturinteressierte Bürgerin oder ein Bürger, gehe ins Internet auf die Webseite der Stadt Wien und möchte einmal nachvollziehen, wofür Gelder ausgegeben werden. Ich würde mich nicht auskennen und nicht zurechtfinden.

 

Wenn man die nackten Zahlen hernehmen würde, würde dies bedeuten, dass die Filmförderung um 41 Prozent gesunken ist. Jetzt wissen wir, weil wir diese tolle Möglichkeit haben, im Kulturausschuss nachzufragen, es wird umgeschichtet, im Kulturförderungsbeitrag liegen auch noch Filmförderungsmittel. Gut zu wissen, aber als Bürgerin oder Bürger der Stadt Wien weiß ich das nicht, lese ich „Kulturförderungsbeitrag" und habe keine Ahnung, wofür das ausgegeben wird. So geht es uns auch mitunter als Gemeinderat, also man schaut sich das an und kennt sich nicht aus. Wir freuen uns, Sie geben uns immer Antworten auf unsere Fragen im Kulturausschuss. Die sind auch sehr hilfreich. Danke wirklich! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Das meine ich total ernst, die helfen uns weiter. Aber für die Menschen draußen ein bisschen Transparenz und ein bisschen Verständnis für das Kulturbudget, sodass man nachvollziehen kann, wie das ist, wäre schon sinnvoll.

 

Das ist jetzt ein Bitte, ich weiß nicht an wen, ans Christkind oder an den Herrn Stadtrat: Bitte, bitte ein Budget, das alle verstehen. Das wäre schön!

 

Herr Kollege Woller, ich wollte eigentlich gar nicht über das Gartenbaukino reden, aber Sie haben es jetzt geradezu herausgefordert. Ich stimme zu, das Gartenbaukino sollte ein Zentrum der Kinolandschaft Wiens sein. Das haben wir auch immer gesagt.

 

Sie haben jetzt selbst gesagt, und das finde ich schon interessant, es ist ein tolles Arthouse-Kino geworden. Das ist deswegen interessant, weil im letzten Kulturausschuss stand nämlich beim Antrag vom Gartenbaukino drinnen, dass es kein Arthouse-Kino sei. Unsere Kritik gegen das Gartenbaukino oder gegen die Höhe der Subvention oder gegen die Art und Weise, wie was im Gartenbaukino passiert, war, man hat einen Saal mit 736 Sitzplätzen und sie machen ein Programm in direkter Konkurrenz zu den Programmkinos. Deswegen haben sie klugerweise in den Antrag hineingeschrieben, dass sie kein Arthouse-Kino sind. Sie bestätigen eigentlich das, was ich gemeint habe. Das Gartenbaukino hat mehr Subventionen als alle Kleinkinos in Wien zusammen, macht aber dasselbe Programm. Nicht immer, aber sehr oft. Das heißt, künstlerisch anspruchsvolle Filme für ein Publikum von wenigen Leuten. Gehen Sie einmal unter der Woche, also nicht nur zur Premiere, hin! Es sind manchmal sehr wenige, die drinnen sitzen.

 

In diesem Sinne glaube ich schon, dass man einmal darüber nachdenken soll. Ich will ja nicht, dass das Gartenbaukino geschlossen wird. Ich will nicht, dass es die Hütte nicht mehr gibt. Ich will, dass das Gartenbaukino ein lebendiger Teil der Wiener Kinolandschaft ist. Aber man muss sich überlegen, wie man 736 Sitze voll kriegt. Das ist eine schwierige Aufgabe, gebe ich zu, aber als Kulturpolitiker sollte man sich diese Gedanken fragen. Ich finde, neue Konzepte diesbezüglich wären wirklich nicht so schlecht. (GR Ernst Woller: Wir sind froh, dass wir ein Kino haben, wo 736 Leute hineingehen, wenn wir es brauchen!) Ja, eh, bei der Viennale funktioniert es super. Die Viennale sollte überhaupt drinnen bleiben. (GR Ing Mag Bernhard Dworak: Aber dafür gibt es keine Kinoförderung!)

 

Kommen wir zur Kinoförderung, genau. Ich habe jetzt schon öfters im Gemeinderat deponiert, möchte es trotzdem noch einmal sagen, ich halte es für ganz wichtig, dass die kulturelle Nahversorgung für die Kleinkinos und für die Programmkinos in dieser Stadt erhalten bleibt. Die großen Kinos, also die Cineplex und Multiplex, die es in dieser Stadt gibt, haben die Möglichkeit, auf dem technisch neuesten Stand zu sein. Für die Kleinkinos wird es immer schwieriger. Wir haben im Vorjahr ein neues Punkteprogramm beschlossen, wo das künstlerische Niveau der Kinos gepunktet wird und die Förderungen vergeben werden. Wir haben zugestimmt. Wir halten das für eine kluge Idee, allerdings fehlen jetzt auf der anderen Seite die Fragen der technischen Investitionen. Da fehlen uns tatsächlich ein Konzept und eine Idee, wie man das machen könnte.

 

Wir werden daher einen Antrag einbringen, um die Kostenherausforderungen wie Digitalisierung und der

 

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